„Mister Summerjam“ packt ausFestival-Legende hat irren Traum – und eine klare Ansage an alle Nörgler

Andrew Murphy, „Mister Summerjam", der Moderator und Reggae-Musiker, der keine einzige Ausgabe des Kölner Reggae-Festivals verpasst hat.

Moderator und Reggae-Musiker Andrew Murphy ist ein Urgestein des Summerjam.

Seit 39 Jahren ist er die Seele des Summerjam! Andrew Murphy (71) hat keine einzige Ausgabe des Kölner Kult-Festivals verpasst. Jedes Jahr sorgt er für den Gänsehaut-Moment schlechthin, wenn er zum Abschluss Bob Marleys „Redemption Song“ anstimmt. Doch der Mann mit den meterlangen Rasta-Zöpfen ist mehr als nur ein Moderator.

Alles begann 1986 an der Loreley. Kaum zu glauben, aber damals dachten viele, ein Reggae-Festival sei eine Schnapsidee. „Alle dachten erst, das wird ein Flop“, erinnert sich Murphy. Doch 5000 Besucher und Besucherinnen strömten hin. Murphy war mit seiner Band der allererste Act. Der Startschuss für eine unfassbare Erfolgsgeschichte.

Geboren auf Barbados, verschlug es den jungen Musiker 1978 nach Deutschland. Eine Zeit, in der Reggae hier noch ein Fremdwort war. Über Umwege landete er im Sauerland, wo er bis heute lebt. Doch sein Herz schlägt im jamaikanischen Rhythmus – und für das Summerjam.

Nachdem das Festival an der Loreley aus allen Nähten platzte, fand es 1996 am Fühlinger See seine perfekte Heimat.

„Musik von einer Insel auf einer Insel. Für mich ist das Summerjam nie mehr aus Köln wegzudenken“, schwärmt die Legende im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Und wenn es vorbei ist, sehnt man sich wieder danach.“

Historisches Foto: Andrew Murphy im Jahr 1982 bei einem Konzert in der ehemaligen DDR auf Tour mit der Band Rhapsody, die laut Murphy die erste Reggae-Band in Ostdeutschland war.

Andrew Murphy im Jahr 1982 bei einem Konzert in der ehemaligen DDR auf Tour mit der Band Rhapsody. Laut Murphy war es die erste Reggae-Band in Ostdeutschland.

Doch nicht alle Fans von damals sind glücklich. Die Öffnung für Deutschrap-Stars wie Sido oder Nina Chuba sorgt immer wieder für Kritik von eingefleischten Reggae-Fans. Murphy hat dafür nur ein Lächeln übrig. „Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, jede Generation interpretiert Musik anders. Dass das Summerjam sich breiter aufstellen musste, um für die Jungen attraktiv zu bleiben, ist klar. Ich habe drei Kinder, die hören auch ganz andere Dinge, und ich versuche, als einer der Älteren neutral zu bleiben“, sagt er gelassen. 

Und weiter: „Es ist ein deutsches Festival, warum sollten Sido oder Nina Chuba nicht dort auftreten dürfen? Ich bin froh, diese Leute gesehen zu haben.“

Über die Jahre hat er fast alle Größen der schwarzen Musik getroffen, nur sein großes Idol Bob Marley leider nicht. Dafür waren viele seiner Söhne schon beim Summerjam. Und wer wäre sein absoluter Traum-Act? Da muss Murphy nicht lange überlegen: „Rihanna! Das wäre mein Highlight, auch wenn es unrealistisch ist.“ (red)