Hut ab! Ein 81-jähriger Kölner wird den ganzen Marathon laufen.
Kommt er an, gewinnt erGünter (81) bereit für Köln-Marathon

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Günter Czerwinski wird mit der Startnummer 3547 am Sonntag (5. Oktober 2025) beim Köln-Marathon mitlaufen.
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Wie schafft man das? Mit 81 Jahren beim Köln-Marathon die volle Distanz über 42,195 Kilometer zu laufen? Günter Czerwinski muss da nicht lange nachdenken, denn die Frage hört er oft.
Sein Geheimnis? „Gute Gene“, sagt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ fast entschuldigend. „Die habe ich von meinen Vorfahren. Mit anderen Worten, ich habe nichts von dem, was andere Leute in meinem Alter normalerweise haben. Keine Probleme am Fuß, am Knie, an der Hüfte oder im Rücken.“
Ein beneidenswertes Glück! Zwar gibt es in Köln rund 64.300 Kölnerinnen und Kölner über 80, doch nur einer von ihnen wagt sich am Sonntag (5. Oktober 2025) an den Marathon.
Um 10.30 Uhr geht es am Ottoplatz los. In seiner Altersklasse ist Günter der einzige Starter. Heißt: Er muss nur ins Ziel am Dom kommen, um zu gewinnen! Seine erwartete Zeit? Knapp fünfeinhalb Stunden, ähnlich wie 2024, als die Uhr bei 5:26:29 Stunden stehen blieb.
Seit ihr auch beim Köln-Marathon dabei? Oder steht ihr an der Strecke und feuert jemanden an? Dann meldet euch bei uns!
Dabei ist der Marathon gar nicht seine Lieblingsstrecke! „Ich habe damals nur damit angefangen, weil es in Köln einen neuen Marathon gab. Als Kölner muss man den doch gelaufen sein“, erzählt der Läufer vom ASV Köln. Das war 1997, damals war er schon nach dreieinhalb Stunden im Ziel.
1945 im Kinderwagen nach Köln
Woher dieser unbändige Bewegungsdrang kommt? Czerwinski glaubt, die Antwort liegt in seiner frühesten Kindheit. „In der zweiten Hälfte meines ersten Lebensjahres hat mich meine Mutter in Oberschlesien in einem Kinderwagen gepackt und auf der Flucht bis nach Köln transportiert.“ Von Januar bis Mai 1945 waren sie unterwegs. „Ich habe den Eindruck, dass da mein unstillbares Verlangen entstanden ist, mich zu bewegen. Womöglich laufe ich deshalb immer noch.“
Nachdem viele Jahre die Familie und der Job als Anwalt und Notar im Vordergrund standen, packte ihn mit Mitte 40 wieder das Lauffieber – durch den legendären Hermannslauf. Ein Freund hatte ihm von dem 31,1 Kilometer langen Lauf durch den Teutoburger Wald vorgeschwärmt. „Das habe ich getan. Seither ist der Hermann einer meiner Lieblingsläufe.“
Aber die normalen Strecken reichten ihm bald nicht mehr. „Ich habe gemerkt: Für mein Alter bin ich auf diesen Strecken einfach zu langsam.“ Die krasse Lösung? Noch längere Distanzen!
Seine wahre Leidenschaft sind 100-Kilometer-Läufe, besonders die in Biel in der Schweiz. Man startet abends und läuft die ganze Nacht. „Dann siehst du so gegen vier Uhr den Mond untergehen. In leuchtendem Orange. Und eine Stunde später geht im Osten in der gleichen Farbe die Sonne auf. Das sind Erlebnisse, die kann man sich nur gönnen, wenn man sich dann auch mal nachts auf den Weg macht.“
Darum tut sich der Kölner das alles an
Aber warum tut er sich das alles an? „Du weißt von vornherein: Ohne Quälerei geht das nicht. Dann aber gibt es unterwegs auch immer wieder dieses unbeschreibliche Hochgefühl. Das möchte man auch nicht missen“, erklärt der 81-Jährige.
Der Köln-Marathon am Sonntag soll sein letzter sein. Aber wer weiß das schon so genau? Schließlich will er 2026 ja auch noch mal die 100 Kilometer in Biel laufen.
Sein Motto ist klar: „Bewegen ist Leben.“ Ans Aufhören denkt er nicht. Denn, so Czerwinski: „Wer rastet, der rostet.“ Bei ihm klingt das nicht wie eine Floskel, sondern wie die pure, gelebte Wahrheit. (red)