Ganz schön gruseligDas steckt hinter dem Sarg-Grabstein auf dem Kölner Melaten-Friedhof

Ein Grab auf dem Melaten-Friedhof.

Unheimlich. Und gut. Die letzte Ruhestätte des 2022 verstorbenen Michael Kämpfer auf dem Melaten-Friedhof.

Halloween steht vor der Tür, das Fest, bei dem die Kostüme in die schaurige und gruselige Richtung gehen. Auf dem bekannten Melaten-Friedhof in Köln lassen sich passende schauervolle Geschichten finden.

von Ayhan Demirci (ade)

Am 6. Dezember 2022 des vergangenen Jahres starb der Kölner Michael Kämpfer mit nur 52 Jahren an den Folgen eines Hirnaneurysmas. Im Leben war Kämpfer ein beliebtes Mitglied der Gothic- und Gruftiszene.

Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in seinem jetzt festiggestellten schwarzen Grabstein auf Melaten wider: Er ist gestaltet in Form eines klassischen Sarges, mit Fledermaussymbolik verziert und erinnert ohnehin an den Grusel in Filmen wie Tanz der Vampire. Halloween ist nun ein guter Zeitpunkt für einen Blick auf andere Gräber mit besonderem Charakter.

Kölner Melaten-Friedhof: Schaurige Geschichten zu Halloween

Die Skulptur des „Sensenmanns“ etwa ist weit über Köln hinaus bekannt. Das überlebensgroße, in ein Gewand gehüllte Menschengerippe erschreckt und fasziniert die Betrachterinnen und Betrachter gleichermaßen.

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Auf Melaten ist der Sensenmann, der mit seinem Werkzeug symbolhaft den Tod über die Menschheit bringt, das Gleichnis des Sterbenmüssens schlechthin und das Wahrzeichen des Friedhofs. Die ehemalige Grabstätte des 1902 mit 51 Jahren gestorbenen Johann Müllemeister, Bauunternehmer und Besitzer einer Ziegelei, befindet sich seit 1983 in Patenschaft der Kölner Steinmetz-Familie Steinnus.

Die Statue des Sensemann auf dem Melaten-Friedhof.

Der Sensenmann ist das Wahrzeichen des Melaten-Friedhofs.

Am Tag, als Johann Steinnus Ende der 1990er Jahre eine neue Sense an den Mann brachte, zog ein Gewitter über den Friedhof – der EXPRESS.de-Reporter war dabei. Es donnerte in dem Moment, als der Sensenmann seine Sense wiedererlangt hatte – „als schickte der Himmel ein Zeichen“, wie es damals hieß.

„Würdevolle Ruhestätte für ehemalige Beweismittel“. So überschreibt die Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner die Grabstelle des 1812 verstorbenen Kölner Kartäuserpriesters Joseph Becker.

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Am 16. September 2022 wiederholte sich zum 7. Mal die noch junge Tradition, den sterblichen Überresten aus der Kölner Rechtsmedizin ein würdevolles Andenken zu geben. In Beckers Grabstelle werden also Körperteile und Organe pietätvoll bestattet.

Grab von Joseph Becker auf dem Melaten.

Das Grab Becker an der Mauer zur Friedhofsverwaltung hat eine besondere Geschichte.

„Früher wurden die Organe als medizinischer Sondermüll in roten Tonnen entsorgt“, wird der Leiter der Rechtsmedizin Prof. Markus Rothschild in einer Mitteilung der Friedhofsgärtnergenossenschaft zitiert. Deren geschäftsführender Vorstand Lutz Pakendorf erklärte: „Menschliche Körperteile verdienen einen respektvollen Umgang, hierfür haben wir mit der Sammelbeisetzung in unserem Patenschaftsgrab eine gute Lösung gefunden.“

Auch Skelette, die etwa bei Bauarbeiten geborgen würden und denen die Rechtsmedizin eine Liegezeit von mindestens 50 Jahren attestiere, würden eingeäschert und in Beckers Grab bestattet.

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Diese prominenten Persönlichkeiten sind auf dem Melaten-Friedhof begraben

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Plötzlich stockte der Atem. „Ich habe mich wirklich erschreckt“, erinnert sich der Kölner Friedhofsführer Günter Leitner zurück. Beim Gang über Melaten sah er plötzlich, wie eine marmorweiße Hand aus dem Beet der Ruhestätte des Kölner Originals und Lebenskünstlers Hermann Götting ragte – als käme sie direkt aus dem Grab.

Dann zeigte sich: Die Hand einer Schaufensterpuppe hielt eine weiße Rose, Zeichen für Trennung und Abschied – eine der vielen schaurigen, schönen Geschichten von Melaten.