„Porz 1975“Kölner Schulfreunde mit Liebeserklärung für ihren Bezirk – Hommage an die Stadt und die Menschen

Drei Männer stehen neben einer Stele.

Das Trio Schmitz & Niebuhr – echte Porzer Jungs: Bernd Wilberg, Marco Trovatello und Dierk Düchting.

Das Trio Schmitz & Niebuhr aus Köln hat das Album „Porz 1975“ veröffentlicht. Es ist eine Hommage an ihren Bezirk.

von Ayhan Demirci  (ade)

Sehnsuchtsorte, jeder kennt das: Ach, wie schön ist Panama! Aber streichen Sie das mal – denn: Ach, wie schön ist Porz!

Drei Porzer haben für ihren Stadtteil, der einmal eine eigene Stadt war, etwas ganz Besonderes geschaffen: Sie haben ihrer Heimat ein musikalisches Denkmal gesetzt. Nicht mit einem einzelnen Lied, sondern mit einem reich in Szene gesetzten Doppel-Album.

Köln: Trio veröffentlicht Musikalbum „Porz 1975“

Mit der Schallplatte „Porz 1975“ (90 Minuten, 16-seitiges Booklet) erinnern Bernd Wilberg, Marco Trovatello und Dierk Düchting, die sich Schmitz & Niebuhr nennen, an die Eingemeindung von Porz durch die Stadt Köln vor nun 50 Jahren, vollzogen am 1. Januar 1975.

Es ist ein Konzeptalbum, ein musikalisches Roadmovie durch alle damals existierenden Porzer Stadtteile. Jedem der 16 Veedel – von Westhoven über Eil und Porz-Centrum (ja, mit C) bis Wahnheide und Zündorf – ist ein eigenes Stück gewidmet. Man erfährt: Aus verwaltungstechnischen Gründen gab es sogar einen Stadtteil „Flughafen“.

Eine Reise durch die ehemalige Stadt und die Zeit: Bernd Wilberg (57), der wie seine beiden Musikerkollegen das Porzer Stadtgymnasium besuchte, beschreibt den schönen Witz an der Sache: „Es gibt Platten über New York, Tokio und Paris – in diese Reihe gehört nun auch Porz.“ Tusch!

Dann beschreibt der langjährige Redakteur der Kölner Stadtrevue die Idee des Albums: „Es ist eine Platte wie eine Reise durch Porz und die Zeit, eine musikalische Bestandsaufnahme der Stadt am Vorabend ihrer Eingemeindung.“

Hier das Lied „Centrum“ von Schmitz & Niebuhr anhören:

Köln hatte durch die kommunale Gebietsreform an Größe und Format gewonnen, viele Porzerinnen und Porzer aber sahen sich als Verlierer der Fusion und trauerten der Selbstständigkeit nach. Heute gibt es in der ehemaligen Stadt schon lange kein Kino mehr, es gibt kein Schwimmbad im Zentrum und auch kein Theater.

Bernd Wilberg, der selbst in Porz-Eil aufwuchs, erzählt: „Wir wollten Stimmungen einfangen. Ein sommerlicher Grundton liegt über den Stücken, aber auch Melancholie, weil hier etwas zu Ende geht – nicht nur das Ende der aufstrebenden Stadt Porz am Rhein, auch der Fortschrittsoptimismus der Epoche verklingt allmählich.“

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Musikalisch orientierte sich das Trio mit den vorwiegend instrumentalen Stücken am Progressive Rock jener Zeit, für den Bands wie Yes, King Crimson oder Genesis mit ihren oft epischen Songs stehen. „Wir dachten, wir tun jetzt einfach so, als wären wir eine Supergroup der 70er, mit allen Möglichkeiten – Streicher, Bläser, Chöre, Keyboardtürme, überbordende Arrangements und natürlich als Doppel-LP mit Booklet!“

Dem nach Einwohnern kleinsten Porzer Stadtteil – Libur – ist das längste Stück gewidmet. Die Ballade „Heumar“ bildet den sentimentalen Abschluss der Porz-Reise, ehe sich noch ein Spielmannszug aus Langel ins Zeug wirft.

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Bestürzt waren die Porzer Freunde und alle Beteiligten durch den plötzlichen Tod des ehemaligen Musiklehrers am Porzer Stadtgymnasium, Klaus Wegener, den sie für ihr Herzensprojekt hatten gewinnen können. Der angesehene Jazzer hat mit Saxophon, Querflöte und Klarinette zum Gelingen des Albums beigetragen. Nur zwei Monate nach den letzten Aufnahmen verstarb Wegener im Oktober vergangenen Jahres unerwartet. In den Stücken „Ensen“, „Langel“, „Libur“, „Lind“ und „Zündorf“ (wo er lebte) ist er zu hören.

„Porz 1975“, die Hommage an die Stadt und ihre Menschen, ist außer auf Vinyl auf Kassette, dem anderen populären Tonträger jener Zeit, erschienen, ist aber auch auf allen Streamingdiensten verfügbar.