KölnRechtsanwalt fälschte Unterschrift vom Chef – nun kassiert er Hartz IV

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Volljurist Michael R. (36) auf der Anklagebank in Saal 22 des Kölner Amtsgerichts. Rechts Richter Wolfgang Schorn.
Köln – Ehemaliger Strippenzieher der Kölner CDU im Stadtrat, Bundestagsabgeordneter a.D. und ein ausgebuffter Rechtsanwalt mit erfolgreicher Wirtschaftskanzlei mit acht Standorten in ganz Deutschland.
Doch ausgerechnet Prof. Dr. Rolf Bietmann (64) wurde von seinem eigenen Mitarbeiter betuppt. Das Kölner Amtsgericht beschäftigte sich mit dem kuriosen Betrugsfall.
Rechtsanwalt auf der Anklagebank
Auf der Anklagebank saß der Volljurist Michael R. (36, Name geändert). Als Rechtsanwalt für Sozialrecht war er in die Sozietät Bietmann eingestiegen, nebenbei auch für die Ausrichtung der Erfurter Tage des Arbeitsrechts tätig, die Bietmann als Vorsitzender eines Vereins ausrichtet.
Als es darum ging, Hotelrechnungen und Honorare für die Erfurter Veranstaltung zu überweisen, zweigte der Jurist die Vereinsgelder auf sein eigenes Konto ab.
Auf zwölf Überweisungsträgern fälschte der Mitarbeiter die Unterschrift von Bietmann, erbeutete so insgesamt 15 719 Euro. Geschädigt war am Ende die Bank, die die Beträge Bietmanns Verein erstattete.

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Der Kölner Wirtschaftsanwalt Prof. Dr. Rolf Bietmann (64)
Angeklagter schildert finanzielle Notlage
„Ich war in einer finanziellen Notlage“, sagte der Angeklagte vor Gericht. Nach einer Trennung habe er etwa sein 165 Quadratmeter-Penthouse mit einer Monatsmiete von 1500 Euro nicht mehr zahlen können.
Der Darstellung des Angeklagten, dass sinkende Umsätze in der Kanzlei und damit weniger Lohn zu den Betrugstaten geführt haben sollen, widerspricht Bietmann.
Jetzt lebt der Volljurist von Hartz IV
Gerade das Jahr 2016, in dem der Betrug startete, sei ein „Superjahr“ für die Sozietät gewesen, so Bietmann zum EXPRESS. Vielmehr hätten die Taten erst begonnen, als man dem später gefeuerten Mitarbeiter eine Trennung nahegelegt hatte.
„Eine Schweinerei“ nennt Bietmann dessen Vorgehen. Inzwischen hat Michael R. seine Anwaltszulassung verloren, er lebt von Hartz IV. Neun Monate Haft auf Bewährung gab’s vom Richter obendrauf.