Kölner Kult-TankeBesitzer macht nach 50 Jahren Schluss – hier zapften auch FC-Stars und RTL-Promis

Ulrich Verbrüggen (68) und seine Frau Hildegard stehen vor der Westfalen-Tankstelle an der Venloer Straße in Bocklemünd.

Ulrich Verbrüggen (68) und seine Frau Hildegard stehen vor der Westfalen-Tankstelle an der Venloer Straße in Bocklemünd.

Nach 50 Jahren hört Mr. Tankstelle auf und geht in Rente. An seiner Westfalen-Tanke in Bocklemünd stoppten schon einige Promis.

von Oliver Meyer (mey)

Kunden wie Henning Krautmacher und seine Höhner, die Rabaue, FC-Stars oder RTL-Promis machten sich bei ihm den Tank voll und tranken in seinem Shop an der riesigen Westfalen-Tankstelle neben der Venloer Straße in Bocklemünd ihren Kaffee. Jetzt macht Ulrich Verbrüggen (68) Schluss. EXPRESS.de besuchte ihn an seinem letzten Arbeitstag.

Sein Markenzeichen ist seine Glatze. „Die hatte ich schon mit sechs Jahren“, erinnerte sich der Hüne (1,90 Meter) am Dienstag (31. Januar 2023), als er seine letzten Stunden an der bekannten Kölner Tanke verbrachte.

Eigentlich wollte Ulrich Verbrüggen schon vor einem Jahr aufhören

„Kein Mensch weiß bis heute, warum mir als Kind alle Haare ausgefallen sind. Das war für mich eine echte Tortur. Ich wurde in der Schule gehänselt und geschlagen. Damals gab es das nicht, dass jemand Glatze hatte.“

Verbrüggen trug lange Zeit eine Perücke, bis seine Frau sagte: „Weg damit, du brauchst das nicht.“ Heute hat er das überwunden – und kämpft mit anderen Dingen, wie einem kaputten Rücken, auch die Knie machen Ärger.

Ab Mittwoch (1. Februar) hat der Herr der Zapfsäulen endlich Zeit, sich auszuruhen.

„Eigentlich hätte ich schon vor einem Jahr gehen wollen. Doch erst kündigten plötzlich zwei wichtige Mitarbeiter, dann begann der Krieg in der Ukraine. Dieser Putin hat alles kaputt gemacht. Die Benzinpreise gingen hoch, alle anderen Artikel, die wir im Shop verkaufen, wurden wegen der Inflation deutlich teurer. Putin hat unsere Wirtschaft mit diesem Krieg zerstört“, sagt er wütend.

Schon mit 14 Jahren an der Tankstelle gearbeitet

Schon früh musste Verbrüggen arbeiten. „Mit 14 habe ich meine Ausbildung zum Feinmechaniker gemacht. Nebenbei habe ich bei meinem Vater Heinz an der Tankstelle Autos gewaschen, um mir Taschengeld zu verdienen. Mit 17 bin ich dann mit in das Geschäft eingestiegen. Jeden Tag habe ich zwölf Stunden malocht. Ein Arbeitsschutzgesetz gab es damals noch nicht“, erinnert er sich.

Die Familien-Ära hatte bereits mit Großvater Heinrich Verbrüggen im Jahr 1936 begonnen. Von ihm hat Ulrich Verbrüggen noch ein Schwarz-Weiß-Foto. „Da prüft er den Ölstand an einem alten Daimler. Denn hätte ich heute gern“, lacht er.

Ulrich Verbrüggen übergibt Kölner Kult-Tanke an Nachfolgerin

Bis zu drei Tankstellen gleichzeitig betrieb Verbrüggen – das war zu viel für seine Ehe, sie zerbrach. Inzwischen ist er seit 2007 mit Hildegard (70) verheiratet, die mit ihm um Punkt 0 Uhr in der Nacht zu Mittwoch die Westfalen-Tanke an eine Nachfolgerin übergab – samt den 14 Angestellten und Angestelltinnen, die Verbrüggen teilweise bis zu 33 Jahre begleiteten.

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Ab Mittwoch können sich acht Enkel auf ihren Opa freuen, er wird mehr Zeit haben. Jahrelang war Verbrüggen im Karneval im Vorstand der Großen Mülheimer aktiv. Heute sind sogar einige Enkel in der Tanzgruppe.

Ansonsten hat er seiner Frau hoch und heilig versprochen: „Wir werden mehr Kulturelles erleben, mehr Zeit miteinander verbringen und die letzten Jahre genießen.“