„Das ist unverzeihlich“Kölner Top-Mediziner geht wegen deutscher Corona-Entscheidung an die Decke

Prof. Dr. Michael Hallek und Dr. Boris Böll auf der Intensivstation in Köln.

Prof. Dr. Michael Hallek (r.), hier mit Oberarzt Dr. Boris Böll auf der Intensivstation der Uniklinik Köln, hat die Corona-Entscheidungen der Bundesrepublik stark kritisiert.

Klinik-Chef Prof. Dr. Michael Hallek hat die auslaufenden Corona-Schutzmaßnahmen mit deutlichen Worten kritisiert.

Mit dem 2. April (Samstag) beginnt in Deutschland in Sachen Corona-Politik in gewisser Hinsicht eine neue Zeitrechnung. Viele der Schutz-Maßnahmen laufen aus, unter anderem wird die Maskenpflicht in vielen Bereich (z.B. im Supermarkt) abgeschafft. Ein Schritt in die Freiheit, finden viele Menschen und freuen sich. Andere halten zu viel Freiheit für verfrüht und gefährlich.

Der Kölner Top-Mediziner Michael Hallek von der Uniklinik Köln hat mit deutlichen Worten klar gemacht, welcher Seite er angehört. Er kritisiert das aktuelle Vorgehen der Bundesregierung scharf.

Kölner Top-Mediziner: „Was Freiheit heißt, sehen wir momentan in der Ukraine“

„Ein paar Millionen vulnerabler Bürger in Deutschland zu schützen und dafür im Supermarkt noch eine Maske aufzubehalten, ist keine Einschränkung der Freiheit. Was Freiheit heißt, sehen wir momentan in der Ukraine. Diese Diskussion ist lächerlich“, sagte der Leiter der Medizinischen Klinik I an der Uniklinik im Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Prof. Dr. Michael Hallek sitzt auf einem Stuhl und grinst in die Kamera.

Prof. Dr. Michael Hallek, hier bei einem Interview im März 2021, hat deutliche Worte gefunden.

Die politischen Debatten im Bundestag vor der Änderung des Infektionsschutzgesetzes seien für ihn „erratisch“ (nicht stringent, d. Red.) verlaufen. „Natürlich hätte es auch eine Rechtsgrundlage gegeben, die Schutzmaßnahmen zu verlängern“, kommentiert er die Entscheidung der Bundesregierung, die das Auslaufen der Schutzmaßnahme bereits zum 20. März vorgesehen hatte.

Maskenpflicht läuft aus: Ist das Vorgehen der Bundesregierung „unverzeihlich“?

Nur durch eine von den Bundesländern einhellig geforderte Übergangsfrist war es möglich gewesen, die Schutzmaßnahmen bis zum 2. April zu verlängern. Es sei „nicht ungefährlich“, zu sagen, man beende jetzt fast alle Maßnahmen, so der Klinik-Chef.

„Wir haben Menschen zu schützen, die auch unter Omikron noch schwer krank werden. Wir können nicht so tun, als seien die gar nicht da. Sie nicht einzuschließen in unsere Betrachtungen, halte ich für unverzeihlich.“

Maskenpflicht im Supermarkt: Lösung über Hausrecht gilt als nicht durchsetzbar

Maßnahmen wie Abstand halten und Maske tragen seien für ihn keine wesentliche Einschränkung der Freiheit, sondern eine Maßnahme der Rücksicht. „Das Wort Rücksicht habe ich in der Debatte überhaupt nicht gehört. Das macht mich zutiefst besorgt um den Zustand unserer Republik.“

Keine der politischen Parteien habe ihn bislang in der Pandemie-Bekämpfung beeindruckt. „Ich war ziemlich nah dran und habe leider nicht nur von Sachverstand und gesundem Menschenverstand geleitete Maßnahmen gesehen, sondern viel Taktieren und politische Parolen. Das muss man einfach mal so hart sagen.“

Zumindest in Sachen Masken im Supermarkt hätten Firmen wie Rewe oder Aldi theoretisch die Möglichkeit, über das Hausrecht eine Pflicht aufrecht zu erhalten. In Fachkreisen gilt das aber als nicht durchsetzbar, die Supermärkte und Discounter winken bereits ab. Einkaufen ohne Maske wird ab Montag (4. April) vielerorts wieder möglich sein. (tw)