Nord-Süd-Fahrt gesperrtFestival: Das sollten Sie für Sonntag wissen

Teilstück Sord-Süd-Fahrt_Cäcilienstraße

Dieses Teilstück der Nord-Süd-Achse an der Cäcilienstraße heißt tatsächlich Nord-Süd-Fahrt. Namentlich  ist die aber aufgeteilt in Turiner Straße, Tunisstraße, Offenbachplatz, Nord-Süd-Fahrt, Neuköllner Straße, Tel-Aviv-Straße und Ulrichgasse. 

Köln  – Die Nord-Süd-Fahrt ohne Autos? Ohne Blechlawinen? Aber mit Leuten, die auf dem grauen Asphalt picknicken? Die ungestört als Fußgänger flanieren? Am Sonntag ist das möglich, wenn die Macher des Festivals „Straßenland“ zur Premiere einladen: die Bürger können eines der umstrittensten und mit 3,3 Kilometern Länge größten „Wahrzeichen“ der Stadt erleben wie noch nie zuvor.

Picknick in der Freestyle-Area

Wenn es gut läuft, rechnen die Macher mit 50.000 bis sogar 100.000 Besuchern. In der „Freestyle Area“ vom Blaubach Richtung Ulrepforte findet sogar ein Picknick statt. Besser kann man das trassenförmige und so großzügig und breit angelegte Autoland wohl nicht erobern, nur die Decke sollte dick genug sein -– entweder man bringt sie mit, für 15 Euro ist aber vor Ort auch ein Picknickkorb mit Leckereien und Decke inclusive zu bekommen.

Zum Festival erkundet EXPRESS für Sie die interessantesten, teilweise überraschenden Fakten.

Zum Beispiel...

Nord-Süd-Fahrt als Tunnel

Es gab früh Überlegungen, die Nord-Süd-Fahrt komplett als Tunnel anzulegen - leider fehlte das Geld!

Benannt nach Kölner Partnerstädten

Die Nord-Süd-Fahrt trägt auf einer Teilstrecke von 253 Metern tatsächlich den offiziellen Namen „Nord-Süd-Fahrt“ (zwischen Brüderstraße und Cäcilienstraße). Verschiedene andere Abschnitte sind nach Kölner Partnerstädten wie Tunis, Tel Aviv und dem Berliner Bezirk Neukölln benannt.

Neun Spuren

Sie hat in Höhe des Opernhauses sogar neun Spuren.

Häuser über der Nord-Süd-Fahrt

Ende der 90er Jahre wurde der Bereich zwischen Schildergasse und Cäcilienstraße vollständig eingehaust und darauf das Weltstadthaus errichtet. Auch das WDR-Archivhaus befindet sich über der Nord-Süd-Fahrt.

Drei Unterführungen

Sie hat drei Unterführungen, der Tunnel an Unter Sachsenhausen/WDR ist der längste (500 Meter).

Christoph Kuckelkorn ist einer der Veranstalter

Festkomitee-Präsident und Bestatter Christoph Kuckelkorn, einer der Festivalveranstalter, bezeichnet die Nord-Süd-Fahrt als „symbolträchtigen Bau, durch den einst viele lebendige Veedel auseinandergerissen wurden.“ Einerseits vor allem in der Zeit der Entstehung als verkehrstechnische Wohltat gepriesen, andererseits als städtebaulische Sünde gebrandmarkt. Heinrich Böll beklagte die Achse als „Wunde“, die „praktisch ganze Viertel zu Friedhöfen gemacht hat“.

Am Anfang hieß sie noch Nord-Süd-Straße

Stadtbaumeister Rudolf Schwarz präsentierte 1947 seinen Wiederaufbauplan für die Stadt samt der „Nord-Süd-Straße“, wie sie da noch genannt wurde. Der spätere Oberbaurat Hans Jacobi nahm bewusst eine Teilung zum Beispiel von  Kunibertsviertel und Eigelstein in Kauf. Die Nord-Süd-Fahrt sollte, ganz im Sinne des neuen Leitbildes der „autofreundlichen Stadt“, ein „Kfz-Sammler“ sein. Mit einer „grünen Welle“ bei 40 Stundenkilometern.

Kritiker sprachen von „Fußgängerjagd auf der Autobahn“

1962 ist das erste 1,6 Kilometer lange Kernstück fertig, 1972 folgt der Abschnitt Maximilianstraße bis Ebertplatz, und die Kölner murren. Die Einzelhändler in der City warnen, ihnen gehe das Geschäft kaputt. Feinkosthändler Herbert Hoss fordert damals: „Macht Schluss mit der Fußgängerjagd auf der Nord-Süd-Fahrt! Die Kölner trauen sich zwischen Breite Straße und Minoritenstraße nicht über die „Autobahn“.

Gibt es Hoffnung? Ja, aber man bräuchte wohl Milliarden! 1989 erörtert die Stadt vier Varianten einer vollständigen Tieferlegung. Und kommt zum Schluss: nicht finanzierbar.

So blieb fast alles, wie es ist. Bis auf den rund 2,2 Millionen teuren Umbau der Kreuzung Ulrichgasse, Vorgebirgsstraße und Sachsenring.

Dort wurden im Bereich der Kreuzungen 2,50 Meter breite Fahrradschutzstreifen angelegt. Im Gegenzug erfolgte der Rückbau der Rechtsabbiegespur für Autofahrer. Am Kartäuserwall wurden beidseitig fünf Meter lange Aufstellflächen für Radler eingerichtet. Heißt: An den Ampeln haben Radler Vorrang.

Die wichtigsten Informationen zu „Straßenland“

Die Nord-Süd-Fahrt soll am Sonntag von 10 bis 21 Uhr zu einer verkehrsfreien Erlebnis-, Ausstellungs- und Interaktionsplattform für zukunftsgerichtete Mobilitätskonzepte, urbane Kreativität und nachhaltiges Zusammenleben werden.

Dazu wird die Straße zwischen Ursulastraße und Sachsenring gesperrt. An der Veranstaltung nehmen insgesamt 150 Partner teil – darunter befinden sich viele ehrenamtliche Initiativen und die Stadtverwaltung sowie profitorientierte Unternehmen.

Auf der Höhe des Kolumba-Museums sowie an der Ecke Blaubach und Tel-Aviv-Straße werden zwei Bühnen aufgebaut, auf denen abwechselnd Diskussionsrunden stattfinden und Bands auftreten.

Verkehrsfrei, aber es werden in zwei Bereichen E-Bikes und E-Autos getestet

Auf dem Abschnitt zwischen Ursulastraße und Unter Sachsenhausen können die Besucher Elektrofahrräder testen. Verschiedene Hersteller bieten die Möglichkeit, ihre E-Bikes auf einem Testparcours Probe zu fahren – inklusive einer Fahrt durch den Tunnel. Ein Personalausweis sollte mitgebracht werden. Zwischen dem Blaubach und dem Sachsenring werden Autos getestet.

Dazwischen ist Platz für kreative Initiativen: Südlich Unter Sachsenhausen ist die Teens-Ecke für Kinder und Jugendliche. Hier gibt es Ausprobierareale, Werkstätten, hier kann man den FC oder die Polizei treffen. Im Bereich „Stadtgrün“ präsentieren sich Initiativen, die sich der Natur in der Stadt verschrieben haben: Dabei sind Stadtgrün, die Domimkerei, die Stadtwinzer, Slowfood, aber auch das Grünflächenamt.