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Kölner ParfümerieDer teuerste Duft kostet 1150 Euro

Das Ladenlokal der Parfümerie Meller in der Landmannstraße

Das Ladenlokal der Parfümerie Meller in der Landmannstraße

Eine Kölner Erfolgsgeschichte, die im Veedel begann und heute bei 1.150-Euro-Parfüms angekommen ist. Familie Meller feiert 65!

Was für eine Zeitreise! Als Max Meller 1960 seine Drogerie in Köln-Neuehrenfeld aufmachte, roch es dort nicht nur nach teurem Parfüm. Auf Werbezetteln von damals stand: eine „reiche Auswahl“ an Säuglingspflege, Verbandsstoffen und sogar Schnaps. Im weißen Kittel wurden am Ehrenfeldgürtel noch echte „Drogen und Stärkungsmittel“ verkauft – also Heilkräuter und Tees, die den Läden ihren Namen gaben.

Sohn Heinz Josef Meller (61) erinnert sich im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit leuchtenden Augen: „Ich bin in dem Geschäft und all den Düften aufgewachsen.

Seine Eltern schufteten sechs Tage die Woche: Freizeit? Fehlanzeige!

An einem kleinen Tisch habe ich immer Hausaufgaben gemacht. Ich habe es geliebt.“ Seine Eltern Max und Christel schufteten sechs Tage die Woche. Freizeit? Fehlanzeige! Nur im Sommer gab es drei Wochen Urlaub.

„Zusammen mit den Kindern von anderen Ladenbesitzern und Ladenbesitzerinnen – Metzgerei, Lebensmittel, Kneipe – hatte ich eine Clique, da wurde meistens auf dem Brandtsplatz Fußball gespielt.“ Klar, dass da auch mal Blödsinn gemacht wurde. „Das wurde meinen Eltern natürlich sofort im Laden erzählt. Ihr Sohn, der Lümmel.“

Doch dann kam der große Umbruch! 1974 fiel die Preisbindung, und Drogerie-Riesen wie DM und Rossmann überrollten den Markt. Viele kleine Läden mussten aufgeben. Für die Mellers, die inzwischen in die Landmannstraße umgezogen waren, war klar: Es muss sich etwas ändern.

Der Vater sagte zum Sohn: „Wenn du einsteigst, dann hat es Sinn, auf Parfümerie umzusteigen.“ Heinz Josef Meller machte mit 17 die Ausbildung.

Max und Christel Meller in ihrer Parfümerie.

Gründer Max und Christel Meller arbeiteten sechs Tage in der Woche in ihrer Drogerie.

Lustig: „Da stellte ich fest, dass es noch dieselben Lehrer und Lehrerinnen waren wie bei meinem Vater und dieselben Themen.“ Doch der Junior hatte eigene Vorstellungen. Dass der Vater im Laden rauchte und aß, passte ihm gar nicht. Die Lösung? Er bekam seine eigene Filiale in Frechen!

Der Anfang war hart. Um an große Marken wie Dior zu kommen, musste Meller kämpfen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Weltfirmen kamen zur Kontrolle.

Es folgten Filialen in Kerpen-Horrem und Braunsfeld. 2020 der mutige Schritt in die Kölner Innenstadt in die Apostelnstraße. Doch dann der Schock: Drei Wochen nach Eröffnung kam der Corona-Lockdown! Meller erfand kurzerhand das „Duft-Taxi“ und lieferte Parfüm an seine Kunden und Kundinnen persönlich aus. „Damit habe ich einiges aufgefangen.“

Heinz-Josef Meller und Tochter Chantal im Laden in der Landmannstraße.

Heinz Josef Meller und seine Tochter Chantal führen das Familienunternehmen in die Zukunft.

Heute ist der Laden nahe der Ehrenstraße ein voller Erfolg. Das Konzept: Hier gibt es nur exklusive „Nischendüfte“, die man nicht überall bekommt. Und die haben es in sich! Der teuerste Duft kostet 1150 Euro für 100 Milliliter. „Das sind Sammlerobjekte und Statussymbole“, sagt Meller.

Und die Zukunft? Ist gesichert! Tochter Chantal ist schon voll im Geschäft. „Nach Praktika in anderen Parfümerien hat sich dann bestätigt, dass es nicht nur eine vorübergehende Liebe ist, sondern etwas Dauerhaftes“, sagt die ausgebildete Kosmetikerin und Visagistin. Druck von den Eltern gab es nie. Sie wollte es selbst. „Meine Interessen sind dann eben doch typisch Mädchen.“ (red)