Nach 30 Jahren EheKölner will Scheidung verhindern – und greift zum Messer

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Der Angeklagte (54) mit seinem Verteidiger Ingmar Rosentreter im Landgericht Köln.

Köln – Mit vorgehaltenem Messer wollte ein Kölner (54) seine Ehefrau davon überzeugen, ihren Scheidungsantrag wieder zurückzunehmen. Nachdem sich der Sohn in die Auseinandersetzung eingemischt hatte, sitzt der Vater in Untersuchungshaft – wegen versuchten Totschlags.

Am Donnerstag (27. August) musste sich der Mann vor der Schwurgerichtskammer des Kölner Landgerichts verantworten, es drohen viele Jahre Haft. Ein Wachtmeister führte den Angeklagten in Saal 32 des Kölner Justizgebäudes, hier setzte er sich neben seinen Verteidiger Ingmar Rosentreter.

Köln: Ehefrau rettet sich vor Messer-Mann in Küche

Völlig betrunken hatte der 54-Jährige Ende Februar die Ehewohnung im Stadtteil Volkhoven/Weiler aufgesucht und seine Frau, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, bedroht. Sollte sie sich weiter scheiden lassen wollen, würde er erst sie und dann sich selbst töten, sagte der Mann laut Anklage.

Zum Schein hatte die Frau beteuert, sich doch nicht scheiden lassen zu wollen, nur um den Mann in einem geeigneten Moment zur Seite zu schubsen und sich in der Küche zu verbarrikadieren. Von hier aus rief sie in Todesangst bei ihrem Sohn (25) auf dem Handy an und bat ihn, ihr zu helfen.

Sohn greift Vater mit Holzlatte an, der zieht Messer

Der Mann ergriff die Flucht, als sein Sohn plötzlich mit einer Holzlatte bewaffnet in der Wohnung aufgetaucht war. Vor dem Haus kam es dann zu einem Gerangel. In dessen Verlauf soll der Vater immer mit dem Messer in Richtung des Sohnes gestochen, ihn aber nicht verletzt haben.

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Die Staatsanwaltschaft wertete das als versuchten Totschlag, einer der Stiche soll die Brust des Sohnes nur knapp verfehlt haben, die Jacke des jungen Mannes wurde in dem Bereich beschädigt. Der Sohn soll sich mit Schlägen mit der Holzlatte gewehrt haben, einer traf den Kopf des Vaters.

Kölner Verteidiger spricht von Notwehr-Situation

Verteidiger Rosentreter stellte die Situation anders dar. Der Mandant habe sich gegen die Schläge des Sohnes gewehrt, ihn auf Abstand halten, aber bestimmt nicht töten wollen. Der Sohn sei generell sehr aggressiv und habe in der Familie seit Jahren Stimmung gegen ihn gemacht.

Bei seiner Ehefrau entschuldigte sich der Angeklagte, er wolle die Scheidung nun akzeptieren. Frau und Sohn hatten vor Prozessbeginn erklärt, nicht mehr gegen den Angeklagten aussagen zu wollen und beriefen sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht. Der Prozess wird fortgesetzt.