Razzia in Sürth und PorzKölner Kripo nimmt zwei mutmaßliche Mafia-Mitglieder fest

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In Sürth und Porz schlug das SEK zu.
Köln – Schwer bewaffnete SEK-Beamte verschaffen sich am Mittwochmorgen Zutritt zu einem Mehrfamilienhaus in Sürth. Um Punkt 6 Uhr zücken sie ihre Ramme und brechen mit einem gezielten Schlag die Wohnungstür von Familie M. aus den Angeln – Zugriff!
Vor den Augen seiner beiden Kinder (5 Jahre, 4 Wochen) und seiner Frau wird Tony M. (Name geändert) aus dem Bett geholt und festgenommen. Der Einsatz ist nur ein Teil eines riesigen Schlages gegen die italienische Mafia.
Ermittlungen laufen seit Jahren
Bereits seit Jahren waren die Ermittler aus Bella Italia den Mitgliedern des Rinzivillo-Clans aus dem sizilianischen Gela auf den Fersen. Die kriminelle Großfamilie, die der Cosa Nostra angehört, soll teils in Gebietsabsprachen mit anderen Mafia-Clans versucht haben, den Handel mit teuren Fischereiprodukten in Rom, Mailand und Deutschland unter ihre Kontrolle zu bringen.
Zudem betätigten sich Mitglieder der Rinzivillo im Drogenhandel zwischen Italien und Deutschland. Dabei soll der Clan Kontakte zum Duisburger Restaurantbetreiber Antonio Strangio gehabt haben. In seinem Lokal „Da Bruno“ wurden 2007 von der Mafia sechs Menschen kaltblütig erschossen.
Mafia-Zellen in Karlsruhe und Köln
Die Ermittler gehen davon aus, dass das Familienoberhaupt Salvatore Rinzivillo über einen Mittelsmann in den vergangenen Jahren auch kriminelle Zellen in Karlsruhe und Köln aufbaute, um dort den Kokainhandel in Schwung zu bringen.
Außerdem wolle man nach Investitionsmöglichkeiten im Bau- und Lebensmittelgewerbe Ausschau halten. Dazu soll er eigens einen Stellvertreter der Familie, nämlich Tony M. geschickt haben.
600 Beamte im Einsatz
Nun wurden bei der Razzia Güter im Wert von elf Millionen Euro sichergestellt. Mehr als 600 Beamte vollstreckten 35 Haftbefehle in Italien und zwei in Köln-Gremberghoven und in Sürth. Gegen Tony M. lagen zwei Europäische Haftbefehle vor.
„Wegen Handelns mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung nach Art der Mafia wurde er von den italienischen Behörden gesucht“, bestätigte Anja Drossé von der Kölner Generalstaatsanwaltschaft. Auch der zweite Italiener, den SEK-Beamte in Porz festnahmen, wurde wegen des Handelns mit Drogen gesucht.
Für Tonys Frau brach mit der Festnahme ihres Mannes eine Welt zusammen. Der Mafiosi-Handlanger war erst vor kurzem erneut Vater geworden. „Ich verstehe das alles nicht. Ich muss mit der Situation jetzt erst einmal klarkommen“, sagte sie gegenüber EXPRESS.
Hintergrund: Die Cosa Nostra – so viel Mafia steckt in Köln
Die Mafiaorganisation Cosa Nostra ist weltweit aktiv, auch in Köln hat sie seit 25 Jahren Statthalter. „Köln ist Rückzugs- und Ruheraum, aber auch Aktionsraum“, bestätigt ein Ermittler. Seit 1987 zählt die Polizei hier sechs Morde mit Mafia-Hintergrund. Hinzu kommen ungefähr 20 große Verfahren wegen Kokainschmuggels, Schwarzarbeit auf Baustellen, Geldfälschung, Autoverschiebung und Schutzgelderpressung.
Bei der Kölner Kripo steuert eine Sondereinheit dagegen. Die Cosa Nostra verdient ihre Millionen in Deutschland vor allem durch Steuerhinterziehung und das Unterschlagen von Sozialleistungen im Baugewerbe. Daneben spielen auch Drogenhandel und Geldfälschung eine Rolle.
(exfo)