Kölns Sportreporter-LegendeDietmar Schott: Darum wurde ich nicht FC-Fan

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Reporterlegende Dietmar Schott auf der Dachterrasse des „Haus des Handwerks“ in der Kölner Altstadt. 

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Millionen Deutschen ist seine freundliche  Stimme vertraut. Dietmar Schott war einer der profiliertesten deutschen Sportjournalisten. Vor allem kennen ihn Fußballfans als Moderator der WDR-Radiosendung „Tore, Punkte, Meisterschaft“ bzw. „Sport und Musik“, in denen er zahllose Bundesligakonferenzen leitete.

Am 20. Juli wird die Reporterlegende 80! Hier das EXPRESS-Geburtstagsinterview, in dem es viel zu schmunzeln gibt. Schott erzählt aber auch, wie er vor wenigen Wochen nach einem schweren Unfall seinen Führerschein abgeben musste.

EXPRESS: Herr Schott, Sie sind in Kalk geboren, in Riehl aufgewachsen, aber tragen die goldene Ehrennadel des HSV am Revers. Erklären Sie uns  bitte Ihre Fangeschichte.

Schott: Im Krieg wurden wir nach Bad Berka bei Weimar evakuiert.  Als später die Russen die Zone übernahmen, sind wir nach Hamburg gegangen, wo meine Großeltern lebten. Da wuchs ich auf. Und am 17. März 1954 wurde ich Mitglied des HSV.

Wie wurden Sie Reporter?

Meine Mutter arbeitete später beim NWDR,  machte für Peter Frankenfeld die Sendungen. Beim Sender lernte ich Herbert Zimmermann kennen, er ist immer mein Idol gewesen, bis heute. Leider ist er 1966 in der Nähe von Osnabrück bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Der hatte sich für uns junge Reporter immer Zeit genommen, hat uns Tipps gegeben, das fand ich so großartig.

Wie haben Sie das Finale von Bern und Zimmermanns Hörfunkreportage erlebt?

Ich stand mit etwa 100 Leuten vor einem Fernsehergeschäft in Hamburg-Lokstedt, ganz kleiner Bildschirm – und Zimmermanns Radioreportage lief nebenher.

Und wenn Sie das mit heute vergleichen?

Früher, das waren tolle Stimmen. Kurt Brumme, der das Jahrhundertspiel 1970 gegen Italien kommentierte,  Werner Labriga und Oskar Klose und eben Zimmermann, das vermisse ich im Augenblick so ein bisschen, vor allem im Radio. Das sind junge, keine schlechten Leute, ich will niemanden abqualifizieren, aber:  Gott, was waren das für mitreißende Reportagen damals.

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Dietmar Schott (rechts) im Gespräch mit EXPRESS-Redakteur Ayhan Demirci 

Seit 1962, als Sie mit ihrer Mutter nach Köln zurückkehrten, arbeiteten Sie beim WDR.  Was fällt Ihnen spontan  zu Weggefährten wie Ernst Huberty ein?

Mit ihm habe ich mal in der WDR-Promimannschaft gespielt und mir bei einem Spiel in Pesch das Bein gebrochen. Ernst lief neben mir, ich wollte ihm den Ball zupassen, er hätte allein vorm Tor gestanden, da rannte mich der Torwart übern Haufen! Zum andern: Als ich von Olympia in Calgary zurückgekommen bin, rief mich Ernst an und meinte: Du bist jetzt dran. Du machst jetzt bimedial, du machst auch Fernsehen. Ich moderierte fünf Jahre die Aktuelle Stunde.

Heribert Fassbender...

...war ein super Radioreporter. Im Fernsehen war er – meiner Meinung nach – nicht so überzeugend wie im Radio. Als er zuletzt Manfred Erdenberger traf, unseren früheren Chefredakteur, hat er sich ausführlich nach mir erkundigt. Das freut mich natürlich.

Haben Sie die Meisterschaftsfinalkonferenz 1978 geführt, als Gladbach 12:0 gegen Dortmund gewann und dem FC den Titel fast wegballerte?

Das müsste Kurt Brumme gewesen sein. Hannes Löhr war der Assistent von Hennes Weisweiler –  beides waren Freunde von mir –  der hat immer Radio gehört und sagte: Du, es steht 8:0! Mach irgendwas! Und da hat Hennes gesagt, der war ja immer so ruhig und sachlich, na ja, 8:0, ist ja noch nicht so schlimm. Dann 9:0! 10:0! Und dann ist der bald verrückt geworden. Na ja, zum Glück machten Culli und Okudera  noch zwei Tore, und die Kölner gewannen  gegen St. Pauli 5:0.

Sie werden jetzt 80 Jahre alt und haben gerade einen schweren Autounfall auf der A3 überstanden.

Ich war vorher auf der Rennbahn in Weidenpesch und mit meinem VW Beetle auf dem Weg nach Hause. Mein Vordermann fuhr rechts ab, da gab ich Gas, aber maximal 80, 85 km/h – aber das nächste Auto vor mir bekam plötzlich ein Motorstottern, wie die Fahrerin später sagte. Ich bin dann leider aufgefahren. Ich habe mir das Brustbein gebrochen und lag zwei Tage auf der Intensivstation. Ein Insasse aus dem anderen Unfallfahrzeug hat sich das Schlüsselbein gebrochen. Den Führerschein  musste ich erstmal abgeben. Der Test ergab 0,48 Promille,  ganz  knapp unter der Grenze.   Ich muss jetzt abwarten, was der Richter sagt. Zum Glück war ich alleine im Auto, sonst wäre vielleicht anderen noch was zugestoßen.

Zu guter Letzt: Köln oder Hamburg?

Ich liebe beide! Mir geht das Herz auf, wenn ich den Michel und auch, wenn ich den Dom sehe.

(exfo)