Das einst mondäne Strandbad Langel: Vor mehr als hundert Jahren ließen es sich dort täglich 3000 Badegäste gut gehen. Bald werden es Tiere und Pflanzen sein.
Kölner StrandbadEinst tummelten sich Badegäste – jetzt ist klar, wie es hier weitergeht

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Die Postkarte ist von 1913 und sendet einen Gruß vom Strandbad Langel.
Über die Zukunft des Langeler Strandbads (ehemals Strandbads Marie) ist endgültig entschieden: Es wird dem Erdboden gleich gemacht – und zwar so schnell wie möglich.
Die Bezirksvertretung Köln-Porz hat beschlossen, die Fläche (Gebäude und Campingplatz) ins angrenzende Naturschutzgebiet zu überführen. Die Abstimmung erfolgte einstimmig, bei einer Enthaltung.
Köln-Porz: Langeler Strandbad wird zum Naturschutzgebiet
Die Verwaltung hatte der Bezirksvertretung vorgeschlagen, die Überführung des Strandbades in den Naturschutzbereich dringend zu beschließen, wenn dafür keine Gastronomie gefunden wird. Dem hat die Bezirksvertretung nun zugestimmt. Die Zukunft des Strandbades stand am Donnerstag (2. Februar 2023) auf dem Sitzungsplan.
Die wenigen interessierten Investoren waren abgesprungen. Zuletzt hätte sich noch ein Porzer Investor vorstellen können, das längst zur Ruine verfallene Strandbad wieder aufleben zu lassen. Doch eine Sanierung des Gebäudes hätte sich für ihn nur gerechnet, wenn unter anderem rund 75 Stellplätze für Wohnmobile und eine erweiterte Außengastronomie ermöglicht worden wären.
Es ist dringlich: Zustand des Langeler Strandbades immer schlechter
Jetzt wird das einst mondäne Strandbad (Eröffnung: 1911) bald zum Naturschutzgebiet Langeler Auwald, der südlich von Langel an der Grenze zu Niederkassel liegt, gehören. Dabei wird aufs Tempo gedrückt. Wegen der kontinuierlichen Verschlechterung des Gebäudezustandes sei ein sofortiges Handeln zwingend erforderlich, heißt es. Das Strandbad gammelt bereits seit Jahren vor sich hin, der letzte Mieter hat Gebäude und Gelände sich selbst überlassen.
So schnell wird der Abriss allerdings nicht über die Bühne gehen. Wie Stadtsprecher Robert Baumanns am Freitag (17. Februar 2023) auf EXPRESS.de-Nachfrage erklärte, müsse dem derzeitigen Mieter zunächst fristgerecht gekündigt werden. „Das wird jetzt vorbereitet“, sagte er. Erst dann können die nächsten Schritte erfolgen.

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Müll, kaputte Fenster, ein Ruinen-gleichendes Gebäude: Vom Glanz früherer Tage ist beim Strandbad in Porz-Langel lange nichts mehr zu sehen. Das Foto ist aus Juni 2022.
Bei der Abgrenzung des Naturschutzgebiets werden die Flächen des Campingplatzes der Familien-Zeltgemeinschaft sowie des Spiel- und Wiesenfestplatzes an der Frongasse, wo jährlich das traditionelle dreitägige Wiesenfest stattfindet, laut Beschluss ausgespart. Außerdem wird der nahe Fußballplatz vom Überschwemmungsbereich an die Siedlungsrandzone verlegt.
Historie des Strandbads in Langel: Darum hieß es „Strandbads Marie“
Das Strandbad wurde hauptsächlich in Holzbauweise errichtet und 1911 eröffnet. Im Sommer erfreute es sich mit täglich rund 3000 Badegästen großer Beliebtheit. Zum Strandbad gehörten ein Restaurant mit Freitreppe zum Rhein. Drei Jahre nach Eröffnung wurde es 1914 unter bis heute nicht geklärten Umständen durch einen Brand zerstört.
1931 wurde das Strandbad wieder aufgebaut. Nicht mehr so mondän, sondern mit einem gemauerten Fundament, auf dem eine Holzbaracke errichtet wurde. Diese diente als Gaststätte und Wohnung für die Betreiberfamilie. Direkt am Strand wurde ein Kaffeegarten angelegt und für die Badegäste Umkleideräume zur Verfügung gestellt.
1941 wurde der Badebetrieb mit der Aufspülung einer Sandbank am Langeler Bogen beeinträchtigt. Das Rheinufer lag nun fast 100 Meter vom Strandbad entfernt.
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Das Strandbad wurde weiterhin als Ausflugslokal genutzt, ab 1951 von Marie und Gustav Hollstein unter dem Namen „Strandbads Marie“ und um einen Campingplatz erweitert. Marie Hollstein war bis 1996 die Betreiberin der Gaststätte.
Nach Ablauf der Nutzungsgestattungen sollte das gesamte Gelände in den Zustand des umliegenden naturbelassenen Auenwaldgeländes zurückgeführt werden. Das sah der Landschaftsplan von 1991 vor. Doch nach Protesten von Langeler Bürgerinnen und Bürgern gab die Bezirksregierung 2006 dem Widerstand nach und das Ausflugslokal wurde zeitweise wiedereröffnet. Doch inzwischen erinnern nur noch Fotos an die Glanzzeiten des Strandbades. (iri)