Kölner Disco-König im Interview„Diamonds“-Boss Yahya Firat: So halte ich meine Läden sauber

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Yahya Firat in seinem Büro am Kaiser-Wilhelm-Ring. Er betreibt die Lokale „Elit“ und „Inci“ sowie die Diskothek „Diamonds“.
Köln – Das verrufene aber auch legendäre „Palm Beach“ am Ring war sein erster Laden - später stieg Yahya Firat (59) mit dem „Diamonds“ zum Kölner Disco-König auf, der sogar Stars wie P. Diddy empfing. An diesem Wochenende sorgte Ex-Baywatch-Star Pamela Anderson (48) für Glanz in der Hütte. EXPRESS traf Firat zuvor zum Köln-Gespräch.
Herr Firat, sind Sie stolz auf den Titel „Disco-König“?
Yahya Firat: Ich bin sehr stolz, das als Ausländer geschafft zu haben. Und ich bin selbst überrascht, wie ich das gemacht habe. Ich habe mich durchgesetzt – und der liebe Gott hat geholfen.
Mein Bruder, der Türsteher in der Diskothek „Love Story“ im Friesenviertel war (damals sagte man Portier), erzählte, wie Sie eines Tages als Hänfling zu ihm kamen und sagten: Das möchte ich auch machen! Er hätte geantwortet: Da musst du aber noch einiges trainieren...
Ich weiß es noch genau, das war im Café „La Strada“. Dann habe ich Gas gegeben – und bin am Ende Bodybuilding-Meister geworden, am 17. Mai 1980.
Wie sind Sie in die Discoszene eingestiegen?
Durch mein Training habe ich 1978 ein Angebot vom „Love Story“ bekommen. Ein Freund von mir hatte in der Geschäftsführung gearbeitet. So bin ich reingekommen und bin steckengeblieben.
Das alte kölsche Milieu…
Damals haben sie sich auf den Kopp gehauen und nach zwei Stunden wieder zusammengesessen, und die Sache war vergessen. Jetzt ist das nicht so. Alles ist schwer geworden.
Wie halten Sie denn die Läden sauber?
Ich habe meine Schwager, zwei, drei, die hier an der Tür arbeiten, meinen Neffen, meinen Cousin, meinen Sohn, die helfen mir sehr viel. Deswegen ist es, toi, toi, toi, ruhig in meinem Laden, die Gäste machen kaum Probleme.
Die Ringe sind bei vielen Kölnern unbeliebt geworden.
Früher gab es am Ring sehr elegante Leute, ok, da waren auch Zuhälter drunter – jetzt laufen einfach zu viele Idioten rum. Die lass ich nicht rein, und er gegenüber (gemeint ist Disco-Betreiber Dirk Budach, d. Red.) lässt die auch nicht rein – dann laufen diese Leute auf dem Ring hin und her.
Sie haben selbst einen Sohn und eine Tochter – kann man eine Disconacht im Diamonds einem jungen Mädchen getrost empfehlen?
Bei mir war vor einem Jahr mal ein Kölner Staatsanwalt und hat sich den Laden zwei Stunden angeguckt, weil seine Tochter hier ihren 18. Geburtstag feiern wollte. Dann kam er und sagte: Ok, macht einen guten Eindruck. Ich gebe Ihnen eine Anzahlung, ich reserviere einen Tisch. Zur Party kam das Mädchen dann mit 13 Freunden – ohne die Eltern.
Um Disco-König zu werden, mussten Sie da auch Kämpfe mit dem Milieu austragen?
Ja, ich habe sehr viel gekämpft und große Probleme gehabt.
Schutzgeld?
Nein, ich wurde nie erpresst.
Woran liegt das?
Die wissen, dass sie mit mir nicht so umgehen können. Ich würde sowas nicht akzeptieren und direkt loslegen.
Wie halten Sie sich fit?
Ich mache Schattenboxen und laufe viel.
Sie leben in Müngersdorf…
Es ist sehr schön im Viertel. Ich halte in meinem Haus 80 Fasane – ich züchte sie. Mit den Nachbarn verstehe ich mich sehr gut, es sind viele Politiker darunter, viele reiche Leute, nur Deutsche.
Wie haben Sie sich als Türke früher akzeptiert gefühlt?
Ich habe immer sehr viel Probleme mit der Polizei und der Stadt gehabt. Kontrollen, Razzien – und man hat noch nie was gefunden. Ich denke, weil ich mich so hochgearbeitet habe, glaubte man, da müsse was sein. Aber ich bin nicht vorbestraft, hatte beispielsweise mit Drogen nie was zu tun, hab auch selbst nie was genommen, ich trinke Whisky und Champagner, das war’s. Es gab einen Polizisten, der ist regelmäßig hier zusammen mit 20 Mann und dem Ordnungsamt aufgetaucht – und hat nie was entdeckt. Ich habe mich beim Ordnungsamt beschwert, seit drei Monaten habe ich meine Ruhe.
Haben Sie Kontakt zu den alten Leuten aus dem Milieu?
Ich kannte alle, Dummse Tünn zum Beispiel kam ins „Love Story“ und trank paar Bierchen. Aber es gibt keinen Kontakt mehr. Den langen Tünn sehe ich öfter mal, wir grüßen uns, er erzählt die alten Geschichten.
Hatten Sie mal Stress mit ihm?
Er hat mich früher mal als Türsteher nicht ins „Colombo“ gelassen – „Tür ist zu“. Da war ich wütend.
Sind sie ein gläubiger Mensch?
Ja, sehr. Ich glaube an Gott.
Hat ihnen Ihr Vater die Gebete beigebracht?
Meine Mutter. Ich sage sie auf, wenn ich morgens aufstehe und abends ins Bett gehe.
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Ein Hauch von Schwarzenegger: Firat schaffte es an die Bodybuilder-Spitze
Die Familie ist georgischen Ursprungs, sie siedelte ins zentralanatolische Kayseri, wo Yahya Firat zur Welt kam. Als er zwölf war, kam er mit seinem Vater nach Deutschland, der fand eine Stelle in einer Pulheimer Papierfabrik.
Firat ist seit fast 30 Jahren mit Ehefrau Doris verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Sohn Tanju (26) und Tochter Selda (22) arbeiten auch im Betrieb mit.
1980 wurde Yahya Firat deutscher Bodybuilding-Meister. Er wohnte mit seiner Familie in Lindenthal, bevor er nach Müngersdorf zog. Eins seiner Markenzeichen ist neben dem markanten Lachen ein Brilli im Ohr. Er ist mittlerweile Besitzer mehrerer Häuser am Ring.