Kölner MetzgereienKein Scherz: Azubis aus Indien wegen Fachkräftemangel im Anflug

Menschen auf einem indischen Wochenmarkt

Ein Wochenmarkt im indischen Mumbai, aufgenommen im August 2021.

Köln nimmt sich ein Vorbild an Baden-Württemberg und geht neue Wege: Die Fleischer-Innung will schon bald indische Azubis nach Köln lotsen.

von Bastian Ebel (bas)

Wie steht es um die kölsche Sproch? Um das zu testen, gibt es in Köln eine gängige Frage: „Sach ens Blootwoosch“. Wie schnell das auch Menschen aus Neu Delhi, Kalkutta oder Bangalore drauf haben?

Das wird sich sehr schnell zeigen, denn die Kölner Fleischer-Innung geht in Sachen Fachkräftemangel noch in diesem Jahr ganz neue Wege. EXPRRES.de erfuhr: Bald sollen indische Azubis als Fleischer oder Fleischerin oder als Fleischereifachverkäufer und -verkäuferin in Köln ihren Job antreten.

Köln: Azubis aus Indien sollen Metzgereien helfen

„Wir fragen derzeit die Betriebe ab und schauen, wo Bedarf ist“, bestätigt Geschäftsführer Artur Tybussek im Gespräch mit EXPRESS.de. „Wir müssen etwas tun, und da ist uns ein Beispiel aus Baden-Württemberg genannt worden.“

Der Landkreis Lörrach hatte über eine indische Personalfirma Azubis gesucht – und auch 13 junge Menschen gefunden. Seitdem können die Metzgereien dort wieder etwas mehr aus dem Vollen schöpfen. So soll es bald auch in Köln funktionieren. Tybussek: „Wir kooperieren mit einer Firma in Indien, die dort derzeit Männer und Frauen rekrutiert.“

Ein Muss, denn das Beispiel der Kölner Metzgerei Stock, die in Nippes aufgrund von Fachkräftemangel schließen muss, zeigt, wie brenzlich die Situation ist.

Einige Bedingungen sind daran aber geknöpft: Die neuen Azubis müssen unter anderem einen Deutsch-Kurs absolvieren. Zudem zahlt der Betrieb in Deutschland den Flug und die Unterkunft. Konkretes Interesse hat auch Astrid Schmitz von „GS Schmitz“ angemeldet und wurde fündig.

Sie ist Obermeisterin der Fleischer-Innung und sagt: „Gerade Köln hat doch die Voraussetzungen, dass sich die Menschen hier integrieren.“ Insgesamt sieben junge Menschen werden bald bei ihr anfangen. „Die Aufgabe wird sein, dass sich die Azubis auf uns und unser Handwerk einlassen.“

Das will sie in ihrem Betrieb beispielsweise über Paten lösen, die die jungen indischen Kräfte an die Hand nehmen. Karneval, kölsche Blootwosch und andere Dinge sollen ihnen so nähergebracht werden.

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Ein genaues Datum der Ankunft gibt es noch nicht, aber noch in diesem Jahr könnte es so weit sein. „Die Leute haben alle schon einen Deutschkurs hinter sich und sind schon Bachelor, meistens im Geflügel“, so Schmitz. Sie sagt: „Wir müssen etwas tun. Denn andernfalls sieht es düster aus“.

Dürfen Azubis aus Indien überhaupt Rindfleisch verkaufen?

Na klar: Auch weitere Vorurteile von deutscher Seite müssten auch abgebaut werden. Wie etwa die Geschichte mit den „Heiligen Kühen“. Dürfen die Azubis denn aufgrund ihres religiösen Hintergrundes etwa Rindfleisch verkaufen?

Tybussek: „Es gibt in Indien viele unterschiedliche Religionen. Die Azubis werden von der Firma gezielt ausgesucht, weshalb das kein Problem darstellt.“

Kleiner Tipp für die Kundschaft: Wer demnächst in einer Kölner Metzgerei von einer indischen Fachkraft bedient wird, kann sich auch mit einem „Namasté“ helfen. Das bedeutet in Indien so viel wie „Guten Tag“ und kann immer angewandt werden.