In Köln gesichtetDas steckt hinter den „Wählt Schnitzel“-Plakaten

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Initiator Simon Stahl zeigt auf eines seiner Fake-Plakate.

von Markus Krücken  (krue)

Köln – Das nennt man wohl kreativ...

Was kann man als Gastronom tun, um in der Corona-Krise seine Gäste bei Laune zu halten und sich nicht unterkriegen zu lassen? Simon Stahl aus Müngersdorf kam da pünktlich zur OB-Wahl eine Idee...

Der Wirt vom Ringströßje beginnt einfach mal zu erzählen, wie er die Netzgemeinde zum Schmunzeln brachte und löst auf.

„Ich habe mir gedacht, dass zur Wahlzeit ein kühles Kölsch und ein saftiges Schnitzel immer eine gute Wahl sind. Da habe ich mich in mein Auto gesetzt, ein paar Basismotive geschaffen und abfotografiert, wie z.B. Wahlplakate auf der Universitätsstraße, ein Wohnblock auf der Widdersdorfer Straße, Laternen bei uns direkt am Militärring und auch ein Digitalbanner direkt an der Ecke Aachener Straße/Alter Militärring. Hierzu habe ich mir dann ein paar „Wahlslogans” ausgedacht: Wählt Kölsch, Wählt Schnitzel, Wählt Fritten, oder auch Wählt Rumpsteak und los ging es“, so Stahl.

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Wählt Schnitzel, scheint dieser Autofahrer vermeintlich zu lesen.

Mit seinem Grafiker setzte er sich dann an den Rechner und gestaltete die Motive, die er anschließend auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken verbreitete.

Stahl weiter: „Eigentlich war das Ganze nur als kleiner viraler Spaß gedacht und mit dieser gesamten Resonanz habe ich überhaupt nicht gerechnet. Die Leute fingen an, es bei Facebook zu teilen, ich bekam Anrufe, ob ich soviel Geld verdienen würde, dass ich mir so eine Kampagne leisten könnte oder ob es mir so schlecht ginge, dass ich das dringend tun muss.“

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Auf diesem Entwurf wird das Rumpsteak angepriesen.

Die Leute fingen an zu diskutieren, ob es ein Fake ist oder echt. Eine Gruppe aus Wahlscheid – deren Kirmes in diesem Jahr ausgefallen ist und somit eigentlich auch deren vorgelagerter Umzug – trat an den Schnitzelprofi heran, ob sie von ihm Wahlplakate für ihren Umzug in Wahlscheid haben können, um ihre Trecker und Planwagen damit zu schmücken und doch einen Mini-Umzug in Wahlscheid zu veranstalten. Das sei genau das richtige Thema für einen Mottowagen.

Simon Stahl: Unerwarteter Kirmes-Sponsor

Stahl: „Dann habe ich bei der Gaffel-Brauerei angerufen und das Marketing ist sofort mit aufgesprungen. Wir haben angefangen, tatsächlich echte Plakate zu produzieren, um den Umzug zu unterstützen. Schon waren wir Mini-Sponsor einer lustigen Truppe der Wahlscheider Kirmes.

Mein persönliches Highlight war, dass sogar bei manchen Plakatprofis diskutiert wurde, ob man mich anzeigen sollte, Doch als ich das aufklären konnte, dass es sich um einen Fake handelte, waren auch alle wieder beruhigt.“

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Auch hierbei leistete der Grafiker ganze Arbeit.

Stahl ist froh, dass die Resonanz positiv ist. Er sagt: „Ich hatte auch kurzzeitig ein schlechtes Gewissen, denn ich wollte meine Gäste und Follower ja auch nicht verarschen. Allerdings hat mich das durchweg positive Feedback von allen Seiten vom Gegenteil überzeugt.“

Ende gut, alles gut: Im EXPRESS löst er nun die Fake-Kampagne auf, die noch auf seiner Facebook-Seite zu sehen ist.