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Horror-Prozess in KölnSchock-Vorwürfe gegen Ehepaar

Die Angeklagten, ein Ehepaar, sitzt neben ihren Verteidigern auf der Anklagebank.

Vor Verhandlungsbeginn: Ein Leverkusener Ehepaar (mit gepixelten Gesichtern) muss sich wegen Kindesmissbrauchs verantworten. Die Strafanwälte Iris Stuff und Gordon Christiansen verteidigen sie.

Unfassbare Vorwürfe am Kölner Landgericht: Eine Frau (34) aus Leverkusen soll ihre kleinen Halbschwestern jahrelang missbraucht und gefilmt haben – für ihren pädophilen Ehemann (47).

Es sind Vorwürfe, die einem den Atem stocken lassen. Ganze 40 Minuten dauerte es, bis die Staatsanwältin am Kölner Landgericht die Anklageschrift verlesen hatte. Im Fokus: eine 34-jährige Frau aus Leverkusen.

Sie soll ihre eigenen Halbschwestern über sechs Jahre lang schwer sexuell missbraucht haben. Schlimmer noch: Sie soll davon Videos gemacht haben, um ihren pädophilen Ehemann zu befriedigen. Die Opfer waren damals nicht einmal vier und sechs Jahre alt.

Auf der Anklagebank sitzt eine unscheinbare, junge Frau, die gefasst wirkt. Neben ihr: ihr Ehemann Jens U. (47, Name geändert). Doch der Schein trügt. Der Mann ist bereits rechtskräftig wegen Pädophilie zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Seinen Haftantritt konnte der EDV-Experte aus Steinbüchel bisher immer wieder hinauszögern. Unglaublich: Das Paar, das sich online kennengelernt hat, ist immer noch verheiratet.

Die perfide Masche lief laut Anklage über Jahre. Während Jessica U. (Name geändert) bei ihrer Familie in Niedersachsen lebte, soll sie die Taten an ihren Halbschwestern begangen und gefilmt haben. Ihr späterer Ehemann Jens U., der damals noch in Leverkusen mit einer anderen Frau verheiratet war, soll per Online-Verbindung Regie geführt haben. Die Videos, die auf seinen Datenträgern gefunden wurden, dienten laut Anklage seiner sexuellen Befriedigung. In fast 30 Fällen soll es ums Eincremen und Entblößen der kleinen Mädchen gegangen sein.

Horror-Prozess in Köln: Angeklagte nur Marionette ihres Mannes?

Jahrelang lief die Beziehung zu Jessica parallel zu seiner ersten Ehe. Nachdem die Scheidung 2015 durch war, zog Jessica zu ihm nach Leverkusen, 2018 folgte die Hochzeit. Das Paar bekam eine gemeinsame Tochter, die das Jugendamt jedoch aus der Familie nahm und in einer Pflegefamilie unterbrachte.

Doch war Jessica U. nur eine Marionette ihres Mannes? Ihre Verteidigerin Iris Stuff deutete am ersten Prozesstag eine mögliche Strategie an. Der deutlich ältere und lebenserfahrenere Jens U. könnte die junge Frau manipuliert und zu den Taten angestiftet haben. „Sie ist auch zu einem großen Teil Opfer“, so die Anwältin.

Eine Einschätzung, die aufmerksame Prozessbeobachter und Prozessbeobachterinnen teilen könnten, denn Jens U. trat vor Gericht extrem souverän und abgeklärt auf. Dennoch muss sich die Frau für ihre Taten verantworten. Laut Anklage wusste sie genau, was sie tat.

Halbschwestern treten als Nebenklägerinnen auf

Die beiden Halbschwestern, heute junge Frauen um die 20, treten im Prozess als Nebenklägerinnen auf. Den Kontakt zu ihrer Peinigerin haben sie verständlicherweise komplett abgebrochen.

Trotz der monströsen Vorwürfe und der Verurteilung ihres Mannes scheint die Ehe zu halten. Auf die Frage, warum, antwortete Jessica U. mit einem Satz, der fassungslos macht: „Ich habe ihm eine Chance gegeben.“

Kurz nach Verlesung der Anklage wurde die Öffentlichkeit am ersten Prozesstag ausgeschlossen. Auch am zweiten Verhandlungstag werden die Türen verschlossen bleiben: Dann sagen die Opfer aus. (red)