Ehre zum TodestagKölner Stadion wird nach Sport-Legende der Stadt benannt

Radstadion_Koeln_Luft

Auch in Müngersdorf, nur nicht ganz so berühmt: Das Kölner Radstadion (roter Bereich) wird nach einer Sport-Legende benannt. Die Luftaufnahme wurde im Jahr 2006 gemacht.

von Thomas Werner (tw)

Köln – Die Feinheiten der Bürokratie sollen in Köln – zumindest in diesem einen Fall – nun ein Ende haben. Seit der Fertigstellung 1996 trägt die Bahn im Kölner Radstadion (zwischen Sporthochschule und Rhein-Energie-Stadion) den Namen Albert-Richter-Bahn.

Köln: Radstadion wird komplett nach Albert Richter benannt

Die 1996 per Eilantrag von der Journalistin Renate Franz und Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke (Grüne) erreichte Namensgebung galt allerdings „nur” für die Bahn. Nicht aber das Stadion an sich, auch wenn es im Sprachgebrauch vielerorts schon als „Albert-Richter-Radstadion” bekannt ist.

7292311

Albert Richter war ein Held – nicht nur auf dem Rad.

Doch damit ist nun Schluss: Anlässlich seines Todestags, Richter war am 2. Januar 1940 unter mysteriösen Umständen gestorben, trägt das Stadion ab Samstag (2. Januar 2021) den Namen von Rad-Legende Albert Richter. Das gab Bürgermeister Andreas Hupke am Freitagabend bekannt.

Albert Richter: Ein Kölner Held, nicht nur als Sportler

Richter gilt in Köln als Held. Der Sohn einer Arbeiterfamilie wuchs in Ehrenfeld auf, in einer der Hochphasen den Radsports galt er als Ausnahmeathlet, wurde 1932 Weltmeister auf der Bahn. Mehrfach gewann er den Klassiker „Grand Prix de Paris”.

Radstadion_Koeln

Das Kölner Radstadion, hier ein Foto aus dem Jahr 2016, trägt nun den Namen von Albert Richter, die Bahn innerhalb des Stadions tut dies schon seit 1996.

Doch vor allem sein Mut und seine Courage in der Nazi-Zeit machten ihn zum Helden – und kosteten ihn wohl das Leben.

Der Sport-Star fiel bei den Herrschern und deren Vollstreckern in Ungnade. Er stellte sich stets gegen das NS-Regime – und hielt trotz des Drucks der Nazis an seinem jüdischen Trainer Ernst Berliner fest. So geriet er in die Fänge der Diktatur.

Albert Richter fällt beim NS-Regime in Ungnade und stirbt 1940

An Silvester 1939 nimmt seine traurige Todes-Story ihren Lauf: Richter steigt in Köln in den Zug in die Schweiz. Er will für einen jüdischen Freund Geld über die Grenze schmuggeln. Er hat 12.700 Reichsmark in einem Radreifen versteckt. In Weil am Rhein, kurz vor der Grenze, entdecken Kontrollbeamte das Geld.

Was danach passiert, wird nie genau aufgeklärt. Fest steht wohl: Richter wird in das Gerichtsgefängnis Lörrach gebracht. Wenige Tage später ist er tot. Es war Selbstmord, behaupten die Behörden. Es war Mord, glauben die Angehörigen. Als sein Bruder ihn im Gefängnis hatte besuchen wollen, lag Richters Leiche im Totenkeller, blutverschmiert und mit Löchern in der Kleidung.

Albert Richter: Auch Trainer Ernst Berliner wird in Köln gewürdigt

Sein Trainer Ernst Berliner versucht nach Kriegsende, die Umstände des Todes zu klären, erfolglos. Der Aufklärungswille in solchen Fällen ist in Deutschland nach 1945 lange gering.

Zu Ehren von Ernst Berliner wird der Platz vor dem Radstadion nun auch seinen Namen tragen. Die Geschichte der beiden Partner ist eng miteinander verbunden.

Richter liegt auf Melaten begraben, seit 2008 ist er Teil der „Hall of Fame” des deutschen Sports. Und sein Andenken, sportlich wie zivil, wird in Köln weiter aufrecht erhalten. (tw)