Einfachste Mittel gegen zu viele Tauben?Kölner Verein mit klarer Forderung an die Stadt Köln

Giuliana Tadiotti und Jamie-Lynn Winkler-Jacobs vom Verein „Pigeon Rights“ versuchen, eine verletzte Taube in Köln-Chorweiler einzufangen.

Giuliana Tadiotti und Jamie-Lynn Winkler-Jacobs (v. l.) vom Verein „Pigeon Rights“ versuchen, eine verletzte Taube in Köln-Chorweiler einzufangen.

Der Kölner Verein „Pigeon Rights“ fordert ein besseres Management der Stadt bezüglich des Taubenproblems. Besonders schlimm ist die Situation rund um das City-Center in Chorweiler.

von Carolina Bosch ()

Für die meisten sind sie die „Ratten der Lüfte“. Stadttauben haben nicht nur in Köln seit Jahren einen besonders schlechten Ruf.

Durch Fütterungsverbote und Vergrämungsmaßnahmen wie Spikes auf Fensterbänken und Netze in Unterführungen versucht die Stadt, dem Problem Einhalt zu gebieten.

Kölner Verein „Pigeon Rights“ setzt sich für Stadttauben ein

Wie viele Tauben wirklich in Köln leben, ist nicht einfach zu messen. Mehrere Zehntausend, schätzt Jamie-Lynn Winkler-Jacobs (33). Sie setzt sich mit ihrem Verein „Pigeon Rights“ für die Stadttauben in Köln ein.

Eines ihrer größten Anliegen ist die Taubensituation in Chorweiler. Rund um das City-Center leben bis zu 500 Tiere, schätzt sie. Mittlerweile führt es die Tauben in das Einkaufszentrum, wo sie sich Nistplätze suchen. „Sie nutzen jede kleine Nische, um zu brüten“, erklärt Winkler-Jacobs. „Aber in Chorweiler ist einfach nicht genügend Platz, deswegen nisten sie sogar schon auf den Balkonen der Wohnhäuser.“

Taubenproblem in Köln-Chorweiler: Taubenhaus kann helfen

Die vorgeschlagene Lösung: Ein Taubenhaus, wie am Hansaring. Das möchten Winkler-Jacobs und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf dem Dach des City-Centers einrichten. Ein Taubenhaus biete artgerechte Nistplätze sowie Futter, Wasser und Schutz. Außerdem könne so die Population gemindert werden, indem Eier, in denen noch kein Leben herrscht, gegen Attrappen ausgetauscht werden.

Kölner Taubenhaus am Hansaring.

Das Taubenhaus in Köln am Hansaring

Bis zu achtmal im Jahr brüten Stadttauben mit zwei Eiern, erklärt Winkler-Jacobs. „Das haben die Menschen ihnen angezüchtet und ist eigentlich unnatürlich“, gibt sie zu bedenken. Tauben gehören zu den ältesten Haustieren der Welt. „Bis vor einem halben Jahrhundert wurden sie wie Hühner gehalten. Dann wurden sie verjagt.“

Seitdem leben sie in Städten, können aber ohne den Menschen nicht überleben. Und der möchte sie nicht haben. Stadttauben haben ein schlechtes Image, das so nicht gerechtfertigt ist. „Sie übertragen nicht mehr Krankheiten als ein normaler Hausvogel es tun würde“, betont Winkler-Jacobs. „Und ihr schmieriger Kot entsteht nur aufgrund der unartgerechten Ernährung.“

Das Fütterungsverbot zwingt die Tiere dazu, sich von Müll und Erbrochenem zu ernähren. Dabei erstellte die „Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung“ in Berlin erst im Oktober vergangenen Jahres ein Gutachten, dass Kommunen und Städte in die Pflicht nimmt, sich um Stadttauben zu kümmern.

Medikament kann Taubenpopulation in Köln verkleinern

„Das Taubenmanagement der Stadt Köln ist miserabel. Sie gibt viel Geld für Reinigung und Vergrämung aus, könnte es aber viel besser in Verschläge und Medikamente stecken“, fordert Winkler-Jacobs. „Pigeon Rights“ setzt sich intensiv für die Einführung des Medikaments „Ovistop“ein.

Ein Taubenei wird mit einer Handykamera angeleuchtet.

Solange in einem Taubenei noch kein Leben herrscht, tauscht es Jamie-Lynn Winkler-Jacobs gegen eine Ei-Attrappe aus.

Wie der Hersteller von „Ovistop“ auf seiner Webseite mitteilt, wird das Medikament bereits in Italien, Spanien oder Belgien genutzt. Es besteht aus einem Maiskorn, das mit Nicarbazin ummantelt ist. Das hilft gegen Kokzidien, eine häufige Darmerkrankung von Stadttauben.

Der günstige Nebeneffekt: Das Nicarbazin bewirkt zusätzlich, dass die Taubeneier unbefruchtet bleiben. Innerhalb von vier Jahren sei dadurch eine Verringerung der Taubenpopulation um 70 bis 80 Prozent zu erwarten.

Doch mit seinen Vorschlägen stoße der Verein immer wieder auf taube Ohren. Weder die Stadt Köln noch der Besitzer des City-Centers in Chorweiler scheinen laut Winkler-Jacobs besonders interessiert, auf dem Dach ein Taubenhaus zu errichten. Auch bis zur Anhörung des Vorschlags für das Medikament musste sie einen langen Weg gehen.

Ehrenamtliche Arbeit von „Pigeon Rights“: „Es ist frustrierend“

Die Stadt unterstütze lediglich den Verein „Kölner Taubenhilfe“, erklärt sie. Auch dort war sie einige Zeit aktiv. „Dabei kann sich ein einziger Verein nicht alleine um die große Masse an Tauben kümmern.“

Der Kölner Verein "Pigeon Rights" fordert ein Taubenhaus am City-Center in Chorweiler.

Der Verein hat eine verletzte Taube gefangen, deren Krallen verschnürt sind.

Die Arbeit bei „Pigeon Rights“ ist ehrenamtlich und die Mitglieder stecken ihr eigenes Geld in die Pflege der Tauben. Erst kürzlich lebte eine kranke Taube für mehrere Monate bei Winkler-Jacobs. Sie musste zweimal operiert werden. Mehrmals habe sie die Stadt um finanzielle Unterstützung gebeten, aber es kam nichts.

„Es ist frustrierend, dass wir nicht angehört werden“, klagt sie. Doch wenigstens gebe es mittlerweile etwas mehr Zuspruch von den Menschen auf der Straße. Auch von der SPD-Fraktion in Chorweiler gibt es Unterstützung. Am Dienstag (2. August) stellte sie einen Antrag bei der Stadt, um zu prüfen, auf welchen Dächern im Stadtbezirk ein Taubenhaus errichtet werden kann.