Trotz Krieg in IsraelJüdischer Fußball-Klub aus Köln: Spieler treffen mutige Entscheidung

Fußball-Fans eine jüdischen Vereins stehen hinter Zäunen auf einer Stadiontribüne und feuern ihre Mannschaft an.

Die jüdischen Fußballvereine in Deutschland (hier Fans des TuS Makkabi Berlin im August 2023) wurden aufgerufen, aufgrund der aktuellen Gefahren wachsam zu sein. Der TuS Makkabi Köln fällte eine gemeinsame Entscheidung.

Der TuS Makkabi Köln hat eine Entscheidung getroffen. Trotz des Krieges in Israel wollen sich die Spieler nicht zurückziehen.

von Thomas Werner  (tw)

Die Zeiten sind schwer. Wegen des Israel-Kriegs nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern für die jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt. Selbst im Kölner Hobbysport könnten Gefahren lauern.

Der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland hat vor dem Hintergrund des Hamas-Angriffs auf Israel die Ortsvereine zur Wachsamkeit aufgerufen. „Wir weisen eindringlich auf die Gefahr hin, dass der israelbezogene Antisemitismus und Judenhass im Sportbereich jetzt noch weiter ansteigen könnte“, erklärte der Dachverband am Donnerstag (12. Oktober 2023) in Berlin.

Makkabi Berlin zieht Mannschaft aus dem Verkehr – aktuelle Entscheidung aus Köln

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass der Berliner Fußball-Club TuS Makkabi (5. Liga, nahm 2023 am DFB-Pokal teil) seinen Spiel- und Trainingsbetrieb zunächst eingestellt hat – aus Angst vor Angriffen. Wenig später wurde die Entscheidung allerdings revidiert.

Mit der Frage, wie es weitergeht, hat sich auch der TuS Makkabi Köln befasst. „Wir legen die Entscheidung in die Hand der Spieler. Aktuell laufen die Gespräche“, sagte der Wolfgang Krymalowski am Donnerstag gegenüber EXPRESS.de.

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Kurz darauf das eindeutige Votum: „Unsere Spieler haben einstimmig entschieden, dass sie weiterhin an allen Spielen teilnehmen werden, sofern keine Veränderungen eintreten“, so Krymalowski.

Eine mutige Entscheidung. Der TuS Makkabi nimmt mit einer Herren-Mannschaft am Spielbetrieb der Kölner Kreisliga D teil, steht medial und in Sachen Zuschaueraufkommen längst nicht so im Fokus wie das Berliner Pendant. Aber: Für die Sicherheit garantieren kann in der aktuellen Lage eben niemand.

Krymalowski hat zumindest Hoffnung geschöpft, dass es ruhig bleibt. „Wir haben ja auch am vergangenen Wochenende gegen eine türkische Mannschaft gespielt (die Reserve des DSK Köln, d. Red.), da ist nichts passiert.“

Die Mannschaft des TuS Makkabi Köln besteht nicht nur aus jüdischen Spielern, sondern ist in Sachen Herkunft und Religion bunt gemischt.

1. FC Köln zeigt sich solidarisch mit der jüdischen Gemeinschaft

Der jüdische Sportverband rief unterdessen alle Sportverbände, Vereine und die Zivilgesellschaft auf, sich solidarisch mit Israel sowie der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit zu zeigen.

„Antisemitismus gehört weder auf unsere Straßen, noch auf unsere Sportplätze. Lasst uns als Sport gemeinsam ein Vorbild für das friedliche Zusammenleben in Deutschland sein“, hieß es. Vereine wie zum Beispiel der 1. FC Köln hatten bereits öffentlich ihre Solidarität bekundet.

Hier den Facebook-Beitrag des 1. FC Köln ansehen:

Der Verband fügte auch hinzu: „In den Kommentarspalten unter den Social-Media-Beiträgen tobt jedoch bereits der antisemitische Mob.“ Schon in den vergangenen Jahren habe man die Erfahrung machen müssen, „dass vor dem Hintergrund islamistischer Terrorwellen auch jüdische Einrichtungen in Deutschland und Europa Ziel antisemitischer Attacken wurden“.

Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel hat die Terrormiliz für Freitag (13. Oktober 2023) und die darauf folgenden Tage zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen aufgerufen. Wie der Zentralrat der Juden in Deutschland bekanntgab, sind diverse Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden.

Angesichts des Aufrufs der Hamas zu weltweiter Gewalt zeigt sich auch die Synagogen-Gemeinde Köln besorgt. „Das ist nicht nur ein Aufruf zu Demonstrationen, sondern ein Aufruf zu Attentaten, zu Gewalt gegen Juden und Jüdinnen“, sagte Vorstand Abraham Lehrer gegenüber domradio.de. Das sei wie ein Freifahrtschein für jeden, der denkt, er tue der palästinensischen Sache damit etwas Gutes. (mit KNA)