Wahnsinn, was sie alles kannKölner Hündin ist Deutschlands beste Schnüffelnase

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Oreo ist ein Border-Collie.  Die Kölner Schnüffelnase gewann die Deutsche Meisterschaft im Mantrailing.

Köln – Hündin Oreo braucht bei der Suche nach verschwundenen Menschen kein Kleidungsstück. Ihr reicht schon eine Zahnbürste, die die Zielperson in der Hand gehabt hat, um die Spur aufzunehmen und auf den Zentimeter genau zu verfolgen.

Kein Wunder: Die Kölner Border-Collie-Hündin hat die beste Schnüffelnase im Land, ist Deutschland-Meister im Mantrailing (auf Deutsch „Menschen-Spuren“). Der Hundesport boomt wie kein anderer.

Mantrailing: Spurensuche am Düsseldorfer Flughafen

Oreo gibt eine Kostprobe: Spurensuche am Düsseldorfer Flughafen. Menschen schieben ihre Koffer, Reisende werden ausgerufen. Sie stört sich nicht daran. Die Hündin ist mit der Schnauze konzentriert am Boden, schnüffelt, erklimmt die Treppen, hält kurz inne und biegt dann nach rechts ab.

Weiter geht’s, knapp 800 Meter durch die Hallen verfolgt Oreo ihre Spur – dann „stellt“ sie ihre Zielperson und bekommt ihr Thunfisch-Leckerchen zur Belohnung. Der Hund ist geschafft, aber glücklich. Frauchen Jutta Hörter auch.

Vor vier Jahren fragte die Steuerberaterin bei der heutigen „Mantrailing Company“ im Rhein-Sieg-Kreis an, ob der Sport denn wohl schon etwas für einen Welpen sei. Lachend wurde ihr geantwortet: „Hat der Hund eine  Nase?“ Ja. „Dann kann er das auch.“

Das strengt an: 300 Schnaufer pro Minute macht ein Hund auf Spurensuche

Seitdem hat die beiden die „Sucht“ gepackt, mehrmals wöchentlich eine Spur zu verfolgen, egal, ob im Königsforst, in den Einkaufszentren oder am Strand auf Texel. „Es ist unglaublich, was so ein Hund leisten kann“, erklärt die Kölnerin, die mittlerweile längst selbst als Trainerin arbeitet.

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Oreos Spur führt in diesem Fall zum Kölner Dom.

„Der Mensch hat zehn bis 20 Millionen Riechzellen, der Hund bis zu 250 Millionen, er kann sogar stereo riechen. Während des Trails macht er 300 Luftstöße pro Minute, filtert und analysiert sie im Hirn. Extrem anstrengend.“

Und worauf konzentriert der Hund sich? Klingt erst mal unappetitlich. Der Mensch verliert bis zu 750 Hautpartikel pro Minute. Die zersetzenden Bakterien produzieren einen individuellen Geruch, der nicht einmal bei eineiigen Zwillingen gleich ist.

Und eben dieser Geruchsspur folgt der Hund – das kann Tage später noch der Fall sein. Das Tier kann sogar zwischen alten und neuen Spuren unterscheiden, falls jemand den Weg wieder zurückgekehrt sein sollte.

Mantrailing: Fast jeder Hund ist für den Trendsport geeignet

Oreo macht das besonders genau. Auf der Deutschen Meisterschaft wurde per GPS und Co. gemessen, um wie viel Prozent die Hündin vom Weg der Zielperson abgewichen ist. Jutta Hörter: „Da habe ich selbst gestaunt. Es waren gerade mal drei Prozent.“

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Frauchen Jutta Hörter muss ihren Hund Oreo „lesen" können und ihm an straffer Leine in direkter Spur folgen, ohne zu ziehen. Das erfordert Konzentration.

Logo, könnte man jetzt sagen, Border-Collies gelten schließlich auch als besonders intelligent. Doch die Trainerin winkt ab: „Mantrailing ist für fast alle Hunde geeignet –  nur bei Plattnasen wie etwa Möpsen oder Französischen Bulldoggen rate ich ab – für die ist es zu anstrengend.“

Aber auch sogenannte Problemhunde, die sozial unverträglich seien, bekämen durch das Training Erfolgserlebnisse. „Oreo zum Beispiel kann nicht gut mit Kindern“, gesteht Jutta Hörter, „bellt sie schon mal an. Aber während der Spurensuche nimmt sie die gar nicht wahr.“

Polizei lehnt private Rettungsdienste mit Mantrailing-Hunden ab

Gerne würde die engagierte Hundefrau auch zum Ernstfall ausrücken. „Aber leider arbeitet die Landespolizeibehörde NRW derzeit noch nicht mit privaten Rettungshundestaffeln.“

Bei vermissten Personen, etwa bei Demenzkranken sei die Zeit schließlich ein entscheidender Faktor. Da könne ein breites Netz von Mantrailern sicher helfen. Jutta Hörter: „Hessen ist weiter, setzt auch Privatleute nach einer Eignungsprüfung ein.“

So nutzt die Polizei die Hunde im Dienst

Rund 300 Diensthunde gibt es bei der Polizei in NRW. Und das sind ihre Aufgaben.

Schutzhunde sollen Täter stellen oder Angriffe auf Polizeibeamte allein durch ihre Präsenz verhindern.

Mantrailer-Hunde werden in NRW seit zehn Jahren von der Polizei ausgebildet, sollen vermisste Personen oder gesuchte Verbrecher aufspüren.

Leichenspürhunde können Leichen und Blutgeruch oder mit Blut behaftetes Tatwerkzeug noch Wochen nach der Tat finden.

Brandmittelspürhunde können Restmengen von Brandbeschleunigern nach einem Feuer besser ausmachen als technische Geräte – und finden oft den Brandherd, der den Täter dann überführen kann.

Rauschgiftspürhunde finden selbst Rückstände von Drogen, die für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar sind.

Sprengstoffspürhunde können alle Arten erschnüffeln, egal, ob selbst gebastelt oder gekauft. Außerdem finden sie versteckte (Tat-)Waffen und Munition.