Harte StoryKölner rettet Obdachlosen von der Domplatte – der Grund geht ans Herz

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Halten zusammen: Ralf Winkens (l.) und Heinz Hemmersbach vorm St. Katharinen Krankenhaus in Frechen

Köln – Es ist ein unglaublich schweres Schicksal, das Ralf Winkens (49) hinter sich hat. Nach dem Tod seiner langjährigen Lebensgefährtin landete der Raumausstatter auf der Straße – überlebte die letzten sechs Monate trotz hartem Alkohol- und Drogenkonsum. Doch am 15. September sollte sich alles ändern, als er auf der Domplatte auf Kölner Heinz Hemmersbach (59) traf ...

Heinz Hemmersbach sprach Obdachlosen am Dom an

„Ich habe ihn da sitzen sehen und ihm fünf Euro, eine Cola und eine Schachtel Zigaretten gebracht“, erinnert sich Heinz Hemmersbach an den Tag zurück. Der selbstständige Steinmetz war eigentlich im Stress und auf dem Sprung zum Hauptbahnhof. „Irgendwas in mir sagte mir aber, ich muss zurückgehen und den Mann fragen, was passiert ist.“ 

Von seinem Gefühl geleitet, ging er zurück zur Domplatte, setzte sich neben Ralf Winkens, dem Obdachlosen, der seit März auf der Straße lebte. Seine Geschichte ist bewegend. 

Lesen Sie hier: Kölner Obdachlose teilen Geheimnis, das zu Tränen rührt!

Kölner Obdachloser erzählt Horror-Schicksal

„18 Jahre waren Heidi und ich zusammen“, erzählt Ralf Winkens uns unter Tränen. Seine Freundin war herzkrank, musste zur Medikamenteneinstellung ins Krankenhaus. Dann geschah das Unfassbare: „Durch einen kleinen Ratscher am Oberschenkel fing sie sich im Krankenhaus einen Keim ein“, so Winkens. Diagnose: MRSA. Der Keim zerfrisst den Körper von innen.

Heidi († 50) mussten später sieben Finger und ein Unterschenkel amputiert werden. Ihr Körper wurde immer schwächer, bis sie im März 2019 einfach einschlief. „Ich kam nach Hause und rief: 'Mausi, ich bin wieder da!'“, erinnert sich Ralf Winkens, „aber ihr Körper war da schon steif und kalt“. 

Dann kam es Schlag auf Schlag für den damals arbeitslosen Raumausstatter. „Die Leute von der Mordkommission kamen und als der natürliche Tod von Heidi festgestellt wurde, sagten die von der Kripo mir dann, ich müsse die Wohnung verlassen.“

Weil die Wohnung in Köln-Kalk auf den Namen seiner verstorbenen Freundin lief, musste der Hartz-IV-Empfänger das Feld räumen. „Alle Bücher, alle Erinnerungen, alle Klamotten, alles weg. Es war die Hölle“, resümiert er. 

Dann begann sein Überlebenskampf auf der Straße. „Die ersten Tage nach Heidis Tod habe ich mir jeden Tag zwei Flaschen Korn reingekloppt“, gibt er zu. Später spritzte der 49-Jährige sich dann auch noch Heroin, um mit dem schweren Schicksal fertig zu werden. 

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Langer Bart und viel Gepäck: So fand Heinz Hemmersbach Ralf Winkens am 15. September am Dom vor.

Kölner rettet Obdachlosen von der Straße

Als Heinz Hemmersbach ihn am 15. September auf der Domplatte vorfand, stand für ihn fest: „Der pennt keinen Tag länger auf der Straße.“ Prompt brachte der sympathische Steinmetz seinen Schützling in einem Hotel unter.

Doch dort wartete das nächste Unheil auf den Obdachlosen. „Als ich am nächsten Tag ausgecheckt hatte, hielt ich mich noch auf dem Parkplatzgelände des Hotels auf. Dann haben die die Polizei gerufen, die mich wie Vieh wegjagte“, schildert er das unbegreifliche Erlebnis.

Er teilte den Beamten mit, dass er auf Entzug sei, nicht so schnell laufen könne. „Das interessierte die nicht. Die haben nur gesagt, dass das nicht in deren Zuständigkeitsbereich falle.“

Kölner Obdachloser bricht nach Polizei-Einsatz zusammen

Dann brach Ralf Winkens auf der Straße vor dem Frechener Hotel zusammen. Eine couragierte Passantin rief zum Glück den Krankenwagen. Doch auch im Krankenhaus durfte der Wohnungslose keine Nacht bleiben.

Heinz Hemmersbach wurde informiert, nahm sich seinem neuen Freund an und brachte ihn in seine Firma.

Doch Alkohol, Drogen und sechs Monate hartes Leben auf der Straße hatten Spuren hinterlassen. Es folgte der nächste Zusammenbruch. Jetzt liegt der Obdachlose im St. Katharinen Krankenhaus in Frechen und wartet auf einen Platz in einer Entzugsklinik in Köln oder im Umland.

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Kann langsam wieder aufatmen: der Obdachlose Ralf Winkens im Krankenhaus in Frechen

Kölner will Obdachlosen einen Job anbieten

Zwischen ihm und Heinz hat sich in wenigen Tagen eine enge Freundschaft entwickelt. „So Leute wie Heinz gibt es viel zu selten. Er ist einer unter einer Millionen. Ich bin ihm unendlich dankbar“, sagt Ralf.

Heinz' Mitgefühl kommt nicht von Ungefähr: „Als meine letzte Freundin mich vor Jahren vor die Tür setzte, war ich selbst vier Wochen obdachlos“, gibt Hemmersbach zu. Doch der Steinmetz berappelte sich wieder und will deswegen auch andere Obdachlose motivieren. „Ich weiß genau, wie Ralf sich fühlt. Deswegen will ich ihm helfen.“

Und dafür hat Heinz Hemmersbach auch schon einen konkreten Plan. „Wenn Ralf mit dem Entzug durch ist, werde ich ihn anstellen.“ Auch bei der Wohnungssuche greift Heinz Hemmersbach seinem Freund schon jetzt unter die Arme. Wenn das nicht der Beginn einer richtig guten Freundschaft ist ...