Im Dauereinsatz in KölnPorzer Tierrettung mit Hilferuf – „es nimmt kein Ende“

Ein Katzenbaby passt in eine Menschenhand.

Winzig: Eins der Katzenbabys, das am 18. Juni 2023 in Köln aus einer Mülltonne gerettet wurde. 

Es ist ein Kampf gegen Windmühlen: Die Tierrettung Köln-Porz ist wegen unkastrierten Katzen und ihren Babys im Dauereinsatz. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Sie sind unermüdlich im Einsatz für Tiere in Not. Doch manche Situationen lassen auch sie verzweifeln. „Wir wissen nicht mehr, wohin mit Katzen und Katzenbabys. Es nimmt kein Ende ...“, erzählt Antje Sommer von der Tierrettung Köln-Porz am Freitag (30. Juni 2023) gegenüber EXPRESS.de. 

Ein Einsatz jagt den nächsten. Auch an diesem Freitag sind die Kölner Tierretterinnen und -retter gefordert – Einsatz bei einem älteren Mann. Nachbarn haben Alarm geschlagen. Antje Sommer: „Es erwartet uns eine Katze mit acht Kitten. Da die Kleinen schon etwas älter sind, kann es sein, dass die Mutter schon wieder trächtig ist.“ 

Tierrettung Köln-Porz: Schockierende Einsätze bei „Katzenvermehrern“

Das Team sucht händeringend Pflegestellen. Denn nicht nur die Porzer Tierrettung hat kaum mehr Kapazitäten. Erst am Sonntag (18. Juni) nahm das Tierheim Köln-Dellbrück insgesamt zehn Tiere auf einen Schlag auf, nachdem die Porzer Tierrettung und das Ordnungsamt bei zwei sogenannten „Katzenvermehrern“ im Einsatz waren. 

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„Ein Mann hat in seiner Wohnung Katzen vermehrt, um diese zu verkaufen“, erklärt Antje Sommer. Die Tiere, die er nicht loswurde, soll er einfach frei gelassen haben. „Da leben mittlerweile 10 bis 15 Tiere auf einem Nachbargrundstück. Das ist nicht irgendwo auf einem Bauernhof, sondern mitten in der Stadt!“

Ein paar Katzen habe der Mann ihnen freiwillig überlassen. Für weitere Tiere wird jetzt laut Antje Sommer eine Einfangaktion gestartet. Diese müssen dann so schnell wie möglich untersucht und kastriert werden. Am selben Tag holte das Team der Tierrettung drei Katzen aus einer Wohnung in Mülheim. Dazu zahlreiche Kitten, fünf davon lagen in einer Mülltonne, noch mit Nabelschnur und bereits voller Maden. 

Fünf Katzenbabys liegen auf dem Boden einer Mülltonne.

Fünf Katzenbabys wurden am Sonntag (18. Juni 2023) vom Team der Tierrettung Köln-Porz aus einer Mülltonne gerettet. Eins der Tiere verstarb kurz darauf. 

Vier der „Müll-Kätzchen“ überlebten und müssen jetzt alle drei Stunden gefüttert werden. Antje Sommer stellt klar: „Man braucht dazu sehr engagierte Menschen, die sich für eine Pflegestelle zur Verfügung stellen.“

Köln: Besitzer setzen Katze zum Sterben einfach aus

Zwei Tage später wurde der Tierrettung eine sehr kranke Katze auf einem Spielplatz in Vingst gemeldet. „Wir haben sie in eine Klinik gebracht und konnten ihre Besitzer ausfindig machen. Diese erzählten uns, dass sie wussten, dass sie die kranke Katze zum Sterben in den Garten gesetzt hätten“, erzählt Antje Sommer.

Das arme Tier hatte sich dann noch bis zum Spielplatz geschleppt. Antje Sommer: „Sie konnte nur noch erlöst werden.“

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Kurz darauf der nächste Fall. Eine Tierschützerin wandte sich mit einem Notruf an die Porzer Tierrettung. Sie hatte durch Zufall Kontakt zu einer Familie, die mehrere unkastrierte Freigänger-Katzen hielt. Antje Sommer: „Es waren Menschen, die es nett fanden, dass die Katzen sich vermehren – da hätten die Kinder was zum Spielen.“ 

Eine Katze, drei Kitten und ein Kater wurden aus der Wohnung geholt. Eine zweite Katze, die später den Namen „Ella“ erhielt, hatte erst zwei Tage zuvor zwei Babys zur Welt gebracht. Ein drittes, totes Kitten steckt noch in der Gebärmutter und musste in einer Not-OP entfernt werden. Einen Tag später und „Ella“ wäre an einer Vergiftung gestorben. Auch ein weiteres Kitten schaffte es nicht.

Wenig später galt es für die Porzer Tierrettung mehrere Katzenbabys aufzunehmen, die von ihrer wild lebenden Mutter verlassen wurden, als sie gerade zwei Tage alt waren. 

Fehlende Pflegestellen, hohe Kosten: Porzer Tierrettung braucht Hilfe

„Wir versuchen alles, was geht. Durch ein gutes Netzwerk haben wir einige Pflegestellen, aber die sind jetzt voll“, so Antje Sommer. Neben Pflegestellen würden auch Außengehege fehlen, wo verwilderte Katzen, nachdem sie eingefangen und kastriert wurden, untergebracht werden können, bis die Kastrationswunde verheilt ist.

Dazu kommen die hohen Kosten für Tests, Arztbesuche, Spezialnahrung, Impfungen, Kastrationen. Antje Sommer von der Tierrettung Köln-Porz: „Wir machen derzeit ein großes Minus.“

Auch Fälle wie dieser tragen dazu bei: Vor wenigen Wochen wurde der Tierrettung eine verletzte Katze in einem Gebüsch gemeldet. Das Tier hatte eine gebrochene Hüfte. Das ganze Veedel habe die Katze, die bei einer Frau lebte, gekannt, erzählt Antje Sommer. Als es jedoch um die hohen OP-Kosten ging, habe die Frau abgestritten, dass es ihre Katze sei. Antje Sommer: „Das ist ein ganz typischer Fall: Oh, jetzt wird es teuer, jetzt ist es nicht mehr mein Tier.“ 

Wer den engagierten Tierschützerinnen und Tierschützern helfen, eine Pflegestelle zur Verfügung stellen oder ein Kitten adoptieren möchte, meldet sich bitte unter tierschutz.koeln-porz@web.de. Mit der gleichen E-Mail-Adresse freut sich das Team auch über Spenden via Paypal.