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Kölns TrümmerbergeWas vom Weltkrieg übrig blieb

Der Herkulesberg wurde hier fotografiert vom Dach des Bundesverwaltungsamtes in Niehl.

Der Herkulesberg wurde hier fotografiert vom Dach des Bundesverwaltungsamtes in Niehl.

Aktualisiert

In der Reihe über die „Kölner Geheimnisse“ geht es in dieser Folge um die Zerstörung Kölns im Zweiten Weltkrieg und den Neuaufbau der Stadt. Wohin mit den ungeheuerlichen Mengen an Schutt? Das war die Frage. Und darauf gab es eine spektakuläre Antwort.

Die letzten Kriegstage von Köln: Am 2. März 1945 flogen die Alliierten nochmals einen großen Luftangriff auf die Stadt, ehe mehrere Divisionen der US-Armee in den nächsten 72 Stunden mit dem Einmarsch begannen.

Köln war nach der Einnahme von Aachen die erste deutsche Großmetropole vor dem Fall. US-Panzer rollten im Norden und Westen über die Stadtgrenze. Es kam zu vereinzelten Gefechten, doch der deutsche Widerstand war überschaubar. Die amerikanischen Soldaten fanden eine nahezu menschenleere Innenstadt vor.

Der Kölner Dom ragte aus der Ruinenlandschaft und wirkte wie ein gewaltiges Mahnmal. Der totale Krieg, den Nazi-Deutschland entfacht hatte, endete in grotesker Zerstörung. Köln war nur noch ein Schutthaufen.

Der Weg der US-Armee zur Eroberung der Stadt führte auch über die Kreuzung Venloer Straße/Akazienweg. 80 Jahre später geht es von hier aus zum Geheimnis, das sich nicht weit entfernt in einem Park im Stadtteil Vogelsang befindet. Erika Schneider, geboren 1941, hat nie woanders gelebt als in diesem Viertel im Kölner Westen. Sie zeigt auf die Grünfläche aus Bäumen und Sträuchern: „Das war alles Wasser, das ging bis zum Bahndamm“, erzählt sie.

Zeitzeugin Erika Scheider im Vogelsanger Drei-Hügel-Park

Der Trümmerhügel vom Akazienweg wurde aus Kriegstrümmern im Park am Akazienweg (Hardt`sche Grube) aufgeschüttet - Zeitzeugin Erika Scheider erinnert sich.

Hier war sie also, die Hardt ́sche Kiesgrube. Ein Baggersee, in dem die Kinder im Sommer schwammen, in manchen Wintern Schlittschuh liefen. Einige Jahre nach dem Krieg kamen die Steine, immer mehr Steine, Lastwagen für Lastwagen kippte seine Ladung ab – Trümmer des zerbombten Köln. Unzählige Tonnen brachten die Transporter nach Vogelsang.

Bald war in der fünf Meter tiefen Grube kein Wasser mehr zu sehen, am Ende waren sogar drei respektable Steinhügel „gewachsen“, die später noch bepflanzt wurden. So erzählt Erika Schneider die Geschichte vom Vogelsanger Trümmerberg. Es ist, als habe man über das Erbe des Krieges eine Decke gelegt: „Manchmal wundern sich hier Spaziergänger über einzelne Ziegelsteine, die sichtbar werden, weil vielleicht ein Hund in der Erde gegraben hat.“

Ein Detail vom Trümmerhügel vom Akazienweg

Zwischen den Bäumen kann man auf Trümmersteine stoßen.

78 Prozent des Kölner Stadtgebietes waren bei Deutschlands Kapitulation zerstört, in der Altstadt sogar 92 Prozent. Geschätzte 30 Millionen Kubikmeter Stein, das entspricht dem 150-fachen Volumen des Kölner Doms, türmten sich entlang der Straßen. 1948 ging im Inneren Grüngürtel eine Trümmerverwertungsanlage in Betrieb, die Straßenschotter herstellte. Doch stand diese Maßnahme wie auch die Schüttung von Autobahndämmen „in keinem Verhältnis zu der Masse der zu beseitigenden Trümmer“, wie der Stadtplaner und Gartenarchitekt Guido Erxleben (1892-1950) notierte.

Doch dann gelang Köln ein angesichts der gewaltigen Herausforderung erstaunliches, bisweilen kunstvolles Werk: Die Schuttmassen konnten nicht nur geordnet aus dem Weg geräumt werden, aus den Überresten der Stadt modellierten Kölner Nachkriegspioniere sogar neue, attraktive Landschaften, die das Stadtbild bis heute prägen. Das Konzept hatte eine bunt gemischte Gruppe aus Architekten, Künstlern, Freigeistern, Grünexperten und auch Geistlichen, die sich monatlich in einer Gaststätte am Heumarkt zum Austausch traf, mit Vertretern der Stadtverwaltung erdacht. So entstanden ab 1950 insgesamt elf Trümmerhügel, die mit einer Bodenschicht bedeckt und mit Rasen, Sträuchern, Bäumen und Wegen kultiviert wurden.

Am bekanntesten sind der Herkulesberg hinter dem Mediaparkgelände, wo der größte Teil der Trümmer Platz fand, der Aachener Berg am Aachener Weiher, auf dessen Liegewiesen Studenten gerne chillen und der Trümmerberg im Beethovenpark, beliebt als Rodelhang.

Cover Kölner Geheimnisse Band 2 von Ayhan Demirci und Maira Schröer

Cover Kölner Geheimnisse Band 2 von Ayhan Demirci und Maira Schröer

Diese Geschichte stammt aus dem neuen Köln-Buch „Kölner Geheimnisse Band 2/ 50 neue spannende Geschichten aus der Dom-Metropole“, das im Bast-Verlag erschienen ist (192 Seiten, 24 Euro). Sieben Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes sind es diesmal die Autoren Ayhan Demirci und Maira Schröer, die sich auf die Spuren Kölner Geschichte begeben haben und ausgehend von Objekten und Relikten in der Stadt von außergewöhnlichen Begebenheiten erzählen.