Stadtführungen sollen vor allem die Schönheit Kölns zeigen. Auch Marcus Pohl führt Gäste durch die Stadt – doch um manche Orte möchte er lieber einen großen Bogen machen.
Köln-AbrechnungStadtführer öffnet Klo-Tür und kann es nicht fassen: „Eine Schande“

Copyright: Privat
Die Toilettenanlage in der Gereonstraße – hier möchte niemand aufs Klo gehen.
Wenn Marcus Pohl seine Gäste zur Kölner Stadtführung abholt, dann kann er nur hoffen, dass alle vorher nicht zu viel Kaffee getrunken haben und schon auf der Toilette waren. Denn zwischendurch noch mal schnell aufs WC – das ist ein großes Problem.
„Ich führe seit 20 Jahren internationale Besuchergruppen durch die Kölner Innenstadt und muss sagen, an vielen Orten stinkt es gewaltig und wenn mal jemand aufs Klo muss, geht das nicht so einfach“, beklagt sich Pohl gegenüber EXPRESS.de. Eine Führung dauert etwa zwei Stunden – da drückt die Blase schon mal.
Vier Toiletten im direkten Umfeld des Kölner Doms – aber es gibt ein Problem
„Abgesehen von der einen öffentlichen Toilette direkt am Kölner Dom gibt es keine mir bekannten öffentlichen Toiletten“, erzählt der 58-Jährige. „Ob es Museen sind oder die Gastronomie, alle verbitten das Aufsuchen ihrer Toiletten ohne dort Kunde zu sein“, weiß der 58-Jährige aus Erfahrung.
Die Kölner Abfall- und Wirtschaftsbetriebe (AWB) haben auf ihrer Homepage einen sogenannten Toilettenfinder. Dort werden vier öffentliche WCs im direkten Domumfeld angegeben. Allerdings befinden sich drei in Lokalitäten. Unter anderem im Brauhaus am Früh, im Teeladen Fan Tea und im Café Galestro.
Dort mit einer Touristengruppe, die aus zirka 20 Personen besteht, einzukehren, sei schwierig.
„Nur die Toilette am Dom ist eine wirklich öffentliche Toilette“, erklärt Pohl. Die sei allerdings häufig verschlossen. Der Grund sei ihm nicht bekannt.
Köln: Richtig eklig sind die Toiletten in der Gereonstraße
Dann kommt Pohl auf die beiden mobilen Toiletten in der Gereonstraße zu sprechen: „Eine absolute Zumutung. Für uns als Gästeführer ist es eine Schande und furchtbar peinlich sehen zu müssen, mit welchem ersten Eindruck die Stadt Köln ihre Besucherinnen und Besucher an der offiziell zugewiesenen Bushaltestelle empfängt.“
Der 58-Jährige ergänzt: „In der Saison kommen den ganzen Tag mehrere Busse meist gleichzeitig in der Gereonstraße an. Die Touristinnen und Touristen sind verzweifelt, wenn sie dann nur zwei versiffte mobile Klos vorfinden.“ Außerdem würden die WCs auch von Drogenabhängigen benutzt.

Copyright: Privat
Ein Blick ins Innere der Toilette in der Gereonstraße.
Seine Forderung: „Um die Touristengruppen, die ja ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor für Köln sind, nicht gänzlich zu vergraulen, ist dringend eine funktionierende Toiletteninfrastruktur nötig. Wir können nur hoffen, dass bei der Planung der Neugestaltung des Roncalliplatzes ausreichend öffentliche Toilettenanlagen vorgesehen sind.“
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Neben dem Toilettenproblem ärgert sich Pohl über die Zustände im Bereich Römisch-Germanisches Museum und Museum Ludwig. Dort gibt es Fäkaliengestank, verschmutzte Scheiben und jede Menge Müll – ein Ort, um den man lieber einen großen Bogen macht. Positive Köln-Werbung sieht anders aus.
Marcus Pohl gehört zum Verein Kölner Stadtführer. Mehr als 60 Stadtführer und Stadtführerinnen sind dort organisiert. Regelmäßig werden Touren durch die Innenstadt angeboten. Der Kölner Dom gehört natürlich meistens mit zum Programm.