Odyssee im KofferraumÜberfallener Kölner Juwelier – „glaubte, meine letzte Stunde hat geschlagen“

Der Juwelier Georg K. (81) hat als Zeuge ausgesagt.

Georg K. (81) hat am Montag (13. März 2023) vor dem Kölner Landgericht ausgesagt. Der Kölner Juwelier wurde im März letzten Jahres überfallen und in seinen Kofferraum gesperrt. 

Ein spektakulärer Überfall auf einen Kölner Juwelier wird derzeit vor Gericht verhandelt. Jetzt hat das Opfer (81) ausgesagt. 

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Sie haben ihm eine Plastiktüte über den Kopf gezogen, ihn gefesselt, in den Kofferraum seines Autos gesperrt und sind dann stundenlang mit ihm durch die Stadt gefahren ... Was dem Kölner Juwelier Georg K. (81) vor einem Jahr passierte, ist ein wahr gewordener Alptraum.  

Er habe mit dem Leben abgeschlossen, erzählt der 81-Jährige am Montag (13. März 2023) vor Gericht. Während er den Horror schildert, sitzen ihm fünf Angeklagte (28 bis 59) gegenüber. Sie sollen während K.s Odyssee im Kofferraum sein Schmuck- und Goldgeschäft in der Kölner Altstadt-Süd ausgeräumt haben.

Prozess in Köln: Juwelier Georg K. (81) schildert vor Gericht den Überfall

Es war der 9. März 2022, als Georg K. nach Geschäftsschluss im Parkhaus an der Sternengasse überfallen wurde. Zwei Männer sollen ihm aufgelauert und auf ihn eingeschlagen, ihm in den Rücken getreten haben. „Ich wollte schreien, da hatte ich schon die Faust am Mund“, erzählt der Juwelier. Seine Brille ging zu Bruch. Er verlor das Bewusstsein. „Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Kofferraum, eine Plastiktüte über dem Kopf“, so Georg K.  

Er habe keine Luft bekommen, gedacht, er sticke, erzählt der Geschäftsmann weiter. Der 81-Jährige ist herzkrank und Diabetiker. Einer habe ihm dann die Tüte abgenommen und flach auf das Gesicht gelegt. Weil sie ihm die Jacke runtergezogen hätten, habe er auch sehr gefroren. „Ich habe geglaubt, meine letzte Stunde hat geschlagen“, sagt er leise. Er habe Angst gehabt, den Tag nicht zu überleben, dass das Auto mit ihm im Rhein versenkt wird. 

Juwelier in Köln überfallen: Laut Anklage mehr als 300.000 Euro Beute

Mit Hilfe der Schlüssel von Geschäft und Gittertor, die sich mit am Autoschlüsselbund befanden, sollen die fünf Komplizen der beiden Männer in den nahegelegenen Schmuckladen des Opfers an der Straße „Hohe Pforte“ eingedrungen sein. Sie sollen unter anderem beide Tresore geplündert haben. Laut Anklage erbeuteten sie insgesamt Schmuck und Uhren im Wert von 300.000 Euro sowie 7000 Euro Bargeld. 

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Zuvor war Georg K. schon der Schmuck abgenommen worden, den er zum Polieren mit nach Hause nehmen wollte. Sie hätten auch seinen Ring gewollt, sagt er. Als er flehte, dieser sei ein Geschenk von seiner Frau, ein Andenken, hätten sie ihm den Ring gelassen. 

Raub auf Juwelier in Köln: Odyssee im Kofferraum endet auf Parkplatz

Nach rund fünf Stunden endete die Horror-Fahrt für den Juwelier: auf dem Parkplatz des Vingster Wochenmarktes. Dort wurde das Auto mit ihm im Kofferraum einfach zurückgelassen. Zum Glück hörten Fußgänger seine Hilferufe. Der 81-Jährige hatte eine leichte Gehirnerschütterung, Prellungen und eine dicke Lippe, musste ambulant behandelt werden. 

Es sei ihm anschließend sehr schlecht gegangen, so Georg K. Vor allem psychisch. Alpträume, Schlaflosigkeit. „Jedes Mal, wenn ich rausging, habe ich gezittert.“ Auch jetzt noch, wenn er zu seinem Auto gehe, würde er in jede Ecke gucken und sofort die Knöpfchen runterdrücken. 

Am Ende blickt er eine der Angeklagten fest an. Die zierliche Frau hat häufiger bei ihm im Schmuckgeschäft geholfen und gilt als Initiatorin des Überfalls, sie war auch am Tattag da und hat mit ihm gemeinsam den Laden verlassen. Nach dem Überfall habe er sie gefragt, ob sie ihn verraten habe, erzählt der 81-Jährige dem Gericht: „Sie hat mir auf ihre Kinder geschworen, dass sie nicht die Verräterin war.“

Eine Angeklagte sitzt neben ihrem Anwalt.

Die Angeklagte, die als Initiatorin des Überfalls gilt, sitzt am Montag (13. März 2023) neben ihrem Verteidiger.

Seit ihrer Festnahme sitzt die Frau in U-Haft. Sie bestreitet die Tat, wird aber von Mitangeklagten schwer belastet. Außerdem wurde unter anderem am Tatort vor einem der geplünderten Safes ein Handschuh mit ihrer DNA gefunden. 

Von den fünf Angeklagten sitzt noch ein weiterer in U-Haft, die übrigen drei sind auf freiem Fuß. Nicht auf der Anklagebank sitzen die beiden mutmaßlichen Angreifer aus der Tiefgarage, das Verfahren gegen sie wurde abgetrennt und soll im September beginnen.