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Flucht in OpferrolleReker-Attentäter: „Ich war kein Nazi - das ist ein Schimpfwort“

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Reker-Attentäter Frank S. (44) versteckt sein Gesicht hinter einem Aktenordner.

Düsseldorf – Beim Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Reker-Attentäter Frank S. (44) vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hat der Angeklagte sehr detaillierte Einblicke in sein Leben gegeben.

Frank S. wuchs in Bonner Pflegefamilie auf

Ausführlich schildert er seinen Lebenslauf. 1971 wird er in Düsseldorf geboren, wächst anschließend in Bonn auf. Als Frank S. etwa vier Jahre alt ist, kommt er in eine Pflegefamilie. Er durchläuft die Grundschule, besucht dann die Gesamtschule in Bonn-Beuel.

Ob es Probleme in der Schule gegeben habe, fragt die Richterin Barbara Havliza. „Ein paar Streiche habe ich schon gemacht", sagt der Angeklagte. Er macht einen Hauptschulabschluss, mit 18 Jahren fliegt er bei seinen Pflegeeltern raus. „So toll“ sei die Zeit in der Pflegefamilie nicht gewesen.

Der Vater habe ihn körperlich gezüchtigt. „Da hat es öfters mal gescheppert“, sagt S. Er sei ein besonderes Ziel des Vaters gewesen. „Ich war schon immer recht stur, da reichte ein falsches Wort“, meint der Angeklagte. Positive Erinnerungen habe er an die Urlaube in Spanien. Mit zehn Kindern seien sie im VW Bully dorthin gefahren. „Es war nicht alles schlecht.“

Ausbildung wegen Knast-Aufenthalt nicht beendet

S. beginnt eine Ausbildung zum Maler und Lackierer, verpasst seinen Abschluss aber, weil er wegen politisch motivierter Straftaten mehr als drei Jahre ins Gefängnis muss. Frank S. soll zu dem Zeitpunkt einer Neonazi-Gruppierung angehört haben.

Dass Frank S. vor dem Staatsschutz-Senat so ausführlich über sein Leben spricht, erklärt er mit Aussagen, die seine Angehörigen zuvor bei der Polizei gemacht hätten. Angeblich zeichneten sie kein gutes Licht von ihrem Sohn und Bruder. „Ich hab das in den Akten gelesen, das kann ich so nicht stehen lassen“, sagt Frank S. und erhebt seine Stimme.

Angeklagter: „Ich war immer politisch interessiert“

1997 wird er zu der Haftstrafe verurteilt, frühere Bewährungen werden widerrufen. Warum er damals einsaß, will er zunächst nicht sagen. „Ich habe meine Straftaten verbüßt und kann nicht zweimal dafür bestraft werden“, raunzt er die Richterin an.

Dann sagt er aber, dass es sich um Schlägereien in der rechten Szene gehandelt habe. Der Gejagte sei er gewesen, etwa von der Antifa. Die Richterin spricht den Angeklagten anschließend auf sein rechtes Gedankengut an. „Ich war immer sehr politisch interessiert“, sagt Frank S.

Er spricht über den hohen Ausländeranteil im Bonner Stadtteil Tannenbusch, in dem er gewohnt habe. Und Probleme, weil er kurz geschorene Haare und „T-Shirts mit dem falschen Schriftzug“ getragen habe.

In der rechten Szene unterwegs

S. gibt zu, sich in der rechten Szene bewegt zu haben. Richterin Havliza fragt den Angeklagten nach der Bezeichnung "Berserker Bonn", die sich S. hatte tätowieren lassen.

Das sei der Name ihrer Clique gewesen, meint Frank S.. Wirklich zugehörig zu einer Neonazi-Gruppe fühlte er sich nach eigener Aussage nicht. „Wir haben uns von keiner Ideologie leiten lassen, wir wollten einfach nur frei sein.“

Die "Berserker Bonn" seien eine Art Bürgerwehr gewesen. S. gesteht ein, auf rechten Demonstrationen gewesen zu sein. Sie seien auch selbst als Gruppe durch die Stadt gezogen. Parolen hätten sie dabei aber nicht gegrölt.

Frank S. gibt das Unschuldslamm

Er hätte immer nur reagiert, wenn er von Linken oder Ausländern angegriffen worden sei. „Ich habe nie unschuldige Bürger angegriffen“, meint er. Immer nur habe er sich gewehrt.

Verharmlosungen, die offenbar auch der Richterin komisch vorkommen. Havliza hinterfragt die Aussagen, will wissen, warum S. denn als rechter Schläger wahrgenommen worden sei.

Er habe Springerstiefel getragen und Kleidung, die in der Neonazi-Szene beliebt gewesen sei, entgegnet der Angeklagte. „Warum wurden sie denn immer verurteilt und die anderen nicht?“, fragt die Richterin. Frank S. antwortet, die Justiz habe es eben auf Rechte mehr abgesehen als auf Linke.

„Ich war ein wertkonservativer Rebell“

In der JVA Rheinbach sei er aufgrund seiner rechten Gesinnung von Mithäftlingen angegriffen worden. „Waren Sie ein Nazi?“, fragt die Richterin ganz konkret. „Nein, ich war kein Nazi, sondern ein wertkonservativer Rebell“, lautet seine Antwort.

„Geht man pünktlich zur Arbeit, gilt man schon als Nazi. Für mich ist das ein Schimpfwort“, meint Frank S. Er sei einfach ein kritischer Mensch...