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Olympia-Traum in KölnOB will „mit den Domspitzen“ antreten

Visualisierung für die Nachnutzung des Olympischen Stadions mit einem Park in seiner Mitte.

Visualisierung für die Nachnutzung des Olympischen Stadions mit einem Park in seiner Mitte.

Köln will Olympia! So stehen die Chancen für die Spiele.

Der Traum von Olympia in der eigenen Stadt! Für viele Sportlerinnen und Sportler in Köln die größte Motivation. Aber was sagen die Menschen in der Domstadt? Eine klare Mehrheit ist dafür, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „EXPRESS“ zeigt. Doch der Weg ist noch weit und viele Fragen sind offen.

Die wichtigste Frage: Welche Rolle spielt Köln bei der Bewerbung?

Der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester, Ex-Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat eine klare Vision. Er sagt: „International – und es ist ja eine internationale Entscheidung des IOC – geht es auch um Wiedererkennung im Ausland, und da ist das Thema Dom –Weltkulturerbe – schon von einer großen Symbolkraft.“

Sein Plan: Er will „mit den Domspitzen“ antreten!

Offiziell hat sich Köln der Bewerbung von NRW für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 angeschlossen. Der Titel: „Olympia an Rhein und Ruhr“.

Und es gibt gute Nachrichten! Der DOSB hat Ende September grünes Licht gegeben: Das Konzept der Rhein-Ruhr-Region erfüllt die sportlichen Anforderungen. Ein wichtiger Schritt ist geschafft! Jetzt kommt es auf die Bürgerinnen und Bürger an. Ein Sprecher der Stadt Köln erklärt: „Der entscheidende Meilenstein für die Olympiabewerbung der Region Rhein-Ruhr ist nun der Ratsbürgerentscheid.“ Dieser soll in allen 16 beteiligten Kommunen stattfinden. Als Datum ist der 19. April im Gespräch, aber eine Bestätigung steht noch aus.

Sollte Köln die Führungsrolle als „Leading City“ übernehmen? Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes, findet: „Köln als einzige Millionenstadt in NRW mit seinem Dom kann ich mir gut vorstellen. Aber das entscheidet die Politik.“ Das Land NRW hält sich noch bedeckt. Ein Sprecher teilt mit, die Frage der Lead-City werde erst geklärt, „sobald feststeht, in welcher Stadt das temporäre Leichtathletikstadion und das Olympische und Paralympische Dorf angesiedelt sein werden.“

Noch ist unklar, ob das Herz der Spiele in Köln oder Essen schlagen wird. Eine Idee des Städtebaubüros Planquadrat: Ein ovaler Stadionkomplex, der nach den Spielen für Gewerbe und soziale Einrichtungen genutzt wird. Mitten drin: ein neuer Park. Die Wohnungen für die Athleten und Athletinnen sollen später den Kölnerinnen und Kölnern zugutekommen. Als Standort in Köln könnte der neue Stadtteil Kreuzfeld infrage kommen.

Das Olympische Dorf im neuen Kölner Stadtteil Kreuzfeld? Der Stadtteil im Bezirk Chorweiler ist schon seit den 1960er Jahren im Gespräch. Die aktuelle Planung für Kreuzfeld sieht fünf Mini-Veedel, sogenannte „Hoods“, vor, die zusammen eine große Gartenstadt für 8000 Menschen bilden sollen. Ein Baustart war für 2028 angedacht.

Visualisierung des Leichtathletikstadions mit umliegendem Olympischen Dorf für die Bewerbung NRWs.

Visualisierung des Leichtathletikstadions mit umliegendem Olympischen Dorf für die Bewerbung NRWs.

Und die Pläne passen zusammen! Baudezernent Markus Greitemann sagte kurz nach der Präsentation der Olympia-Pläne: „Sollte es zum Zuschlag für ein olympisches Dorf kommen, wird diese Planung weiterhin die Grundlage darstellen, die entsprechend der spezifischen Anforderungen für Olympia angepasst werden müsste.“ Das flexible Konzept von Kreuzfeld mache es demnach möglich, ein „Großvorhaben wie Olympia“ zu integrieren.

Doch was kostet der ganze Spaß? Eine genaue Summe gibt es noch nicht. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) versprach im Mai: „Es wird keine immensen Kosten geben, die ausschließlich für Olympia sind.“ Zum Vergleich: Die Spiele in London kosteten rund 11 Milliarden US-Dollar, für Paris 2024 rechnet der französische Rechnungshof allein bei den öffentlichen Kosten mit bis zu 6,6 Milliarden Euro.

Alle bisherigen Versuche, Olympia an den Rhein zu holen, sind gescheitert. Ein bitteres Déjà-vu soll verhindert werden. 2003 verlor die Bewerbung „Düsseldorf Rhein-Ruhr“ bei der nationalen Ausscheidung gegen Leipzig – zum großen Ärger in Köln. Schon damals war klar: Mit dem weltberühmten Dom als Zugpferd hätte man bessere Karten gehabt.

Die Idee von Olympischen Spielen an Rhein und Ruhr ist nicht neu. Bereits 2016 startete der Kölner Sportmanager Michael Mronz die private Initiative „Rhein Ruhr City“. Sein Traum von den Spielen 2028 platzte aber, als das IOC 2017 die Austragungsorte an Paris und Los Angeles vergab. Mronz ist inzwischen selbst Mitglied im IOC und hat sich aus der NRW-Bewerbung zurückgezogen.

Der Weg bleibt steinig. NRW muss sich erst einmal national gegen starke Konkurrenz wie Bayern durchsetzen. Und selbst wenn das gelingt: Wann ist Europa wieder an der Reihe? 2036, 2040 oder erst 2044? International warten schon Gegner wie Budapest, Istanbul, Kopenhagen oder Madrid. Der Kölner Olympia-Traum braucht einen langen Atem. (red)