„Hatte Todesangst“Kölnerin (16) verarbeitet Trauma – und soll TV-Preis bekommen

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Kölnerin Leen (16) hat ihre traumatische Fluchterfahrung in zwei Büchern verarbeitet. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Leen al Scheickh ist erst 16 Jahre alt. Sie wohnt seit 2017 in Köln und stammt ursprünglich aus Damaskus in Syrien. Von dort floh sie mit ihrer Familie mit Flugzeug und Schlauchboot über den Landweg. „Ich hatte Todesangst“, sagt die Schülerin heute über die Fluchterfahrungen.

Die emotionale Flucht und die Kriegssituation in ihrer Heimatstadt hat die Schülerin in zwei Büchern niedergeschrieben. Eins ist schon fertig. Damit ist sie nun für den „KIKA- Make a change Award“ nominiert. Darüber ist Leen mehr als stolz.

Kölnerin (16) schreibt Bücher über Flucht aus Syrien

Das Buch: „Alles sein – Der schwierige Weg in die Freiheit“ ist aus Tagebucheinträgen entstanden. „Ich freue mich unfassbar, dass ich den KIKA-Preis vielleicht bekomme. Ich wäre sehr traurig, wenn es nicht klappen würde“, sagt Leen (16). Sie geht in Köln auf die Käthe-Kollwitz- Schule.

„Wir Flüchtlinge haben etwas Schlimmes erlebt. Ich kann das nicht vergessen. Die Bücher zu schreiben, hat mir bei der Verarbeitung geholfen“, erklärt Leen (16) gegenüber EXPRESS.

Köln: Nicht alle Mitschüler haben ein offenes Ohr

Nicht jeder ihrer Mitschüler habe dazu ein offenes Ohr. Das schmerze sie immer wieder. Manche Mitschüler würden die Motive von Flüchtlingen infrage stellen. 

„Meine Eltern arbeiten beide, meine Mutter als Kinderbetreuerin und mein Vater auf der Baustelle. Ich will auch in Köln bleiben und nach der Schule Geld verdienen“, sagt Leen.

Kölnerin Leen: „Nur Menschen, die Flucht erlebt haben, können verstehen, wie es uns geht“

„Nur Menschen, die diese Flucht erlebt haben können verstehen, wie es uns geht“, so Leen (16). Für sie sei die traumatischste Erfahrung der Flucht ihre Fahrt mit dem Schlauchboot gewesen. Genau zwischen Griechenland und der Türkei sei das Schlauchboot plötzlich gekentert.

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2016: Kölnerin Leen mit ihrer Mutter im Schlauchboot, bevor es auf dem Mittelmeer gekentert ist. Ihr Vater hat das Foto damals aufgenommen. 

„Wir waren zwei Stunden im eiskalten Wasser, bis ein Rettungsboot kam. Erst dann wurden wir gerettet. Ich hatte Todesangst, denn ich kann nicht schwimmen“, sagt die Schülerin über den schrecklichsten Moment der Flucht.

Kölnerin Leen (16):  „Bis heute habe ich eine Wasser-Phobie“

„Bis heute habe ich eine Phobie vor dem Meer und vor Wasser“, so Leen und die Tränen steigen ihr in die Augen. Nach einer kurzen Pause, kommt sie wieder zu Kräften.

Die 80 Leute im Schlauchboot und auch alle anderen Flüchtlinge, die sie auf der langen Reise kennengelernt habe, hätten vor allem den Wunsch nach Freiheit verspürt. 

Geflüchtete will nicht zurück nach Syrien: „Köln ist Heimat“

Wenn sie heute an Syrien denkt, denkt sie nur an den Krieg und nicht an Heimat. Ihre Erinnerungen an Damaskus sind von schrecklichen Bildern geprägt. Dunkel erinnert sie sich an dichten Nebel in der Luft, vor dem ihr Opa sie gewarnt hat.

„Er sagte, dass wir nicht rausgehen sollen. Dass das Chemikalien sind, wussten wir damals nicht“, so die 16-Jährige über die Zeit.

„Meine Heimat ist Köln, ich will hier auf jeden Fall bleiben“, hofft Leen. Nach Syrien wolle sie jedenfalls nie wieder zurück.

„KIKA-Award“ am Freitag ab 19.30 Uhr im TV

„Ich habe dort mitbekommen, dass Syrer ohne Grund im Gefängnis gelandet sind“, so Leen. Diese Erfahrung habe sie sehr geprägt. Deswegen hat sie schon jetzt einen konkreten Berufswunsch.

„Ich möchte Rechtsanwältin und Autorin werden. Autorin bin ich ja quasi schon“, sagt Leen und lacht.

Der „KIKA-Award“ wird am Freitag um 19.30 Uhr live im Fernsehen übertragen.