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Prozess in KölnNachhilfeschüler sexuell missbraucht? 61-Jähriger in Plauderlaune

Der Angeklagte hält sich einen Aktenordner vor das Gesicht, sein Anwalt beugt sich zu ihm.

Prozessauftakt am Mittwoch (1. Februar 2023) vor dem Kölner Landgericht: Der angeklagte Nachhilfelehrer will nicht erkennbar sein und hält sich für das Foto einen Ordner vor das Gesicht. Neben ihm: Verteidiger Albert Stumm. 

Ein Nachhilfelehrer steht in Köln vor Gericht, weil er mehrere Schüler sexuell missbraucht haben soll. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Die Vorwürfe wiegen schwer, dennoch verfällt der Angeklagte (61) in einen regelrechten Plauderton ... Seit Mittwoch (1. Februar 2023) muss sich der ehemalige Besitzer einer Nachhilfeschule in Hürth wegen des sexuellen Missbrauchs von insgesamt neun Jungen verantworten. 

Er wolle sich sowohl zu seiner Person als auch zur Sache äußern, erklärt der 61-Jährige, der seit August 2022 in U-Haft sitzt, gleich zu Anfang. Das tat er dann auch sehr ausführlich. Aufregung war ihm kaum anzumerken, fast plaudernd schilderte er unter anderem die Angebote an seiner Schule und schweifte so aus, dass ihn die Vorsitzende Richterin ermahnen musste. 

Prozess in Köln: Sexuelle Übergriffe bei Entspannungsübungen

Der Angeklagte bot ab 1995 Nachhilfeunterricht in verschiedenen Schulfächern an, ab 2008 kombinierte er den Unterricht individuell mit Konzentrations-/Entspannungsübungen. Bei letzteren soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. 

Laut Anklage soll der 61-Jährige minderjährige Nachhilfeschüler in 40 Fällen durch Manipulationen und Berührungen sexuell missbraucht beziehungsweise in zehn Fällen in sexueller Weise körperlich berührt und dadurch belästigt haben. Mutmaßlicher Tatzeitraum: Januar 2021 bis Juni 2022. 

In Nachhilfeschule in Hürth soll es zu sexuellem Missbrauch gekommen sein

„Was verstehen Sie unter Konzentrationsübungen?“, will die Vorsitzende Richterin wissen. Ein Besinnen auf das Innere, erklärt der Angeklagte und schildert sein Vorgehen, wo er welche Hand auf den Bauch des Schülers gelegt, wie er gedrückt und mit den Händen über die Beine von Oberschenkel bis Fuß gestrichen hat.

Diese körperbetonten Konzentrationsübungen habe nur er mit den Schülern gemacht, erzählt der 61-Jährige. Seine Honorarkräfte hätten nur die klassische Nachhilfe gegeben. „Sie sind jung, ihnen fehlt die Erfahrung“, so seine Erklärung. 

Köln: Richterin hakt in Prozess wegen sexuellen Missbrauchs mehrfach nach

Wie er denn auf die Idee kam, Kinder am Oberschenkel zu berühren, ohne die Erlaubnis der Eltern einzuholen, fragt die Vorsitzende Richterin. Der Angeklagte: „Sie haben recht, ich war in der Hinsicht naiv. Mein Eindruck war, dass die Schüler es als angenehm empfanden.“

Daher hätte ihn ein Anruf der Mutter eines Schülers im April letzten Jahres regelrecht aufgeschreckt, erklärt er. „Sie sagte, es sei ihrem Sohn zu intim gewesen.“ Erneut schildert er dem Gericht, dass er bei der Übung die Hand auf den Unterbauch gelegt und rhythmische Bewegungen gemacht habe. „Ich habe nie den Penis berührt“, beteuert er. Es sei auf jeden Fall nicht bewusst gewesen. 

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„Warum erzählt der Junge das dann?“, hakt die Vorsitzende Richterin nach und macht dem Angeklagten klar, dass alle Kinder im Prozess gehört werden. Die Richterin: „Wenn Sie sich entschlossen haben, sich hier geständig einzulassen: So ein Rumeiern ist aus unserer Sicht keine umfassende Einlassung. Das muss Ihnen bewusst sein!“ 

Sexueller Missbrauch in Nachhilfeschule in Hürth: Angeklagter räumt zwei Fälle ein

Zwei Fälle räumt der 61-Jährige dann ein. Unter anderem eine Tat gegenüber einem damals Elfjährigen. „Ich habe meine Hand auf seinen Penis gelegt und Druck ausgeübt. Das habe ich gemacht, da habe ich ihn sexuell berührt“, gesteht er.  

Der Angeklagte hat bereits im frühpubertären Alter gemerkt, dass er auf Männer steht. Aktuell ist er in einer Beziehung mit einem 48-jährigen Lehrer.

Auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin erklärt er, dass er sich nie zu deutlich jüngeren Männern oder Kindern hingezogen gefühlt habe. Die Nachhilfeschule hat der Angeklagte inzwischen verkauft. Mit einem Urteil gegen den 61-Jährigen wird Mitte März gerechnet. (iri)