New Yorker VorbildNeues Supermarkt-Konzept in Köln soll großes Einkaufsproblem lösen

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Die Kölner Genossenschaft „Köllektiv” plant den ersten kollektiven Supermarkt in Köln.
Köln – Lokal, nachhaltig und günstig einkaufen bedeutet oft, dass auch das Einkommen dafür stimmen muss. Dass das aber auch anders geht, ist die Vision der Kölner Genossenschaft „Köllektiv”.
Die Idee scheint einfach. Die Betreiber füllen ihren Supermarkt mit selbst ausgesuchten Produkten, die sie direkt vom Erzeuger holen. Für drei Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Monat darf jedes Mitglied dort einkaufen. Die Produkte werden zum Selbstkostenpreis angeboten.
„Köllektiv” plant neues Supermarktkonzept in Köln
Profit soll der Supermarkt nicht bringen. Nur die Erzeuger der Produkte sollen daran verdienen. Anders, als bei den großen Supermarktketten.
„Eins der größten Probleme ist, dass viele an den Lebensmitteln verdienen, die Produzenten aber am wenigsten davon erhalten”, betont Elisa Flasche, Mitglied des Köllektivs.
Das Konzept entwickelt die Genossenschaft nach dem Vorbild der „Food Coop” aus New York. Seit den 70er Jahren betreiben dort über 17.000 Mitglieder ihren eigenen Supermarkt.

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Während eines öffentlichen Film-Abends in der U-Bahn-Haltestelle am Kölner Ebertplatz machte das „Köllektiv” auf sich aufmerksam. SIe zeigten den Film „Anders Essen”.
Auch in Deutschland und Österreich gibt es mittlerweile Lebensmittel-Kooperativen, wie in Berlin, München, Wien, Saarbrücken oder Frankfurt nach dem New Yorker Vorbild. Mit ihnen steht das Köllektiv in regelmäßigem Kontakt.
Nachhaltig und regional: Kölner Supermarktkonzept noch in Planung
Angefangen hatte alles Anfang März 2020 mit etwa zwölf Leuten. Bis heute ist die Gemeinschaft auf 45 „Köllektivista” gewachsen. Sie sind zwischen 20 und 50 Jahre alt und sogar etwas international, freut sich Flasche.
„Die Gemeinschaft ist uns wichtig”, sagt sie. Gerade in den Großstädten herrsche viel Individualismus. Mit der Idee könne man durch gemeinsame Arbeit auch Inklusion und Integration erreichen.
Wie günstig die Produkte letztendlich angeboten werden können, wisse man noch nicht. „Hier in Deutschland sind die Lebensmittelpreise im internationalen Vergleich ohnehin schon sehr niedrig”, erklärt Flasche. Günstiger als die großen Bio-Supermärkte soll es jedoch auf jeden Fall werden.

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Henriette Lücke und Johannes Hüthwohl sind Mitglieder des Köllektivs. Hier während eines Filmabends am Ebertplatz.
Möglich gemacht werden soll das durch die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder sowie durch das nicht Profit-orientierte Modell. Eine faire Entlohnung der Produzenten sei den Köllektivista sehr wichtig. Daher wollen sie in direkten Kontakt mit ihnen treten.
Kölner „Köllektiv” sucht Mitglieder für nachhaltiges Supermarktprojekt
Verschiedene Arbeitsgruppen kümmern sich derzeit um die erste Planung. Beispielsweise überlegt die AG Sortiment, welche Produkte angeboten werden können. „Wir wollen am liebsten ein Vollsortiment erreichen”, erklärt Flasche.
Der Standort des Supermarktes sei derzeit noch in der Diskussion. Ob es einen großen Laden oder mehrere kleine Veedels-Läden geben soll, stehe noch im Raum. „Vieles muss noch ausgearbeitet werden”, sagt Flasche, „aber die Grundvision ist da.”
Die erste Finanzierung soll durch Fördergelder laufen, die demnächst beantragt werden, erklärt Flasche. Über Crowdfunding sowie Einzahlungen der Mitglieder soll der Rest finanziert werden.
Mit etwa 1.000 Mitgliedern könne das Köllektiv gut starten, überlegt Flasche. Jeder könne sich mit so viel Zeit wie er will sowie mit seinen individuellen Stärken einbringen: ob Finanzen, Kommunikation, Technologie oder Erfahrung im Einzelhandel.