„Auf einem ganz düsteren Weg“Luke Mockridge spricht bei Auftritt in Köln über Rammstein

Luke Mockridge steht auf der Bühne der Lanxess Arena und zeigt mit einer Hand aufs Publikum.

Luke Mockridge ist am Freitag (23. Juni 2023) mit seinem neuen Programm „Trippy“ in der Lanxess Arena aufgetreten. 

Am Freitagabend trat Comedian Luke Mockridge mit seinem aktuellen Programm „Trippy“ in der Lanxess-Arena auf. Unsere Kollegin hat sich den Auftritt angesehen.

von Alexandra Miebach (mie)

Freitagabend in Köln-Deutz. Jubelrufe und ein Grölen hallen durch die Lanxess-Arena, als Comedian Luke Mockridge (34) auf die Bühne tritt. 

Seit Februar ist der 34-Jährige mit seinem aktuellen Programm auf Tour, aber auf den Abend im Henkelmännchen hat er sich besonders gefreut.

„Meine Damen und Herren, hier ist der Comedian, der so glamourös ist, dass er sich sogar schon selbst ankündigt. Hier ist Luke Mockridge!“, ruft er aus dem Backstagebereich, bevor er unter tosendem Applaus die Bühne betritt.

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„Es ist schön, wieder auf Tour zu sein. Und es ist schön, wieder in der Heimat zu sein. Das hier heute ist Heimspiel“, sagt er weiter.

Luke Mockridge: Fans stehen in Köln stundenlang Schlange

Einige Fans, darunter Jenny aus Düsseldorf, die in der ersten Reihe sitzt, haben seit 10 Uhr am Morgen vor der Arena gewartet, um die besten Plätze zu ergattern. „Das ist krass. Zur Belohnung gibt es ein Selfie!“, freut sich Luke, als er einige Fans im Publikum persönlich begrüßt.

Natürlich, wie sollte es in einer Kölner Location auch anders sein, geht ein Raunen durchs Publikum, als das Wort Düsseldorf fällt. Luke: „Wir haben 2023. Hört mir mit der Köln-Düsseldorf-Scheiße auf! Man tritt nicht nach unten, Leute!“ Tosendes Gelächter. 

Luke Mockridge mischt Improvisation mit geplantem Programm

Am Freitagabend merkt man: Luke hat richtig Spaß daran, vor den Kölner Fans auf der Bühne zu sein. Die gut zwei Stunden seines Programms füllt er mit geplanten Einlagen – er setzt sich zum Beispiel ans Klavier und singt – und Improvisation. 

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Es geht um seine eigene Familie und darum, wie er die Corona-Zeit erlebt hat – Luke fand sie „trippy“ (deutsch: abgedreht). Aber der 34-jährige gebürtige Bonner spricht auch immer wieder Reizthemen an – zum Beispiel die Generation Z und die aktuell in seinen Augen sehr laschen Erziehungsmethoden vieler Eltern.  

Luke Mockridge in Kölner Lanxess-Arena: „Bald nur noch Arschlöcher“

Er erzählt: „Meine Familie ist mega und wir – meine fünf Brüder und ich – hatten eine tolle Kindheit. Aber wir mussten auch im Haus helfen, oder mal das Auto waschen. Wenn man das mit einer Kindheit heutzutage vergleicht, war unsere Kindheit ja wie ein Arbeitslager. Kinder von heute müssen nicht mehr helfen, die werden gefragt, ob sie sich danach fühlen ... Ich sage es euch: In 18 Jahren haben wir nur noch Arschlöcher auf der Welt.“

Auch Ex-US-Präsident Donald Trump (77) und der amtierende US-Präsident Joe Biden (80) bekommen ihr Fett weg. Der Comedian: „Trump gegen Biden – das ist wie Prinz Markus von Anhalt gegen Mutter Beimer. Haben die keine anständigen Kandidaten? In dem Land leben 200 Millionen Menschen (Anmerkung der Redaktion: es sind sogar 331,9 Millionen), da muss es doch was Besseres geben“.

Luke Mockridge mit fraglichen Witzen über Paralympics 

Als Mockridge dann gegen die Paralympics schießt und Witze über körperlich und geistig beeinträchtige Menschen macht, wird es etwas stiller in der Arena. Man merkt dem Publikum deutlich an, dass das einige gar nicht lustig finden.

Der Comedian klärt auf: „Ich habe mit meinem guten Freund Mathias Mester über diesen Teil des Programms gesprochen. Wer ihn nicht kennt: Er ist kleinwüchsig, Sportler, war schon bei den Paralympics und hat bei ‚Let's Dance‘ mitgemacht. Er hat gesagt, für ihn sei es das schlimmste, dass er von den Leuten immer bemitleidet werde. Leute, denen geht es gut! Die brauchen kein Mitleid. Die machen selbst noch viel schlimmere Witze, als ich gerade. Die Witze, die er vorgeschlagen hat, waren noch viel krasser.“ 

Luke Mockridge spricht bei Auftritt in Köln über Rammstein

Wer am Freitagabend in der Lanxess-Arena sitzt, merkt: Luke Mockridge polarisiert und er will provozieren – offenbar nicht zuletzt, um auf Themen aufmerksam zu machen und sein Publikum zum Nachdenken anzuregen – natürlich erst nach der Show, denn währenddessen geht es darum, „mal zwei Stunden alles zu vergessen und Spaß zu haben“, wie er selbst sagt. 

So spricht er auch die Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann (60) an. An dieser Stelle darf man nicht vergessen, dass es auch gegen den Comedian bereits schwere Vorwürfe seitens seiner Ex-Freundin Ines Anioli (36) gab. Es kam sogar zu einer Anklage, die aber fallengelassen wurde.

Mockridge betont: „Man muss immer Kunst und Künstler trennen. Auch wenn wir uns aktuell die Rammstein-Vorwürfe angucken – oh, wieder eine Buh-Stelle ... Es ist ganz wichtig, immer Kunst und Künstler zu trennen. Nur, weil jemand vielleicht mal irgendwas gesungen hat ... Das ist kein Beweis und es ist so schwierig, wenn wir damit anfangen, dann sind wir wirklich auf einem ganz düsteren Weg. Du kannst jeden Künstler der Welt an den Pranger stellen, wenn du die Kunst zu wörtlich nimmst. Und damit kannst du jedem Künstler Probleme machen.“

Und er gibt seinen Fans noch eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: „Es wird euch später niemand fragen, wie oft ihr euch bei Twitter über irgendwelche Themen aufgeregt habt. Habt einfach Spaß, macht das Beste aus allem. Das Leben ist abgefahren genug!“

Luke Mockridge zwischen Improvisation, Provokation und ganz viel Spaß

Ja, Luke Mockridge provoziert mit seinem aktuellen Programm. Einige Witze gehen deutlich unter die Gürtellinie, manche Besucher und Besucherinnen mögen sich davon abgeschreckt fühlen – das scheint dem Comedian aber auch klar zu sein. Er sagt: „Für mich bedeutet es viel, hier zu sein. Bei all dem digitalen Hass, ist es schön, wenn man Liebe von echten Menschen bekommt.“

Und diese Liebe bekommt er am Freitagabend von seinen Fans in der heimischen Lanxess-Arena. Was dominiert, ist aber das Gefühl, dass der 34-Jährige hinter seinen Aussagen steht und diese nicht tätigt, um andere zu verletzen, sondern um das Publikum zum Nachdenken und zum Reden zu bringen.