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Ehrenfelder Kult-HalleKölner Konzert-Macher packen aus: Diese Stars haben ein Rad ab

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Sie holen Newcomer wie Stars seit 30 Jahren nach Köln: Georg Schmitz-Behrenz und Micki Pick (r.).

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – „Wie hieß noch mal dieser Reggae-Typ?“ Micki Pick blickt fragend zu seinem Kumpel. Aber Georg Schmitz-Behrenz kommt zuerst auch nicht auf den Namen. Zu viele Wahnsinnige, Musik-Stars oder solche, die sich dafür halten, sind in all den Jahren in der Live Music Hall gewesen.

Irgendwann haben die beiden Betreiber aufgehört, die all die Konzerte nachzuhalten. Aber eine Zahl, die ist den beiden Kölnern sehr präsent: Die Ehrenfelder Konzert-Halle wird 30 Jahre alt. Damit ist sie Kölns älteste "Rock-Fabrik": E-Werk, Palladium und Co. kamen erst später.

30 Jahre Live Music Hall in Köln: Eine Erfolgsgeschichte

„Jetzt hab ich's“, entfährt es Schmitz-Behrenz irgendwann im Gespräch mit dem EXPRESS: „Dieser Reggae-Musiker hieß Eek a Mouse. Der trat bei uns auf und war völlig bekifft...“ Micki Pick erinnert sich auch noch bestens: „Der hat sich hinter eine Box gesetzt und hat dann gesungen. Das Publikum hat den gar nicht sehen können. Die haben angefangen zu pfeifen, weil die dachten, das käme alles vom Band. 

Alles zum Thema Sido

Pick weiter: „Nach 90 Minuten ist der Typ dann aufgestanden und hat gesagt: Vielen Dank für den geilen Abend. Und Tschüss."

Live Music Hall: Prince, Nirvana, Nena, Oasis, Rammstein – sie alle waren schon hier

Geschichten dieser Art können die beiden Hallen-Betreiber zuhauf erzählen. Bei mehreren tausend Konzerten kein Wunder. In der Live Music Hall traten Rapper wie Rocker auf: Nirvana, Sido, Oasis, Tupac, Rammstein, Puff Daddy, Nena, Fanta 4, Bill Wyman von den Stones und und und.

Nicht immer ging alles glatt: The BossHoss, so erzählen die Macher, verwüsteten nach einem Auftritt den kompletten Backstage-Bereich. Warum? Schmitz-Behrenz zuckt mit den Achseln: „Wenn man so drauf ist ...“ Dagegen seien Oasis lammzahm gewesen. „Vor denen und ihren Launen hatten wir am meisten Angst gehabt", so Pick.

Punk-Legende Iggy Pop, der sich gerne mit nacktem Oberkörper zeigt, hatte bei seinem Kölner Auftritt auch so seine Macken: „Auf dem Weg zur Bühne durfte ihn keiner sehen. Wir mussten alle in unsere Büros“, erinnert sich Pick.

Eine andere Sängerin – ob es Tracy Chapman war, wissen die beiden nicht mehr genau – kündigte in den 90ern an: „Wenn hier auch nur einer eine Zigarette anmacht, höre ich sofort auf.“ Hat sie aber nicht, erzählt Pick.

Fast gar nicht mehr aufhören zu spielen, wollte Prince: Nach einem verkorksten Auftritt in der Lanxess-Arena kam er mit seinem Gefolge in die Live Music Hall und spielte bis in den frühen Morgen.

Weather Girls in Köln: Sauerstoff-Gerät hinter der Bühne

Andere Musiker hatten einen Heißhunger: „Ich weiß nicht mehr, wie die hießen, aber die haben dreimal hintereinander XXL-Schnitzel bestellt“, meint Schmitz-Behrenz. Und die schwergewichtigen „Weathergirls“ seien immer nach ein paar Songs hinter die Bühne zu einem Gerät verschwunden. „Die haben dann immer Sauerstoff inhalieren müssen.“

Konzertveranstalter Micki Pick gilt als Mann der ersten Stunde für Ehrenfeld, der später auch das inzwischen abgerissene „Underground“ leitete. Mit seinen damaligen Mitstreitern Jürgen Walter und Tuna Kalcik erkannte er die besondere Atmosphäre des ehemaligen Industriegeländes an der Lichtstraße.

Wirtschaftliche Krisen führten schließlich zur Trennung des Trios; Pick fand 1996 mit Georg Schmitz einen neuen Partner, der damals eine kleine Veranstaltungsagentur besaß und im „Blue Shell" auflegte.

Köln-Ehrenfeld: Rund um die Live Music Hall entstand hippe Kultur-Szene

Vor allem dank dieser „Pioniere“ mauserte sich Ehrenfeld zur hippen und alternativen Kultur-Szene. Andere Locations siedelten sich an oder verschwanden wieder – während in der Live Music Hall die Partyreihen wie „Poplife“ noch immer laufen.

Corona und Köln: Wie geht es für Kultur-Szene weiter?

Die Kultur-Szene hatte es schon vor Corona nicht leicht, jetzt steht auch die Live Music Hall vor einer ungewissen Zukunft. „Wir versuchen, die laufenden Kosten decken zu können“, sagt Pick. „Natürlich sind auch wir verunsichert, wann und wie und ob es weitergeht.“ 

Die Kölner Politik versuche im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen, sagt der Konzertveranstalter. Ohne Unterstützung werde es schwer bis unmöglich. „Wir alleine haben es nicht in der Hand“, so Pick. „Manch einer glaubt, dass Kultur nicht existenziell sei. Aber Kultur führt zu vielseitigen Lebensgefühlen, so dass sich am Ende eine ganze Gesellschaft wohlfühlt.“