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Szene-HammerDie Wiege des Kölschrock: Kölner Kneipen-Legende macht dicht

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Lange ist's her: Jürgen Zeltinger in seinen wilden Jahren mit Bikini und einer schönen Unbekannten im Roxy.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Für Kölner Nachtschwärmer, Musiker, Künstler und solche, die sich dafür halten, ist es ein harter Schlag. Ein Corona-Hammer, der schmerzt: Das Roxy an der Aachener Straße bleibt geschlossen und wird auch nicht mehr geöffnet. Es ist das Ende einer Kneipen-Legende, das Zuhause unzähliger Kölsch- und Musikfans, wo sich junge Kölner ausprobierten, die später international gefeierte Stars wurden. 

Wegen Corona: Keine Neueröffnung von Kölner Kult-Club Roxy 

Nach 46 Jahren heißt es: „Das Roxy ist tot, lang lebe das Roxy.“ So emotional verabschiedeten sich die derzeitigen Betreiber von ihren Stammgästen auf Facebook. Wegen der Corona-Krise mache es keinen Sinn mehr für sie, an ihrem Mietverhältnis festzuhalten. Der Zehn-Jahresvertrag wäre Ende des Jahres ausgelaufen. Nun habe man sich mit dem Vermieter vorzeitig geeinigt. 

Roxy an der Aachener Straße in Köln: Mietvertrag läuft aus

„Aber keine Sorge, vom DJ Pult über die Musik- und Lichtanlage wird alles sicher eingemottet. Sogar die berühmte Leuchtreklame wird eingelagert. Wir sind unendlich dankbar, dass wir uns fast zehn Jahre an diesem ehrwürdigen Ort entfalten durften“, schreibt Wirt Tobias auf Facebook.

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Das Roxy an der Aachener Straße, aufgenommen am 15. Mai 2020.

Für Horst Leichenich (71) markiert das Roxy-Aus so etwas wie das Ende seines Lebenswerks. Er war es, der das Kult-Lokal 1974 eröffnete, das bis 1983 an der Maastrichter Straße 20 beheimatet war. „Ich habe Anfang der 70er so häufig in Kneipen rumgehangen, dass ich irgendwann fand, dass es lukrativer sei, in einem eigenen Lokal Kölsch zu trinken“, blickt Leichenich, der in der Kultur-Szene liebevoll nur „der dicke Horst“ genannt wird, im EXPRESS-Gespräch zurück.

Roxy in Köln: David Bowie statt Heino und Heintje

Statt Heino oder Heintje gab es im Roxy Velvet Underground, David Bowie oder Roxy-Music zu hören. Das traf den Nerv der jungen Kreativen in Köln. Heiner Lauterbach verkehrte hier in seinen Jugendjahren – oder Dirk Bach (†), der als Jugendlicher immer früh nach Hause musste, „weil er am nächsten Tag Schule hatte“, so Horst Leichenich.

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Gastronom Horst Leichenich hob 1974 das „Roxy“ aus der Taufe.

An der Theke standen damals noch unbekannte Künstler wie Sigmar Polke (†), der es später zu Weltruhm brachte. Und wenn einer wie er mal die Zeche nicht zahlen konnte, sagte Horst ganz einfach: „Junge, dann mal mir ein Bildchen...“ Der Gastronom lächelt und schiebt hinterher: „Ist ja nicht jeder von denen groß rausgekommen, die mir was gemalt haben...“

Dafür einige andere. Hier zwei schöne Anekdoten:

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Maler-Star Sigmar Polke (†2010) verkehrte früher oft im Roxy.

Bevor Udo Kier Schauspieler wurde und in Hollywood Karriere machte, wollte er im Roxy kellnern. Der unerfahrene Schützling sollte auf der Theke Bierdeckel verteilen, erzählt Horst. Gesagt, getan. Aber erst spät abends merkte der Wirt, dass sich Udo Kier ordentlich vergriffen hatte: Er hatte die Deckel aus einem Regal genommen – genau die Deckel, auf denen Stammgäste anschreiben ließen...

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Schauspieler Udo Kier versuchte sich im Roxy als Kellner...

Weihnachten 1978 wurde im Roxy der Kölschrock erfunden: Künstler Theo Lambertin war von einer Martinique-Reise zurückgekehrt und veranstaltete eine Südsee-Party. Dafür wurde eine Band gegründet: die "Dämmerlois". Neben Theo Lambertin sangen Arno Steffen und Jürgen Zeltinger eine akustische Version eines Hits der „Ramones“ mit kölschem Text: „Müngersdorfer Stadion“.

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Erkannt? Musiker Arno Steffen („L.S.E“) in seinem jungen Jahren im schicken Leoparden-Outfit im Roxy.

Weiberfastnacht 1979 wurde dann das Ganze mit Strom aufgenommen: Produzenten-Legende Conny Plank (†) nahm die Zeltingerband live auf, im Keller des kleinen Lokals am Mischpult sitzend, daneben kläffte Horsts Rottweiler Arko, erinnert sich Jürgen Zeltinger im EXPRESS: „Der Bassist stand auf dem Damen-Klo, der Gitarrist auf der Herrentoilette, und ich stand neben der Theke. Ich war praktisch während des Saufens am Singen."

Die bekannte Leuchtreklame, die Horst Leichenich und sein Kumpel Michael Nopens einst vom alten „Roxy“-Kino am Chlodwigplatz retteten, wird in den kommenden Tagen am Lokal an der Aachener Straße entfernt. „Die wird bei mir  zu Hause einen guten Platz finden“, sagt Horst.

Der kleine Roxy-Schriftzug hängt seit einigen Jahren im Kölnischen Stadtmuseum. Zurecht: Das Roxy ist ein einzigartiges Kapitel Kölner Kulturgeschichte.