Köln – Die Fachhochschule in Deutz. Vor dem Campus steht ein Mann mit Stirnglatze und ergrauten Schläfen. Was er in der Hand hält, ist sein Lebenswerk: ein Diplom-Zeugnis. 63 Semester hat er dafür gebraucht.

Gestatten, Werner Kahmann (61), Kölns hartnäckigster Langzeitstudent. Nach fast 40 Jahren endlich Akademiker.

Der Siegburger schrieb sich am 1. März 1973 im zarten Alter von 23 Jahren für das Fach „Versorgungstechnik“ ein. Matrikelnummer 151.171 – heute sind die Zahlen schon achtstellig. Damals konnte niemand ahnen, dass Werner mal für einen Rekord sorgen würde: So lange wie er brauchte in Köln noch keiner für einen Uni-Abschluss.

„Ich war von Anfang an ein Bummelstudent“, gibt der 61-Jährige zu. So hatte er schon 14 Semester auf dem Buckel, als er sich bei einem Fußballspiel das Bein brach und anderthalb Jahre nicht zur Uni konnte. „Mein zweiter Fehler war, dass ich nie von Siegburg nach Köln gezogen bin. Dann wäre alles schneller gegangen.“

Macht ja nichts. Mit 31 Jahren schrieb er sich erneut ein. „Das Problem war, dass sich wegen der langen Zeit immer wieder die Prüfungsordnungen änderten. Ich musste dauernd Scheine nachmachen.“

Dann kam 1984 seine Tochter Katharina zur Welt. Werner war jetzt 34, und ans Studieren war nicht zu denken. „Dafür war ich beruflich selbstständig und als Projektleiter sehr erfolgreich.“ Es ging sogar so weit, dass er, der selbst kein Ingenieur war, Ingenieure bei Bauprojekten einwies. Das Studium geriet ins Vergessen.

2004 musste er sich erneut exmatrikulieren. „Wegen der Studiengebühren.“ Als er sich 2011 wieder einschrieb, gab es dann kein Diplom mehr. Nur noch Bachelor und Master. „Dank eines netten Professors durfte ich trotzdem das Diplom machen. Ich war der Letzte an der ganzen Kölner Uni, der überhaupt ein Diplom gemacht hat.“ Das Thema: Wirtschaftlichkeit von Blockheizkraftwerken, seine Note: 2,0.

Nach 63 Semestern ist Werner Kahmann nun Akademiker. Endlich!