Spezialisiert auf CannabisKölner Ärztin ganz offen: Behandlung ist „für viele der letzte Ausweg“

Dr. Lisa Schmidberg in Arztkittel in ihrer Praxis in Köln.

Dr. Lisa Schmidberg (27) hat sich in ihrer Arztpraxis auf die Behandlung mit Cannabis spezialisiert. Damit steht sie allerdings auch einigen Skeptikern und Skeptikerinnen gegenüber.

In Deutschland steht die Legalisierung von Cannabis bevor. Als Medizin ist es schon seit fünf Jahren zugelassen. Eine Kölner Ärztin hat sich auf die Behandlung mit Cannabis spezialisiert und berichtet von ihren Erfahrungen.

von Carolina Bosch ()

Noch in diesem Jahr soll laut Ampel-Koalition die Legalisierung von Cannabis auf den Weg gebracht werden. Dabei wird es schon längst nicht mehr nur als Rauschmittel genutzt. Seit 2017 ist es in Deutschland offiziell als Medikament zugelassen und darf von Ärzten und Ärztinnen verschrieben werden.

Dr. Lisa Schmidberg (27) ist eine dieser Ärztinnen. In ihrer „Algea Care“-Praxis in der Kölner Innenstadt hat sie bereits rund 200 Patienten und Patientinnen mit Cannabis behandelt.

„Versorgungslücke schließen“ – Kölner Ärztin spezialisiert sich auf Cannabis

Die Plattform „Algea Care“ vermittelt die medizinische Behandlung mit Cannabis und bietet dafür auch digitale Beratung per Videosprechstunde an. Den Kölner Standort gibt es seit September 2021.

„Wir möchten eine Versorgungslücke schließen“, erklärt Dr. Schmidberg gegenüber EXPRESS.de. Denn häufig seien Ärzte und Ärztinnen sowie Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen von Apotheken noch nicht ausreichend über den Umgang mit Cannabis informiert. „Man sollte sich sehr darauf spezialisieren, um routinemäßig damit umzugehen.“

Kölner Ärztin über Cannabis: „Für viele ist das der letzte Ausweg“

Die Patientinnen und Patienten hingegen haben sich in der Regel schon ausführlich mit dem Thema beschäftigt, wenn sie vorstellig werden. Für viele sei das oft der letzte Ausweg. „Cannabis ist kein Medikament der ersten oder zweiten Wahl“, betont Dr. Schmidberg. „Der Patient oder die Patientin hat bereits alle gängigen Therapiemöglichkeiten ausprobiert und wenn die nicht anschlagen, ergibt es Sinn, sich bei uns vorzustellen.“

Aber wer sind diese Patientinnen und Patienten? Das gängigste Krankheitsbild in diesem Fall seien die chronischen Schmerzen, so Dr. Schmidberg. Aber auch Bandscheibenvorfälle, Arthrose, Diabetes und psychische Erkrankungen können mit Cannabis behandelt werden. Es wirkt vor allem schmerzlindernd, entzündungshemmend und stimmungsregulierend.

Ein Fall ist der 27-Jährigen besonders in Erinnerung geblieben. Ein junger Mann mit Morbus Crohn, einer chronischen Darmerkrankung. „Er hatte extreme Schmerzen und musste viel Kortison nehmen, wodurch er wieder Nebenwirkungen bekam“, erinnert sie sich. Nach der Cannabis-Therapie ging es ihm merklich besser. „Es war ein toller Erfolg und für ihn lebensverändernd.“

Mögliche Nebenwirkungen durch die Behandlung mit Cannabis

Dennoch gibt es weiterhin eine Hemmschwelle, die Patientinnen und Patienten erst einmal überwinden müssen. Die Gesellschaft steht der Behandlung zwiegespalten gegenüber. Oft sei die Stigmatisierung ein Problem. „Da muss besser aufgeklärt werden“, findet Dr. Schmidberg.

Auch über Nebenwirkungen machen sich einige Sorgen, wie etwa vor einer Psychose. Hier müsse stark auf mögliche Vorerkrankungen geachtet werden. Deswegen sei eine intensive Betreuung wichtig. Nebenwirkungen, die eher auftreten können, sind Müdigkeit, trockene Augen oder ein trockener Mund.

Zum einen kann das Cannabis über Tropfen eingenommen werden, zum anderen durch Inhalieren. Dafür stellt Dr. Schmidberg ein Gerät vor, in dem eine zermahlene Cannabisblüte erhitzt wird. Der Unterschied zum normalen Rauchen ist, dass das Cannabis erhitzt und nicht verbrannt wird. „Anders wäre es schädlich“, erklärt die Ärztin.

Die Kosten einer solchen Behandlung haben es in sich. Etwa 250 bis 300 Euro kostet ein Verdampfer mit allen benötigten Geräten. Die Blüten kosten je nach Apotheke zwischen 10 und 25 Euro pro Gramm. Hinzukommen die Beratungskosten, die sich zwischen 100 und 130 Euro bewegen. Manche private Krankenkassen übernehmen die Kosten.