Gefeierte Kölner Schimanski-TochterZieht ihr der WDR jetzt den Stecker?

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Luise „Luiii“ Großmann in einem Café an der Aachener Straße.

Köln – Millionen Deutsche kennen und lieben TV-Kommissar Horst Schimanski, gespielt von Götze George (starb 2016 mit 77 Jahren). Der EXPRESS-Bericht über die 24-jährige Kölner Nachwuchsschauspielerin Luise "Luiii" Großmann, die mit Filmproduzent Torsten Rüther und einem Team aus alten Götz George-Weggefährten und aktuellen TV-Stars die Fernsehserie „Seine Tochter“ plant (hier lesen Sie mehr), sorgt für Gesprächsstoff in ganz Deutschland. Überall wird das kölsche Mädchen schon gefeiert. Der Branchendienst „Meedia“ titelt von einem neuen „Lagerfeuerfernsehen“ für die ganze Familie. Doch macht der WDR dem umjubelten Projekt jetzt ein Strich durch die Rechnung?

Kölner WDR-Chef Tom Buhrow hat die Schimanski-Rechte 

Bei Schimanski-Fans und in der Filmbranche, aber besonders bei der in der München ansässigen BAVARIA Fiction (Aufsichtsratsvorsitzender: Tom Buhrow), die zusammen mit dem WDR (Intendant: Tom Buhrow) die Rechte an den Schimanski-Tatorten und Filmen sowie an der Figur haben. Da stellt sich die Frage: Darf eigentlich jemand einfach so eine Kunstfigur weiterführen? Darf theoretisch jeder Filme drehen wie - scherzhaft - „James Bonds Mutter“, „Draculas Sohn“ oder „Rambos Tante“ ?

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Unvergessen: Götz George als Horst Schimanski.

 Schimanskis Tochter: Das sagt der Kölner Rechtsanwalt

Dazu sagt der Rechtsanwalt und Markenrecht-Experte Steffen Wilde aus Köln: „Urheberrechtlich geschützt sind nach deutschem Urheberrecht sogenannte persönliche geistige Schöpfungen. Der Schimanski-Fall erinnert mich an den Roman ,Laras Tochter.‘ Der Bundesgerichtshof hatte 1999 entschieden, dass die lineare Fortschreibung eines Romans, damals handelte es sich um Boris Pasternaks „Dr. Schiwago“, eine unfreie Bearbeitung des zugrundeliegenden Romans darstellt und durch den Rechteinhaber untersagt werden kann. Die Romanfortsetzung „Laras Tochter“ wurde daraufhin vom Markt genommen.“

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Urheberrecht-Experte Steffen Wilde.

Wilde weiter: „Es spricht vieles dafür, dass entsprechend die Verbreitung einer TV-Serie „Schimanskis Tochter“ als unfreie Bearbeitung von der Zustimmung der Rechteinhaber abhängig gemacht werden kann.“ Heißt: Der WDR könnte dem geplanten Filmprojekt kräftig den Stecker ziehen.

Schimanskis Tochter: WDR will sich zur Rechtefrage äußern

Klar ist: Produzent Torsten Rüther („Hello Moment Productions“) nannte den Arbeitstitel wohl extra „Seine Tochter“, um von vornherein eine direkte Konfrontation mit dem Sender und der Produktionsfirma zu vermeiden. Wie EXPRESS erfuhr, habe er die Rechteinhaber über sein Projekt frühzeitig informiert. Aber da er nun den Streifen selbst in Angriff nimmt und über einen Trilot, einer sechseinhalbminütigen Mischung aus Trailer und Pilotfilm nun auf eigene Faust Streaming-Anbieter zur Serienproduktion sucht, war deren Antwort offenbar nicht befriedigend. Hier der Clip.

EXPRESS hakte bei der Bavaria Fiction in München und beim WDR in Köln nach: Wie stehen Sie zu diesem Projekt und werden die Rechte der Schimanski-Figur damit tangiert?

Das sagen WDR und Bavaria Fiction

Bavaria-PR-Chefin Isabelle Fedyk sagte auf EXPRESS-Nachfrage: „Die in der Presse der vergangenen Tage angekündigte Produktion „Seine Tochter“ ist keine Entwicklung der Bavaria Fiction GmbH. Daher können wir Fragen zu diesem Projekt nicht beantworten.“ Der WDR sagt dazu: „Horst Schimanski gehört zu den bekanntesten Kultfiguren des deutschen Fernsehens. Der WDR ist stolz auf diese Figur, die gehasst, geliebt und schließlich verehrt wurde. Wir werden daher genau prüfen, inwieweit es künstlerische Freiheit ist, Filmprojekte mit dem Thema Schimanski weiterzuführen. Der WDR plant aktuell keine Weiterführung. Ebenso ist derzeit keine Wiederholung eines Schimanski-Films geplant“, so WDR-Sprecherin Stefanie Schneck. Klar ist: Der Fall „Seine Tochter“ scheint – typisch Schimanski – eine harte Nuss zu sein!