Nach 30 Sekunden ist alles vorbeiRolltreppen – früher Menschheitsraum, heute meist ein Ärgernis

Eine Postkarte aus dem Kölnischen Stadtmuseum zeigt die erste deutsche Rolltreppe im Kölner Kaufhaus Tietz im Jahr 1925.

Eine Postkarte aus dem Kölnischen Stadtmuseum zeigt die erste deutsche Rolltreppe im Kölner Kaufhaus Tietz im Jahr 1925.

Herzlichen Glückwunsch, Rolltreppe! Vor 100 Jahren fuhren die ersten Personen auf und ab – und das mitten in Köln.

Alle treten sie mit Füßen, doch sie wird nicht müde, uns Tag für Tag nach oben oder unten zu bringen und das trotz ihres Alters: die Rolltreppe! Jetzt feiert die laufende Stufe ihren 100. Geburtstag.

Weltweit ist sie inzwischen zu finden, doch die erste Rolltreppe fuhr 1925 in Köln! Am 11. Juli 1925, wurde im Kaufhaus Tietz in der Kölner Innenstadt die erste Rolltreppe Deutschlands eröffnet.

„Roll-Fußsteige“ erspart Kunden und Kundinnen „Zeit und damit Geld“

Eine damals erschienene Postkarte, die heute im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrt wird, zeigt die schmale, nach oben führende Rolltreppe samt drei Kunden. Das Warenhaus warb für die Neuheit mit dem Versprechen, die „Roll-Fußsteige“ erspare den Kunden „Zeit und damit Geld“.

Noch im selben Jahr wurden Rolltreppen auch in Warenhäusern in Berlin und München in Betrieb genommen. In Berlin stand anfangs noch ein Liftboy dabei, der den Kunden beim Bedarf assistierte.

Heute, 100 Jahre später, bereiten Rolltreppen ausgerechnet in Köln vielen Menschen mächtig Ärger – weil sie permanent defekt sind!


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Erfunden wurde die „umlaufende Plattform“ übrigens Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. Der Eisenbahn-Ingenieur Jesse W. Reno, der zwischenzeitlich auch in Berlin lebte, meldete das von ihm entwickelte Transportsystem 1892 in New York zum Patent an. Ein paar Jahre später wurde die erste Rolltreppe in dem Vergnügungspark Coney Island in New York eröffnet.

Die drei Etappen einer Rolltreppenfahrt

Kulturwissenschaftler teilen das Rolltreppe-Fahren in drei Stadien ein.

  1. Stadium 1: Betreten der Rolltreppe. Von festem Grund begibt man sich auf bewegliche Stufen und gibt die Kontrolle über die eigene Fortbewegung damit ab. Dieser Schritt ist nicht ganz ohne Risiko, wie man als Kind von den Eltern eingeschärft bekommt: Man darf möglichst nicht auf den Spalt zwischen zwei Stufen treten, denn sonst könnte man die Balance verlieren, wenn die vorderste Stufe im nächsten Moment aufsteigt.
  2. Stadium 2: die „Transitphase“. Man gleitet dahin und ist zur Passivität verdammt, was aber auch angenehm sein kann. 20 oder 30 Sekunden hat man Gelegenheit, die Gedanken schweifen zu lassen - ein Moment des Träumens im hektischen Alltag. Man dämmert vor sich hin, schaut meist noch nicht mal aufs Handy, weil die Fahrt dafür zu kurz ist. Empfohlen wird, sich während der Fahrt am Handlauf festzuhalten, doch Eltern schärfen ihren Kindern häufig ein, gerade das nicht zu tun. Sie haben hygienische Bedenken.
  3. Stadium 3: der Ausstieg: Das dritte und letzte Stadium der Fahrt ist der Ausstieg. Die Stufen werden flacher, bis sie eingeebnet in einem schachtartigen Schlitz verschwinden. Der Benutzer muss sich nun wieder aus eigener Kraft fortbewegen, der Alltag hat ihn wieder.

Heute gibt es nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) allein in Deutschland etwa 39.000 Rolltreppen, wobei der in Frankfurt am Main sitzende Verband die offizielle Bezeichnung „Fahrtreppen“ verwendet. (dpa)