Die Päffgens, das Supermodel und Alain DelonKölner Brauerfamilie äußert sich zur Legende um „Nico“

Das Brauhaus Päffgen an der Friesenstraße in Köln im September 2022.

Das Brauhaus Päffgen an der Friesenstraße in Köln im September 2022.

Sie wurde als Christa Päffgen in Köln geboren und startete als „Nico“ international durch. Jetzt äußert sich die Kölner Brauerfamilie zu dem 1988 verstorbenen Model, Muse und Sängerin. 

von Ayhan Demirci (ade)

Eine der schillerndsten Kölner Stargeschichten ist die wilde, traurige Story des Supermodels Christa, Nachname Päffgen. Geboren am 16. Oktober 1938 in der Frauenklinik an der Kerpener Straße in Lindenthal, berühmt geworden als „Nico“ in New York.

Die Kölnerin war Sängerin der Band „Velvet Underground“ um Lou Reed und war die Muse von Kunststar Andy Warhol. Nico alias Christa Päffgen starb am 18. Juli 1988 auf Ibiza, nach einem Sturz hatte sie eine Hirnblutung erlitten – ihr Leben fasziniert bis heute.

Kölner Brauerei Päffgen: Familie macht Schluss mit Nico-Legende

Gerade ist in Großbritannien eine weitere Biografie erschienen: „You Are beautiful and you Are alone: The Biography of Nico“, Autorin: Jennifer Bickerdike. In dieser wie auch anderen Biografien und auch im Onlinelexikon Wikipedia heißt es zur Herkunft der Kölnerin, ihr Vater Wilhelm Päffgen entstamme „der Kölner Brauereidynastie Päffgen“ – demnach war Wilhelm also nicht „irgendein“ Päffgen.

Das aber ist nicht wahr, heißt es aus der namhaften Unternehmerfamilie mit dem legendären Brauhaus an der Friesenstraße – die Kölsch-Päffgens machen Schluss mit der Nico-Legende.

Gisela Päffgen (74), die selbst einst mit ihrem Mann Günter, Bruder des heutigen Päffgen-Chefs Karl Rudolf Päffgen, das Kultlokal „Päff“ betrieb, und ihre Tochter Anne zu EXPRESS.de: „Wir sind als Familie die Stammbücher durchgegangen und haben nichts Entsprechendes gefunden. Es wäre ja auch nicht schlimm, wenn es anders wäre. Nur, es ist eben nicht so. Es gibt keine Verwandtschaft zu Nico.“

Dabei stößt sich Gisela Päffgen durchaus an der Erzählung, wie sie sich in den Büchern über Nico darstellt. Die besagt, dass die gutbürgerliche, katholische und vermögende Bierbrauerfamilie ihre Probleme mit Christa Päffgens Eltern hatte.

Köln: Gisela Päffgen widerspricht aktueller Nico-Biografie

Das waren demnach der Angestellte Hermann Wilhelm Päffgen und die aus einfachen Verhältnissen stammende, evangelische Mutter Margarete Schulze. Die war von ihrem ersten Ehemann, dem Maler Rudolf Schulz, seit Oktober 1937 geschieden. Ein Jahr darauf kam ihre Tochter Christa zur Welt – unehelich. Erst drei Monate später heirateten Margarete Schulz und Wilhelm Päffgen.

In der aktuellen englischen Biografie heißt es über die Reaktion der Brauerfamilie, die Päffgens seien „horrified“, also entsetzt gewesen über die Hochzeit des damals 20-jährigen Wilhelm, erst recht, als sie noch vom Nachwuchs erfuhren. Nach Angaben der Autorin entstammen diese „Erkenntnisse“ den Erinnerungen von Margeretas Schwester Helma Wollf. Gisela Päffgen widerspricht und sagt: „Da wird einfach was in die Welt gesetzt. Man liest das und denkt: Was schreiben die für einen Unsinn.“

Kölnerin Christa Päffgen alias Nico zierte internationale Modemagazine

Fakt ist: Margarete Päffgen, geborene Schulze, lebte an der Luxemburger Straße 26. Ihr Mann soll als Wehrmachtssoldat 1942 gefallen sein. Laut der neuen Biografie wurde das Kleinkind Christa 1940 von der Mutter für sieben Monate im Sülzer Kinderheim untergebracht – womöglich aus wirtschaftlicher Not. Dann verließ die Mutter mit ihrem Kind Köln und siedelte zur Großmutter nach Berlin um. Dort arbeitete sie als Schneiderin, dadurch kam die Tochter als junges Mädchen in Kontakt zur Modewelt. Dann ging es Schlag auf Schlag ...

Christa machte mit ihrem außergewöhnlichen Aussehen Karriere als Model, landete auf den Titelblättern internationaler Magazine, spielte in Werbespots und bekam eine Rolle in Federico Fellinis Kultfilm „La Dolce Vita“. Das erste deutsche „Supermodel“ siedelte dann in die USA über, wo sie zum deutschen Szene-Girl und unter dem Pseudonym Nico das Gesicht und die (markante) Stimme der New Yorker Band „Velvet Underground“ wurde.

Stars wie Leonhard Cohen, Jimmy Page und Serge Gainsbourg komponierten Songs für sie, mit einigen hatte sie Affären. Als sicher gilt eine Liaison mit Alain Delon. Die französische Filmlegende soll der Vater ihres 1962 geborenen Sohnes Ari sein. Der heute 86-jährige Schauspieler hat sich nie dazu bekannt. Doch Delons Eltern akzeptierten Ari als ihr Enkelkind und kümmerten sich zeit ihres Lebens um den Jungen und nahmen ihn sogar auf.

Auf den Spuren ihrer Familie tauchte Nico im „Päff“ am Friesenwall auf

Und Christa Päffgen? Sie stürzte mit den Jahren ab und machte mit wirren Erzählungen von sich reden. Was bislang unbekannt war: 1972 oder 1973 tauchte sie eines Tages im „Päff“ am Friesenwall auf, wie Gisela Päffgen erzählt: „Sie war allein und trug ein rotweißes Lederkostüm. Sie war wie benebelt, wahrscheinlich durch die Drogen.“

Christa alias Nico sei auf den Spuren ihrer Familie gewesen. „Wir haben sie freundlich begrüßt und gesagt, wir schauen gerne mal nach – aber da ist eigentlich niemand, der für Sie infrage kommt. Wir fanden sie ja auch toll, aber man konnte mit ihr nicht reden“, erinnert sich Gisela Päffgen,  „sie war nicht gut drauf und tat mir leid. Sie war wohl mit dem Zug aus Paris gekommen. Vielleicht hatte sie dort ihren Sohn besucht.“