Der Kölner Einzelhandel leidet unter Leerständen und der mächtigen Konkurrenz durch die Online-Riesen. Mit dem Gutschein-System „Schenk Lokal“ soll die Kaufkraft in der Stadt gehalten werden.
Kampf gegen die Online-RiesenNeues Konzept soll Kölner Handel helfen

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Handelskümmerer Hans-Günter Grawe (l.) und „Schenk Lokal“-Geschäftsführer Alexander Strieder (r.) bei Georg Hempsch in der Kölner Kaffeemanufaktur.
Weihnachtszeit ist Gutscheinzeit. Jedes dritte Geschenk zu den Festtagen ist ein Gutschein. Doch oft liegt ein Kärtchen der internationalen Versandriesen unter dem Baum.
Die großen Onlinehändler und Filialketten stellen für viele inhabergeführte Geschäfte eine übermächtige Konkurrenz dar. Restaurants und Dienstleister im Veedel leiden ebenfalls darunter, wenn nur noch im Internet bestellt wird, statt den Shopping-Bummel mit einem Besuch im Café oder Restaurant zu verbinden.
„Schenk Lokal“-Gutscheine werden um 20 Prozent subventioniert
Das Kölner Unternehmen „Schenk Lokal“ will den Händlern, Gastronomen und Dienstleistern vor Ort helfen, die Kundschaft mit einem Gutschein-System weg von den großen Weltkonzernen hin in die gebeutelte Kölner Einzelhandelsszene zu locken.
In Köln ist der „Schenk Lokal“-Gutschein bereits bei mehr als 250 Geschäften einlösbar. Frisör, Lebensmittel, Kleidung, Restaurant – die Vielfalt ist groß. Die Gutscheine können auch in beliebig vielen Geschäften gesplittet eingelöst werden. Im diesjährigen Weihnachtsgeschäft setzt das Unternehmen ein starkes Zeichen.
Ab dem 1. Dezember 2025 werden die Gutscheine mit jeweils 20 Prozent subventioniert. Wer also einen 100-Euro-Gutschein kauft, muss nur 80 Euro dafür bezahlen. Damit sollen zusätzlich Gutscheine im Wert von 100.000 Euro in Umlauf gebracht werden, die den Umsatz in den Veedeln direkt stärken.
Städte wie Aachen oder Bergisch Gladbach subventionieren die „Schenk Lokal“-Initiative sogar, um die Kaufkraft vor Ort zu halten. In Köln gibt es noch keine kommunale Unterstützung. „Wir wollen nicht nur jammern und schauen, wie immer mehr Geschäftsleute aufgeben und dann der Politik die Schuld geben. Wir wollen was machen und uns nicht dem Schicksal ergeben“, sagt Geschäftsführer Alexander Strieder zu EXPRESS.de.

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Auch bei Michael Spernat (M.) im Weinkontur Lindenthal können die „Schenk Lokal“-Gutscheine eingelöst werden.
Unterstützt wird die Kampagne vom Verein Veedellieben, dem Verbund der Kölner Interessengemeinschaften. Der repräsentiert 21 Interessengemeinschaften und damit rund 75 Prozent des Kölner Einzelhandels und der Gastronomie.
Der ehrenamtliche Geschäftsführer Hans-Günter Grawe lobt das Engagement: „Wir sind froh, dass es solche Initiativen gibt, die die Frequenz in unseren Geschäften erhöht. Das Problem des Leerstands trifft inzwischen jede Einkaufsstraße. Es fällt schwer, Nachmieter und damit adäquaten Ersatz zu finden. In der Folge geht das Niveau in einigen Gegenden immer weiter runter“.
Georg Hempsch kennt als Inhaber der Kölner Kaffeemanufaktur die Probleme. „Wir wollen die Leute in ihrem Veedel halten und die lokale Infrastruktur stützen und stärken. Da ist dieser Gutschein ein hervorragendes Kölner Pendant zum Amazon-Gutschein. Bei den Onlinehändlern ist das Geld im Netz statt in Köln. Zudem entgehen der Stadt die Steuern“, sagt er zu EXPRESS.de.
„Schenk Lokal“ als Kölner Pendant zum Amazon-Gutschein
Michael Spernat vom Weinkontor Lindenthal nennt noch ein Problem: „Der Preisdruck durch den Online-Handel hat so viel Einfluss auf den Einzelhandel in der Stadt. Der immer weiter steigende Mietzins treibt immer mehr Läden in die Aufgabe.“ Durch den lokalen Gutschein hat er schon neue Stammkunden gewonnen, die zunächst in seinem Geschäft waren, um ihr Geschenk einzulösen und dann treu geblieben sind.
Diese Erfahrung hat auch Kaffee-Experte Hempsch gemacht. „Durch die Präsenz auf der Onlineseite von ‚Schenk Lokal‘ erhöhe ich weiter meine Sichtbarkeit. Diese Initiative richtet sich nämlich nur an inhabergeführte Läden und nicht an große Handelsketten“.
75 Prozent der beteiligten Partner führen weiterhin ihre klassischen Gutscheine und wollen die auch weiter anbieten. „Aber oft kommen Menschen oder auch Firmen in Verlegenheit und wissen nicht, was sie verschenken sollen. Bevor sie dann zum falschen Produkt greifen, bietet diese Option den Beschenkten danach die große Auswahl“, sagt Strieder.

