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Natalie DedreuxKölnerin mit Down-Syndrom: Die Domstadt muss inklusiver werden

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Natalie Dedreux kämpft mit Enthusiasmus für die Rechte von Menschen mit Down Syndrom.

Köln – Natalie Dedreux ist 21 Jahre alt und eine echte Kölnerin: Sie liebt den Dom, den Rhein und Karneval. Und sie hat das Down-Syndrom.

Wie lebt es sich mit dieser Behinderung in Köln?

Natalie Dedreux: „Ich bin als Jeck hier geboren“

Natalie hat fast ihr ganzes Leben in Köln verbracht. Sie ist hier zur Schule gegangen, verbringt hier ihre Freizeit und arbeitet auch in Köln. In ihrer Freizeit geht sie gern kegeln oder schwimmen, liebt es aber auch, in Kneipen etwas trinken zu gehen. 

Klingt nach dem Leben einer ganz normalen jungen Frau, ist es aber nicht, denn Natalie hat das Down-Syndrom. „Und das Down-Syndrom ist cool“, sagt sie selbstbewusst und lacht. Auf die Frage hin, was ihr in Köln besonders gefällt, meint sie nur: „Alles!“

„Zu Köln sag ich nur Alaaf“

Aber ganz besonders gefällt ihr der Kölner Karneval und die Karnevalsbands. Zu Karneval kann sie sich verkleiden und richtig feiern gehen.

Sich ein süßes Rotkäppchen- oder Einhornkostüm anzuziehen, kommt für die Kölnerin jedoch nicht in Frage. „Ich bin eher rockig, eben eine richtige Dancing Queen“, ruft Natalie.

Barrierefreiheit und Inklusion in Köln: Bitte mehr davon

Wenn es darum geht, was der jungen Frau in Köln fehlt, braucht sie gar nicht lange zu überlegen: Inklusion. Denn auch Menschen mit Behinderung möchten mitmachen und gesehen werden, so Natalie Dedreux. Teilhabe sei besonders wichtig, für jeden. Und Inklusion heißt nicht nur, an Rollstuhlfahrer zu denken.

Menschen mit Down-Syndrom wie Natalie können häufig Inhalte in Alltagssprache nicht erfassen, da diese ihnen zu komplex ist. Um Natalie und anderen Menschen mit Behinderung zu helfen, wurde die sogenannte „Leichte Sprache“ entwickelt. Bei dieser Sprachform werden Informationen in kurzen Sätzen mit einfachen Worten vermittelt.

Um das Verständnis zu verbessern, werden außerdem kleine Bildchen verwendet, die den Inhalt des Textes verdeutlichen sollen.

Leichte Sprache: erklärt in leichter Sprache

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Leichte Sprache ist wichtig für viele Menschen, die eine Lernbeeinträchtigung haben. Unser Foto zeigt das Logo für Leichte Sprache.

Leichte Sprache heißt:

so reden und schreiben, dass es sehr viele verstehen.

Für Leichte Sprache gibt es bestimmte Regeln.

So spricht und schreibt man in leichter Sprache:

  • Kurze Sätze (nicht mehr als 12 Wörter)
  • Keine Kindersprache
  • Keine Fremdwörter oder Fachbegriffe (wenn doch, muss man das Fremdwort erklären)
  • Tätigkeitsworte / Verben verwenden
  • Nur eine Information pro Satz
  • Keine Abkürzungen
  • Keine langen Wörter (Lange Wörter zum Beispiel mit einem Medion·punkt trennen)

Quelle:

 https://www.hurraki.de/wiki/Leichte_Sprache

Doch leichte Sprache wird selten berücksichtigt, wenn über Barrierefreiheit gesprochen wird. Für Filme in Kinos oder auf Veranstaltungen werden häufig Untertitel, Bildbeschreibungen für Blinde oder Übersetzungen in Gebärdensprache angeboten - aber eine Übersetzung in leichte Sprache nicht.

Auch Behördengänge sind für Natalie nicht ohne Unterstützung möglich. Denn das Personal der Stadt Köln sei laut Natalie nicht im Umgang mit Menschen mit Behinderung geschult.

Um sich vorzubereiten, finden Menschen mit Handicap auf der Website der Stadt Köln Informationen in leichter Sprache, jedoch decken diese nur einen geringen Teil des umfassenden Angebots ab.

So kann sich Natalie beispielsweise über den Personalausweis informieren, über Auslaufmöglichkeiten für einen Hund jedoch nicht.

Das Anne-Frank-Museum in Berlin: Ein Vorbild für Kölner Museen

Gemeinsam mit ihrer Mutter besuchte Natalie das Anne-Frank-Museum in Berlin. Dort wurde sehr viel Wert auf Barrierefreiheit gelegt: Blinde können alles anfassen, Rollstuhlfahrer können sich selbstständig durch die Ausstellung bewegen und auch Menschen mit Hörbehinderung bekommen Unterstützung.

Um Menschen wie Natalie zu helfen, wurden viele Museumstexte in Leichte Sprache übersetzt. So kann auch Natalie viel über Anne Frank lernen.

Robolab und Sommerblut: Erste Schritte in die richtige Richtung

Seit 2002 findet in Köln jährlich das inklusive Sommerblut Festival statt, welches Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht. Zudem stehen bei diesem Festival auch Menschen mit Beeinträchtigung auf der Bühne, was die gesellschaftliche Inklusion weiter verstärkt.

Auch Natalie hat beim Sommerblut Festival schon mitgemacht. „Das war toll“, sagt sie und strahlt.

Aber nicht nur beim Sommerblut hat Natalie fleißig mitgemacht, sondern auch beim sogenannten „Robolab“. Das ist ein inklusiver Ausstellungsraum im Kölner Odonien, der so ähnlich aussieht wie ein Raumschiff.

Passend zur Kulisse hat Natalie in einem Film mitgespielt, in dem es darum geht, wie die Welt von morgen sein sollte. Für sie ganz wichtig: inklusiv!

Natalie Dedreux aus Köln: "Die Menschen kennen mich"

Natalie Dedreux ist aber auch eine echte Aktivistin, die sich für Menschen mit Down-Syndrom einsetzt. Bekannt wurde sie durch eine mutige Frage, die sie Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Wahl-Arena 2017 stellte.

Seitdem engagiert sich die Kölnerin für Menschen mit Behinderung - unter anderem auf ihrem eigenen Blog.

Weil Natalie so bekannt ist, wird sie ab und zu auch auf der Straße erkannt. „Das ist cool“, findet sie. Die Menschen behandeln sie wie eine erwachsene Frau und nicht wie ein Kind, so Natalie.

Sie bekomme oft Hilfe angeboten und fühle sich in Köln sehr wohl. Die Menschen sind eben „Kölsch nett“, sagt sie.

Aber einen Wunsch hat die 21-Jährige: Es sollte mehr über Menschen mit Behinderung aufgeklärt werden, denn „wir sind cool“.