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Riesiger Müllberg in KölnProtest wird kaum zu übersehen sein

Mit „An Empire Built on Waste“ (Ein Imperium aus Abfall ) übt der Digitalkünstler und Designer Emanuele (Jane) Morelli Kritik an Fast Fashion. Greenpeace nimmt die Kunst zum Vorbild für einen Protest in Köln.

Mit „An Empire Built on Waste“ (Ein Imperium, gebaut auf Abfall) übt die Digitalkünstlerin und Designerin Emanuele Morelli Kritik an Fast Fashion. Greenpeace nimmt die Kunst zum Vorbild für einen Protest in Köln.

Müll ist mit Abstand eines der drängendsten Probleme in Köln, warum sollte da ein fünf Meter hoher Berg alten Klamotten absichtlich mitten in der Stadt platziert werden? 

Für die Kölnerinnen und Kölner ist der Anblick von Müll auf den Straßen und neben den Mülleimern längst zur traurigen Normalität geworden – doch dieser fünf Meter hohe XXL-Berg, bestehend aus Textilmüll, wird mit Sicherheit für einige staunende Gesichter sorgen.

Fünf Meter soll der Müllberg hoch werden, am 4. November ab 15 Uhr soll er mitten auf dem Rudolfplatz zu sehen sein, so der Plan von Greenpeace. Der Umweltverein will mit der Installation ein Zeichen setzen – gegen Fast Fashion und Billigklamotten. Und für ein Gesetz, das dem Einhalt gebieten soll.

Der Anlass für die riesige Kleiderstatue ist der Black Friday Ende November. Am letzten Freitag des Monats und meist auch schon vorher bieten auch in Köln viele Geschäfte und Onlinehändler satte Rabatte –  jedenfalls versprechen sie das. Für viele gehört der Tag nur wenige Wochen vor Weihnachten längst zum umsatzstärksten Tag des Jahres. Auch der Modehandel profitiert davon.

Modekonzerne würden erneut den „Kauf von Wegwerfkleidung mit aggressiven Rabattaktionen weiter anheizen“, so formuliert es Greenpeace. Dagegen wollen die Aktivisten protestieren. Das Motto soll lauten: „Fast Fashion: Billig gekauft, teuer bezahlt“. 

Vorbild für die Müll-Installation ist die italienische Künstlerin Emanuele Jane Morelli. Morelli protestiert mit ihren digitalen Werken unter dem Titel „An Empire Built on Waste“ (Ein Imperium, gebaut auf Abfall) gegen Unternehmensgiganten wie Shein, die von Fast Fashion protestieren. Sie zeigen riesigen Berge und ganze Landschaften aus Müll und Textilabfällen.

Ganz so gewaltig wie auf den Bildern von Morelli wird der Müllberg in Köln sicher nicht – doch er besteht aus besonderen Textilien. Sie stammen aus Accra in Ghana, erklärt die Umweltorganisation, vom dortigen Kantamanto-Markt. Er zählt zu den größten Second-Hand-Märkten der Welt, dort sorgen auch Altkleider aus Deutschland für eine Umweltbelastung. 

Aktivisten sammelten in Ghana satte 4,6 Tonnen Textilien (rund 19.000 Kleidungsstücke) und brachten sie nach Deutschland. Eine ähnliche Installation war bereits Mitte Oktober in Berlin zu sehen:

„Fast Fashion steht für ein Wirtschaftssystem, das Ressourcen verheizt und Menschen im globalen Süden mit unserem Müll allein lässt. Das muss ein Ende haben“, erklärt Kordula Rix von Greenpeace Köln.

Die Lösung für das Problem soll laut Greenpeace ein Anti-Fast-Fashion-Gesetz sein, ähnlich wie in Frankreich. Dort passierte es im Juni den Senat.

Es soll eine Sonderabgabe auf Fast-Fashion-Produkte umfassen und gleichzeitig nachhaltigere Alternativen wie Secondhand, Reparatur- oder Tauschsysteme fördern. Auch Werbung für Fast Fashion soll verboten werden. Ein Rechtsgutachten komme laut Greenpeace zu dem Ergebnis, dass so ein Gesetz auch in Deutschland möglich sei.

Kordula Rix: „Nur ein starkes Anti-Fast-Fashion-Gesetz kann die Kleiderflut stoppen. Die Politik hat alle rechtlichen Möglichkeiten, diesen Irrsinn zu beenden. Sie muss sie nun auch nutzen.“ Die Hersteller müssten endlich Verantwortung übernehmen. (mg)