Ohne Proviant und GeldKölner Stunt-Profi läuft zu Fuß nach Leipzig – der Grund ist sehr ernst

Tobias Nied vor dem Kölner Dom.

Tobias Nied machte sich am Montag (4. März 2024) vom Kölner Dom zu Fuß auf den Weg nach Leipzig. Mit diesem Marsch will er Spenden sammeln.

Der Kölner Tobias Nied hat einen ungewöhnlichen Spendenlauf begonnen. Zu Fuß ist er ohne Geld und Proviant auf dem Weg nach Leipzig. Damit will er auf ein großes Problem aufmerksam machen.

von Marcel Schwamborn (msw)

„Ich möch zo Foß noh Kölle jon“, heißt es in der inoffiziellen Hymne der Stadt. Tobias Nied (41) dreht das Motto um. Er ist seit Montag (4. März 2024) zu Fuß unterwegs von Köln nach Leipzig. 450 Kilometer hat er bei einem ungewöhnlichen Spendenlauf vor sich.

Als ehemaliger Stuntman hat der Kölner schon einige Extremsituationen erlebt. 18 Jahre war er bei der Actionserie „Alarm für Cobra 11“ der Mann für knifflige Drehs. „Ich war Hauptdouble von Tom Beck“, erzählte er EXPRESS.de vor seinem Abmarsch.

Tobias Nied sammelt auf seiner Tour Flaschenpfand für Nahrung

„Dieser Lauf ist ähnlich wie ein Stunt. Man bereitet sich genau vor, aber es gibt immer unplanbare Dinge. Warum ich diese Herausforderung angenommen habe, weiß ich selbst nicht genau. Ich hatte einfach Bock darauf.“ Mit seinem Fußmarsch in die Nähe seiner Geburtsstadt in Sachsen will der Extremsportler Aufmerksamkeit für obdachlose junge Menschen wecken. Daher wählte er ähnliche Rahmenbedingungen.

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Geld oder Proviant hatte Nied nicht dabei, als er am Montag seine Wohnung in der Südstadt verließ. Unterwegs will er Flaschenpfand sammeln, um sich damit Nahrung kaufen zu können. „Für einen leckeren Kaffee werde ich das Geld schon nicht ausgeben. Eher für Reis und Haferflocken, damit ich satt werde. Zu dieser Jahreszeit werde ich in der Natur nichts Essbares finden.“

Gruppenbild der Stiftung rund um Tobias Nied.

Tobias Nied unterstützt mit seinem Spendenlauf die Off Road Kids. Tomi Czech (l.) und Sven Aulmann freuen sich über die Hilfe. Florian Bethe (r.) von der Bethe-Stiftung kündigte an, die Spenden zu verdoppeln.

Das Marschgepäck war überschaubar. Schlafsack, Biwak-Zelt, Isomatte, Trinkflasche mit Wasserfilter, Topf, Kocher samt Feuerzeug, Buschmesser, Zahnbürste und Zahnputztabletten sowie laminierte Karten hat er dabei. Eigentlich wollte er auch das Handy zu Hause lassen, doch das war nun nebst Powerbank und Solarplatten im Rucksack.

Hier die Tour von Tobias Nied bei Instagram verfolgen:

Die Tour will er nämlich über seinen Instagram-Kanal dokumentieren, weil sie einen wichtigen Zweck erfüllen soll. Mit zwölf Jahren sammelte der Künstler Spenden für Waisenkinder in Bolivien, mit 17 fuhr er mit dem Fahrrad von Deutschland nach Australien. Nun geht es darum, Aufmerksamkeit für Straßenkinder in Deutschland zu erzeugen. Betteln und Trampen ist unterwegs nicht erlaubt.

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Mit seinem Lauf will Nied Spenden für die Hilfsorganisation Off Road Kids sammeln. Die 1993 gegründete Organisation ist Anlaufstelle für Jugendliche, die Hilfe benötigen. „Wir haben schon über 10.000 Kinder in Deutschland von der Straße geholt“, sagte Tomi Czech. „Im vergangenen Jahr haben wir allein in Köln 460 Beratungsgespräche geführt, so viele wie nie zuvor.“

„Es geht nicht nur um die fehlende Wohnung. Wir versuchen die Gründe zu finden, warum viele keine Lebensperspektive sehen und auf der Straße enden. Viele junge Leute haben beispielsweise noch nie Bestätigung erfahren“, ergänzte der Kölner Stationsleiter Sven Aulmann.

Bethe-Stiftung verdoppelt die Spenden für die Off Road Kids

Die Bethe-Stiftung unterstützt die Arbeit von Off Road Kids, indem die Spenden, die nun auch durch den Fußmarsch gesammelt werden, verdoppelt werden. „Wir haben das große Ziel, die Obdachlosigkeit bis 2030 zu beseitigen“, sagte Vorstand Florian Bethe beim Treffen. „Daher können wir uns eine langjährige Partnerschaft vorstellen.“

Am ersten Tag ging es für Stunt-Profi Nied in Richtung Overath, ehe unter freiem Himmel übernachtet wird. „Ich schätze, dass ich so rund 20 Tage für die Strecke brauche. Wenn ich 20 Kilometer am Tag schaffe, wäre das in Ordnung. 25 wären gut, 30 unvernünftig, dann bereue ich das am Tag danach. Ich weiß auf jeden Fall, dass das im wahrsten Sinne des Wortes kein Spaziergang wird.“