Heimliche ÜbernahmeInhaber von Kölner Kneipe zieht Bilanz: „Hätte ich damals gewusst“

David Stasch und seine Frau stehen vor „Em Hähnche“

David Stasch hat „Em Hähnche“ in Köln im August 2022 übernommen. Auf dem Foto ist er bei der Eröffnung mit seiner Frau Laura zu sehen.

David Stasch feiert als Inhaber der kölschen Kult-Kneipe „Em Hähnche“ im Gereonsviertel seinen ersten Geburtstag. Gegenüber EXPRESS.de hat er ein Fazit zu seinen ersten zwölf Monaten als Wirt gezogen.

von Antonia Raabe  (ra)

Ein Jahr ist es her, dass David Stasch das „Em Hähnche“ in der Christophstraße im Schatten von St. Gereon eröffnet hat – und damit in riesige Fußstapfen getreten ist.

Denn: Knapp 22 Jahre betrieben Manfred und Elke Zender zuvor den Laden, bewirteten kölsche Prominenz, Politikerinnen und Politiker, haufenweise Stammkundinnen und Stammkunden – und machten aus ihm einen echt kölschen Kult-Betrieb. An Rosenmontag 2022 verabschieden sie sich von der Gastro-Bühne, still und heimlich übernahm Stasch.

Kölner Kult-Kneipe hat seit einem Jahr einen neuen Besitzer

Im Gespräch mit EXPRESS.de hat er nun die ersten zwölf Monate Revue passieren lassen – und auf eine aufregende Zeit zurückgeblickt. „Das erste Jahr war weitaus erfolgreicher, aber auch weitaus anstrengender als ich es gedacht habe“, lautet sein spontanes Fazit.

Der Spielerberater war bei der Übernahme absoluter Gastro-Laie – und bekam dies an einigen Ecken zu spüren.

„Hätte ich damals gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich mich wahrscheinlich dagegen entschieden, den Laden zu übernehmen. Die Fußstapfen waren riesig“, gesteht er heute, fügt aber sofort hinzu: „Ich hab etwas begonnen, dann ziehe ich es durch. Ich bereue nichts und es macht wirklich Spaß.“

Dass viele Gäste der Traditionskneipe den Rücken kehrten, habe ihn am Anfang in Sorge versetzt. „Es gibt Kritiken, die sind gerechtfertigt, aber es gibt Lästereien, das ist dummes Zeug. Das war zu Beginn emotional sehr bitter, weil ich das nicht kannte. Es gibt immer welche, die sagen, dass es früher besser war. Aber muss man hinnehmen“, berichtet Stasch.

Gladbach, Pauli, Werder und mehr

Diese Fußball-Kneipen gibt es in Köln

Die „Flotte“ von außen.

Vielen Kölnerinnen und Kölnern dürfte die „Flotte“ am Zülpicher Platz als Partylocation ein Begriff sein. Besonders freitags und samstags in den Abendstunden steppt dort der Bär. Doch die „Flotte“ kann nicht nur Tanz und Musik. Sie ist auch unter Fußball-Fans bekannt – und zwar besonders bei den Anhängerinnen und Anhängern vom SV Werder Bremen, die sich dort regelmäßig zum grün-weißen Rudelgucken versammeln.

BVB-Fans schauen auf die Leinwand.

In die „Kölschbar“ an der Lindenstraße zieht es regelmäßig Fans von Borussia Dortmund. An Spieltagen verwandelt sich der kleine, aber feine Innenraum der Kneipe dann in ein Meer aus schwarz-gelben Trikots.

Chris Epting, Chef des Berrenrather hält vor dem Laden ein Schild des VfB Stuttgart hoch.

Unschwer ist am „Berrenrather“ auf der Berrenrather Straße in Köln-Sülz zu erkennen, welche Fußball-Fans der Gastronomiebetrieb besonders gerne zu Fußballspielen beherbergt. Denn: Dort prangt ein Schild, auf dem das Wappen des VfB Stuttgart deutlich zu erkennen ist. Das „Berrenrather“ bezeichnet sich laut Internetseite selbst als „Auslandsschwabenstützpunkt“ und gilt als offizieller VfB-Fantreff. Das Foto von Chef Chris Epting stellte er EXPRESS.de am 7. August 2023 zur Verfügung.

Im „Piranha“ läuft der Fernseher.

Im „Piranha“ auf der Kyffhäuserstraße steht den Gästen laut Internetseite frei, welche alle Spiele sie verfolgen möchten. Besonders wird jedoch hervorgehoben, dass auch die Fans des FC Bayern München nicht zu kurz kommen.

Gäste im Stiefel in Köln schauen das WM-Spiel zwischen Deutschland und Japan.

Obwohl Borussia Mönchengladbach der Erzfeind des 1. FC Köln ist, haben Fans des Klubs vom Niederrhein auch in Köln einen Ort, an dem sie die Bundesligaspiele ihres Vereins gemeinsam schauen können. Im „Stiefel“ auf der Zülpicher Straße versammeln sich zu Gladbach-Spielen regelmäßig viele Fans. So viele, wie ansonsten in Köln wahrscheinlich nicht auf einem Haufen zu sehen sind.

Die „Lotta“ in der Kölner Südstadt.

Die „Lotta“ auf dem Kartäuserwall, in der Nähe des Chlodwigplatzes, brummt nicht nur bei Spielen des 1. FC Köln. Auch der FC Sankt Pauli ist ein Herzens-Klub des Kneipenkollektivs, das regelmäßig die Spiele des Hamburger Vereins überträgt. „Kein Fußball den Faschisten“ prangt hier passend dazu als Banner im Innenraum der Kneipe an der roten Wand.

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Doch während sich die einen abwendeten, kamen andere hinzu. „Der Teil, der neu dazu gekommen ist, war überraschend groß“, stellt der Wirt klar.

Sein Geheimrezept: „Die Leute sollen nicht wegen des besten Schnitzels oder des besten Bieres kommen, sondern wegen der Liebe zum Detail.“ Mit Mut und Leichtsinnigkeit habe der vierfache Familienvater dem Laden seinen Charakter gegeben.

„Das ist mir gelungen“, konstatiert er und erzählt stolz, dass die guten Bewertungen seiner eigenen Philosophie Recht geben.

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Glücklich sei er über das gute Verhältnis mit den langjährigen Vorbesitzern. Das ein oder andere Mal habe er Manfred schon angerufen und nach Rat gefragt. „Sie stehen mir immer zu Seite“, sagt Stasch.

Und wie schaut er in die Zukunft? „Wir müssen die Arbeitszeiten justieren. So wie es die letzten zwölf Monaten war, ist es körperlich nicht möglich. Aber es gibt keine Gedanken, den Laden wieder aufzugeben. Wir machen kleine Schritte nach oben und das macht mir Freude.“