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„Dilettantisches Management“Kölner Klub läutet Neustart ein und schießt gegen Ex-Vorstand

Ein Spieler von Westhoven breitet die Arme während eines Freundschaftsspiels gegen die Spielvereinigung Porz aus.

Beim SV Westhoven-Ensen wurde eine Zeitenwende eingeleitet. Das Symbolfoto wurde während eines Freundschaftsspiels gegen die Spielvereinigung Porz am 28. April 2019 aufgenommen.

Der SV Westhoven-Ensen schrieb in den vergangenen Monaten viele Negativ-Schlagzeilen. Der Klub schien in seine Einzelteile zu zerfallen, doch jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer.

von Niklas Brühl (nb)

Abstieg in die Kreisliga A, „Pinkel-Gate“, Spielerstreik, ein drohender Zwangsabstieg in die Kreisliga B und der Rücktritt des Ersten Vorsitzenden – der SV Westhoven-Ensen hat turbulente Zeiten hinter sich. Vor wenigen Wochen berichtete EXPRESS.de über den kompletten Zerfall des Klubs, nachdem er zweimal hintereinander in der Liga nicht angetreten ist.

Hätten die Spieler ihren Streik ein weiteres Mal durchgezogen, wäre der Zwangsabstieg in Stein gemeißelt gewesen. Nun aber, knapp drei Wochen später, keimt Hoffnung beim Kölner Verein auf. Ein neuer Vorstand wurde gewählt, der Klassenerhalt ist noch möglich – und die Verantwortlichen sprechen von einem „Hoffnungsschimmer“ und einem „Neustart“.

Kölner Chaos-Klub erfindet sich neu – „mit ein bisschen Zuversicht in die Zukunft schauen“

Der ehemalige Erste Vorsitzende, Christian Vonthron, war Anfang März nach vielen Jahren im Verein zurückgetreten. Im Hintergrund schaukelte sich die Situation im Klub bereits seit längerer Zeit hoch, Vonthron sagte gegenüber EXPRESS.de nach seinem Rücktritt: „Mir tut mein Abschied auch gar nicht weh. Natürlich blicke ich auch mit Stolz auf die guten Zeiten und die sensationellen Aufstiege zurück. Aber dieses Gefühl ist schon lange nicht mehr da – ich bin froh, den Verein zu verlassen zu haben.“

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Die Mannschaft sei tot, viele Akteure würden nur die Hand aufhalten – so der weitere Tenor des ehemaligen Vorsitzenden. Der Verein selbst hielt sich mit Statements in der Öffentlichkeit zurück – bis jetzt.

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Denn am vergangenen Freitag (22. März 2024) wurde im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt. Der neue Geschäftsführer Dirk Essling sagt gegenüber EXPRESS.de: „Nach turbulenten Zeiten ist der Weg klar: Ehemalige und erfahrene Vorstandsmitglieder übernehmen die Geschäfte, um die weitere Existenz des Vereins sicherzustellen.“

Hier lesen: Nach Pinkel-Gate: Kölner Klub zerfällt in seine Einzelteile – Vorstand tritt nach Spielerstreik zurück

Es sei ein Neustart für den gesamten Verein, der nun vor allem erst mal mit der Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit zu kämpfen habe: „Ein erster Blick in die Vereinsunterlagen zeigt ein alarmierendes Bild von Misswirtschaft und dilettantischem Management. Doch trotz der Schwierigkeiten ist ein Funke Hoffnung spürbar. Durch die Kooperation der drei Abteilungen – Jugend, Senioren und Alte Herren – sind wir fest entschlossen, den Verein wieder nach vorne zu bringen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Gemeinsam sind wir zuversichtlich, dass nach dieser unerfreulichen Zeit auch wieder gute Zeiten auf den Verein zukommen.“

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Rumms! Ein klarer Auftrag für den neuen Vorstand steht damit – und eine Spitze gegen die ehemaligen Verantwortlichen lässt sich auch nicht ignorieren. Der „neue“ SV Westhoven-Ensen will jetzt anpacken – am 6. April werden dafür beispielsweise alle Mitglieder aufgerufen, sich an einem großen Aufräumtag auf dem Vereinsgelände zu beteiligen.

Auch in der Liga hat die Mannschaft von Spielertrainer Peter Griesberg noch eine Mammutaufgabe vor sich: Mit 15 Punkten belegen die Westhovener den ersten Abstiegsplatz in der Kölner Kreisliga A, das rettende Ufer (Kalk hat 17 Punkte) ist allerdings in Sichtweite.

Es herrscht Aufbruchsstimmung im Porzer Fußballklub, Geschäftsführer Essling sagt: „Gemeinsam können wir nun mit ein bisschen mehr Zuversicht in die Zukunft blicken.“ Das wäre nach den vergangenen chaotischen Wochen Monaten nur zu wünschen.