Es ist eines der bekanntesten Kunstwerke Kölns, doch jetzt soll es weg! Das Flügelauto von HA Schult muss vom Zeughaus-Dach verschwinden. Der Künstler ist stinksauer und will das nicht hinnehmen.
Zoff um Kölner WahrzeichenStadt will Flügelauto entfernen

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Das Flügelauto soll weg. Auf unserem Foto aus April 2013 wird es von Ford-Azubis gereinigt.
31.08.2025, 13:56
Paukenschlag in der Kölner Kunstszene! Das berühmte Flügelauto des Aktionskünstlers HA Schult soll vom Dach des Zeughauses in der Innenstadt verschwinden. Doch der Künstler will sich das nicht gefallen lassen – jetzt könnte der Streit sogar vor Gericht landen!
In einem Schreiben teilte Kulturdezernent Stefan Charles dem Künstler mit, dass zwei Gutachten zu einem dramatischen Ergebnis kommen: Das Auto muss weg, um „langfristig einen Einsturz des Treppenturms zu vermeiden“.
Seit 1991 thront der von HA Schult gestaltete Ford Fiesta mit den goldenen Flügeln auf dem Turm, nur wenige Hundert Meter vom Dom entfernt. Schon Mitte Mai hatte die Stadt gewarnt, dass der Verbleib des Kunstwerks „gefährdet“ sei, weil der Turm nicht mehr sicher ist.
Wann genau das Auto entfernt werden soll und ob es einen neuen Platz bekommt, ließ die Stadt Köln am Freitag auf Anfrage offen. Im Brief an Schult drückt Charles sein Bedauern aus und ist überzeugt, dass es „neue Wege geben wird, um das Flügelauto in einem adäquaten Umfeld zu präsentieren“.
Flügelauto soll weg: Künstler erwägt rechtliche Schritte
Doch HA Schult denkt gar nicht daran, sein Werk einfach abmontieren zu lassen und erwägt nun rechtliche Schritte. Sein Anwalt Rolf Bietmann schickte der Stadt einen geharnischten Brief. Darin heißt es: „Die Ankündigung, dieses Kunstwerk zu entfernen, zumal in einem Schreiben ohne Datum, bedarf mit Sicherheit einer umfänglichen rechtlichen Begründung.“
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Bietmann pocht auf das Urheberrecht von HA Schult und die untrennbare Verbindung von Turm und Flügelauto. Er fordert von der Stadt, bis Montag (1. September) die Gutachten vorzulegen. „Sollten wir entsprechende Erklärungen nicht vorliegen haben, müssten wir zum Schutz des Mandanten und seiner Urheberrechte an dem Kunstwerk gerichtliche Schritte in die Wege leiten.“ Eine Lösung wäre laut Bietmann, die Mängel einfach zu sanieren und den Standort zu sichern.
Und auch Schult selbst meldet sich in einem offenen Brief an Charles zu Wort: „Es ist also an Ihnen, dafür Sorge zu tragen, baldmöglichst mit der Sanierung zu beginnen, damit der ‚Goldene Vogel‘ weiter weltweit für die Freiheit und Offenheit Kölns wirbt.“ Er glaubt nicht, dass die Absicht, das Auto zu entfernen, „von den Bürgern und Bürgerinnen Kölns einfach so hingenommen wird“.
Hintergrund ist der marode Zustand des denkmalgeschützten und leerstehenden Zeughauses. Das Gebäude muss laut Kulturdezernent Stefan Charles „dringend saniert“ werden. Bereits 2017 sorgte ein Wassereinbruch dafür, dass das Kölnische Stadtmuseum (KSM) in ein Ausweichquartier umziehen musste.
Wie es mit dem zwischen 1594 und 1606 erbauten Zeughaus weitergeht, ist völlig unklar. Vor Jahren schätzte die Stadt die Kosten für eine Sanierung samt Erweiterung auf 91 Millionen Euro. Angesichts der massiven Haushaltskrise in Köln ist das eine riesige Hürde. (red)