Millionen-Betrug mit Fake-Ware: Der Boss (64) einer professionell agierenden Bande steht in Köln vor Gericht.
Kölner Bande scheffelt MillionenAngeklagter (64) hat bizarre Ausrede

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Der Angeklagte (64) mit Dolmetscher Bahadir Aksungur beim Prozess am Kölner Landgericht.
Ein großer Fall von Markenpiraterie wird jetzt vor dem Kölner Landgericht verhandelt! Auf der Anklagebank sitzt ein 64-jähriger Mann.
Die Anklage: Er soll mit Komplizen ein Millionen-Geschäft mit gefälschten Luxus-Klamotten von „Hugo Boss“, „Armani“ und „Adidas“ aufgezogen haben.
Doch der Angeklagte will von allem nichts gewusst haben – er sei Multimillionär und habe sich in Deutschland nur gelangweilt.
Laut Anklage war das System professionell organisiert: Unter Namen wie „Fashion Store“ oder „Trend Fashion“ verkaufte die Bande die Plagiate über Ebay, mit bis zu zwanzig Verkäufen am Tag. Der Umsatz soll bei unglaublichen 1,7 Millionen Euro liegen.
Die Masche war perfide: Die Kleidung kam per Lkw aus den Niederlanden, wurde in unscheinbaren Lagern rund um Köln versteckt und von dort aus in die ganze Welt verkauft – nach Frankreich, Österreich, Norwegen, Rumänien, in die Schweiz und die Türkei. Abnehmer waren nicht nur private Käufer und Käuferinnen, sondern auch andere Online-Händler.
„Ich bin in ein Loch gefallen“
Vor Gericht gibt sich der 64-Jährige ahnungslos. Er streitet ab, in den Fälscherring verwickelt gewesen zu sein. Er habe es finanziell gar nicht nötig gehabt. Nach einem Firmenverkauf in der Türkei habe er etwa 10 Millionen Euro besessen. „Ich bin in ein Loch gefallen“, erklärte er.
Das Leben in Deutschland mit Schrebergartenpflege und Autowaschen habe ihn nicht erfüllt.
Er habe dem Hauptbeschuldigten nur ein paar Tipps gegeben und sei von echter Ware ausgegangen. Erst nach einer ersten Razzia im April 2016 habe er von den Fälschungen erfahren. „Danach habe ich ihm geholfen, seine Geschäfte weiterzuführen“, so der 64-Jährige. Er will aber „kein gleichberechtigter Partner“ gewesen sein, sondern nur für Kurierfahrten eingesprungen sein.
Angeklagter soll für Schaden von 1,7 Millionen Euro haften
Ein Deal platzte: Die Staatsanwältin bot eine Bewährungsstrafe für ein volles Geständnis an. Da der Angeklagte aber nur Helfertätigkeiten zugibt, geht der Prozess weiter. Haften soll er trotzdem für den vollen Schaden von 1,7 Millionen Euro.
Der Fall ist kein Einzelfall in Köln. Immer wieder decken Fahnder und Fahnderinnen den Handel mit Plagiaten auf. Erst vor wenigen Wochen durchsuchte ein Spezialeinsatzkommando die Wohnung eines 20-Jährigen in Kalk und fand ein Lager voller gefälschter Luxusartikel in Porz.
Den bisher größten Schlag landeten Zollmitarbeiter und Zollmitarbeiterinnen vor etwa eineinhalb Jahren in Köln-Wahn. In einem Lkw aus der Türkei entdeckten sie 30.000 gefälschte Markenklamotten sowie zehntausende Unterhosen, Schuhe und Accessoires. Der Wert, wäre die Ware echt gewesen: über vier Millionen Euro!
Ein Zoll-Sprecher warnte damals vor einer Gesundheitsgefahr, denn die Kleidung roch stark nach Chemie. „Wer weiß, was da alles an Farbstoffen und Chemikalien verarbeitet wurde“, sagte er. Die sichergestellten Plagiate wurden allesamt verbrannt. (red)
