Nach über 60 JahrenGroßes Kölner Krankenhaus wird dicht gemacht – so geht es weiter

Blick auf die Einfahrt und den Haupteingang der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße in Köln.

Die Kinderklinik an der Amsterdamer Straße in Köln-Riehl wurde 1962 eröffnet. Nun soll der Standort geschlossen werden und die Klinik im Zuge einer Umstrukturierung umziehen. Das Foto wurde im April 2021 aufgenommen.

Die Kliniken der Stadt werden neu strukturiert. Für zwei Standorte bedeutet das das Aus, u.a. für das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße.

Es war der Durchbruch in einer monatelangen Diskussion: Der Rat der Stadt Köln hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag (15. Juni 2023) für eine Neuaufstellung der Kliniken der Stadt Köln gGmbH ausgesprochen – mit weitreichenden Folgen!

Die zentrale Entscheidung: Die medizinischen Leistungen – mit Ausnahme der Kinder- und Jugendpsychiatrie – werden am Krankenhaus in Merheim konzentriert. Dort soll mit zusätzlichen Investitionen in Höhe von mindestens 590 Millionen Euro ein hochmoderner Gesundheitscampus entstehen.

Kliniken der Stadt Köln gGmbH wird ganz neu aufgestellt: Aus für Kinderkrankenhaus

Für zwei Kölner Standorte bedeutet das das Ende: Das Krankenhaus Holweide und das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße werden dicht gemacht, nur eine Minimalversorgung in Holweide ist noch denkbar. In Merheim entsteht mit dem investierten Geld unter anderem ein neues Kinderkrankenhaus, quasi als Ersatz für den Standort an der Amsterdamer Straße. Die Grundstücke in Holweide und Riehl sollen verkauft werden.

Im Vorfeld der Entscheidung hatte Kölns OB Henriette Reker (66, parteilos) die Geschäftsführung der Kliniken aufgefordert, ein Modell vorzulegen, wie der Verlust der städtischen Kliniken zu minimieren sei. Der Beschluss hat die zentralen Punkte des Modells nun übernommen.

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Die OB will die Verluste der Kliniken der Stadt Köln gGmbH schnellstmöglich unter zehn Mio. Euro pro Jahr senken. Stattdessen waren die Verluste zuletzt aus dem Ruder gelaufen: Rund 300 Mio. Euro zwischen 2011 und 2021, dann 62 Mio. Euro für 2022, nun erwartete 90 Mio. Euro für 2023 – die Zahlen wurden immer schlimmer.

Reker will Kosten der Kliniken reduzieren – „Plan erfüllt drei zentrale Ziele“

So war eine Reduzierung auf einen Standort, an dem unter anderem in der Verwaltung viel Geld eingespart werden soll, immer wahrscheinlicher geworden.

„Das jetzt beschlossene Zukunftsmodell verbindet das medizinisch Sinnvolle mit dem wirtschaftlich Notwendigen“, sagte Reker nach der Entscheidung. Erstmals liege ein Plan vor, „der drei zentrale Ziele erfüllt: exzellente medizinische Versorgung für die Patientinnen und Patienten, Attraktivität der Kliniken der Stadt Köln für Pflegekräfte und eine tragfähige wirtschaftliche Perspektive für das Unternehmen.“

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Kritische Stimmen zu den Plänen gibt es schon seit Monaten, manche fürchten eine unzureichende medizinische Versorgung. Denn: Die Kliniken der Stadt Köln gGmbH, mit etwa 180.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr eines der größten kommunalen Krankenhausunternehmen in Deutschland, hat zukünftig statt 1400 Betten nur noch 1029 zur Verfügung.

Laut der Stadt Köln soll sich die Versorgung aber sogar verbessern – dafür sollen die massiven Investitionen am Standort Merheim sorgen. Bis Umbau und Umzug komplett abgeschlossen sind, sollen nach aktuellem Stand maximal fünf bis acht Jahre vergehen.

Das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße wurde 1962 eröffnet und ist eines der größten Kinderkrankenhäuser Deutschlands. Jedes Jahr werden hier ca. 11.000 Kinder stationär betreut und 4600 Operationen durchgeführt. (tw)