WolfsberaterWird Kölner Königsforst zum Wolfs-Gebiet? Experte hat neue Erkenntnisse

Jörg Ziegler ist Kölner Wolfsberater und ehrenamtlich für das Land NRW in der Erforschung des Wolfes tätig.

Jörg Ziegler ist Kölner Wolfsberater und hat Erkenntnisse über das Wolfsrevier Königsforst.

von Bastian Ebel (bas)

Köln. Eigentlich ist er Lehrer für Bio und Sport. Aber er ist seit acht Jahren auch ehrenamtlicher Kölner Luchs- und Wolfsberater im Auftrag des Land NRW. Nach den neuerlichen Wolfsichtungen und Erkenntnissen in Köln spricht Jörg Ziegler im EXPRESS-Interview über die Rückkehr des Wolfes und plädiert für mehr Gelassenheit.

Herr Ziegler, nehmen wir mal an, ein Wolf begegnet uns auf der Breite Straße in Köln. Wie würde sich das Tier verhalten?

Jörg Ziegler (lacht): Ein junger Wolf könnte eventuell aus Neugierde stehen bleiben und uns betrachten. Wir können uns dann groß machen und laut werden, so dass das junge Tier sich von uns entfernt. Ein erfahrener Wolf würde es vermeiden durch die Breite Straße zu laufen, damit er keinen Menschen begegnet. Nachts laufen Wölfe auf Ihren Wanderungen aber auch schon mal an Ortschaften vorbei, einfach weil es die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten im Gelände ist.

Woran liegt es, dass Begegnungen mit Wölfen immer so einen Wirbel verursachen?

Ziegler: Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Das ist vielleicht historisch begründet, viele Mythen erzählen davon wie Menschen sich vor dem bösen Wolf schützen müssen. Außerdem war der Wolf jetzt lange Zeit bei uns ausgerottet, genauso wie Luchs und Bär.

Der größte Fleischfresser war bei uns lange Zeit der Fuchs. Für Schäfer und Nutztierhalter bedeutet die Anwesenheit von Wölfen natürlich potentielle, finanzielle Einbußen, eine emotionale Belastung und einen Mehraufwand in der Nutztierhaltung.

Was ist ihre Aufgabe als Luchs- und Wolfsberater?

Ziegler: Das Land NRW bildet ehrenamtliche Luchs- und Wolfsberater aus, die das wissenschaftliche Monitoring des LANUV unterstützen. Laut EU-Recht ist Deutschland dazu verpflichtet die Bestandsentwicklung der streng geschützten Art Wolf zu kontrollieren und eine stabile oder positive Entwicklung der Bestände herbeizuführen. Wir dokumentieren Spuren von Wölfen also etwa Losungen, Trittsiegel und Bisswunden an Wild- und Nutztieren und informieren betroffene Schäfer vor Ort, wie sie Ihre Tiere besser schützen können.

Das ist aber ganz schön teuer!

Ziegler: Ja, ein Zaun mit einer Litzenführung oder ein Herdenschutzhund ist teuer. Das Land fördert allerdings die Anschaffung von wolfssicheren Zäunen und die Anschaffung von Herdenschutzhunden zu 100% in Wolfsgebieten.

Ist es denkbar, dass Köln und insbesondere der Königsforst Wolfsgebiet wird?

Ziegler: Das ist derzeit reine Spekulation und kann niemand sagen. Beutetiere, Ruhezonen und Paarungspartner sind sicherlich Gründe für den Wolf sich niederzulassen. Wahrscheinlich sind es bislang nur durchziehende Tiere gewesen. Aber Wölfe leben versteckt und werden manchmal auch erst nachgewiesen nachdem Sie schon länger dort waren. Ein Wolfsterritorium wird erst dann ausgewiesen, wenn nachweislich ein Wolf sich sechs Monate lang in dem Gebiet aufgehalten hat.

Der Königsforst grenzt an zwei Autobahnen, die ein Hindernis für Wölfe sind. Auch der Rhein stellt eine Hürde dar. Denkbar wäre es, dass diese Hindernisse den Wolf dazu veranlassen etwas Zeit im Königsforst zu verbringen, um Auswege zu finden. Als Naherholungsgebiet ist der Königsforst ja auch mit einem Wegenetz durchzogen und zieht viele Besucher aus dem Umland an. Fragwürdig ob es dort genug Ruhe für die Aufzucht von Nachwuchs gibt. Vielleicht bringen weitere Spurenfunde uns mehr Erkenntnisse.

Wir sind keine Beute für den Wolf. Sie wollen uns Menschen nichts anhaben
Jörg Ziegler, Wolfsberater

Wird der Wolf sich weiter ausbreiten?

Ziegler: Ich hoffe ja und finde wir können stolz darauf sein dem Wolf wieder einen Platz bieten zu können. Experten sprechen von einer natürlichen Dynamik in der Ausbreitung. Unsere Wölfe haben sich bisher auf einer Ost-West-Achse ausgebreitet. Mittlerweile beginnen sie, sich auch gen Süden hin auszudehnen. Jungwölfe müssen den Familienverband nach ein bis zwei Jahren verlassen und sich ein eigenes Territorium suchen. Das bedeutet, dass gerade jetzt wieder vermehrt Wolfsreviere auch in anderen Gegenden entstehen.

Können Sie uns zum Schluss die Angst vor Wölfen nehmen?

Ziegler: Der Wolf war 180 Jahre nicht mehr Teil unserer heimischen Natur. Daran müssen sich die Menschen erst einmal wieder gewöhnen. Fernab jedweder Tierromantik gehört der Wolf in unsere Fauna. Der Haushund ist zum besten Freund des Menschen geworden und er stammt vom Wolf ab. Klar, Wölfe sind wilde Tiere, die das Potential haben uns gefährlich zu werden. Aus neutraler, wissenschaftlicher Sicht und bisheriger Erfahrung geht vom Wolf ein verschwindend geringes Risiko aus. Wir sind keine Beute für den Wolf. Sie wollen uns Menschen nichts anhaben.