+++ Vorhersage +++ Wetter aktuell Regenschirm rein, Sonnenbrille raus – An diesen Tagen wird es jetzt richtig schön

+++ Vorhersage +++ Wetter aktuell Regenschirm rein, Sonnenbrille raus – An diesen Tagen wird es jetzt richtig schön

Mann kollabiertWas ist bei IHK-Prüfung in Köln passiert? Azubis legen nach – „unmenschlich“

Rund 200 Jugendliche sitzen in einer Halle über ihrer Abschlussprüfung.

Bei der IHK-Abschlussprüfung in der Stadthalle Köln-Mülheim ist am Dienstag (22. November 2022) ein Prüfling kollabiert. Das Symbolfoto zeigt eine Abschlussprüfung am 26. November 2014 in der Thüringenhalle in Erfurt. 

Bei einer IHK-Prüfung in Köln ist ein junger Mann kollabiert. Jetzt melden sich zwei weitere Teilnehmende und widersprechen der Schilderung eines IHK-Bereichsleiters.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Nachdem am Dienstag ein Azubi bei der Abschlussprüfung (Kaufleute für Versicherungen und Finanzen) in der Stadthalle Köln-Mülheim leblos zusammengebrochen ist, erheben immer mehr Prüflinge schwere Vorwürfe gegen die Industrie- und Handelskammer (IHK). 

„Von dem Aufsichtspersonal hat niemand Erste Hilfe geleistet. Ich bin eine der fünf Azubis, die um das Leben unseres Kollegen gekämpft haben“, schildert eine Prüfungsteilnehmerin (22) am Freitag (25. November 2022) die dramatische Situation gegenüber EXPRESS.de. 

Prüfling kollabiert in Köln: Weitere Azubis widersprechen IHK-Aussage

Bereits am Donnerstag hatten sich zwei Prüflinge bei EXPRESS.de gemeldet und die Lage auch so geschildert. Auf Nachfrage hatte Christopher Meier, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung bei der IHK Köln, jedoch erklärt, dass es eine Aufsicht war, die direkt neben dem betroffenen Azubi gestanden und sofort mit einer Herz-Druck-Massage angefangen hätte. Diese hätte sich dann mit mehreren Prüflingen abgewechselt. 

„Die Situation, wie sie die IHK schildert, hat so nicht stattgefunden“, sagt die 22-Jährige, die in Köln eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau macht und anonym bleiben möchte. Sie sei die direkte Sitznachbarin des Betroffenen gewesen. „Er ist ohnmächtig geworden und mir direkt vor die Füße gefallen. Als ich durch den Raum schrie, ist mir befohlen worden, sitzenzubleiben und meine Prüfung weiterzuschreiben“, erzählt sie. 

Als der Junge krampfte, hätten sie und andere Azubis sich dem Befehl widersetzt: „Selbst als ich darauf aufmerksam machte, dass er nicht mehr atmet, wurde von dem Aufsichtspersonal nichts unternommen.“ 

Stattdessen hätten sie und vier andere Auszubildende sich mit den Reanimationsmaßnahmen abgewechselt. „Ein Mit-Azubi, der mich ablöste, sang ‚We Will Rock You‘ von Queen, um im Rhythmus zu bleiben. Eine Aufsicht stand nur daneben und wischte sich die Tränen weg“, erzählt sie weiter. Die anderen Aufsichtspersonen hätten zuvor bereits mit den anderen Prüflingen den Raum verlassen. 

Reanimation bei IHK-Prüfung in Köln:  22-Jährige schildert Unfassbares

Die Aufsichtspersonen hätten nicht mal einen Rettungswagen gerufen, behauptet die 22-Jährige: „Ein Mädchen, das bei der Reanimation half, musste zu seiner Tasche laufen, um das Handy zu holen. Wir sind mit der Situation komplett alleine gelassen worden.“ 

Fünf junge Menschen kämpften statt mit den Prüfungsfragen um das Leben eines Mit-Azubis. „Wir haben ihn für anderthalb, zwei Minuten reanimieren können, ihn dann noch mal verloren“, schildert die 22-Jährigen die dramatischen Minuten. Es gelang, den jungen Mann erneut zu reanimieren. Dann übernahmen die alarmierten Rettungskräfte.

Kölner Azubine: „Was die IHK da gemacht hat, war unmenschlich“

Als der Rettungswagen weg war, kehrten alle auf ihre Plätze zurück. Die angehende Versicherungskauffrau: „Seitens des Aufsichtspersonals wurde dann über Mikro weitergegeben, dass laut Aussage der Notärzte, der Junge nicht überlebt hätte, wenn wir nicht sofort mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen hätten.“ Es sei applaudiert, aber im nächsten Satz verkündet worden, dass die Prüfungszeit ab jetzt beginne.

„Wir sind gezwungen worden, das Geschehene zu verdrängen“, beklagt die 22-Jährige. Sie habe anschließend Augenkontakt mit einer Mit-Azubine gehabt: „Ihre Hand mit dem Stift zitterte und sie weinte.“ Auch andere Prüflinge seien schockiert und aufgewühlt gewesen. „Man hätte die Prüfung abbrechen müssen. Was die IHK da gemacht hat, war unmenschlich“, sagt sie. 

Ein angehender Versicherungskaufmann, der seine Einladung zur Prüfung als Beweis mitgeschickt hat, bezeichnet die Aussage der IHK als Frechheit. „Es war klar deutlich, dass alle Anwesenden der IHK absolut überfordert mit der Situation waren“, erklärt er gegenüber EXPRESS.de. „Bei einer so großen Veranstaltung ist es schon bedenklich, dass die IHK keine Ersthelfer vor Ort hatte.“